Wegen Protestbanner: Klimaaktivist wieder vor Gericht

Wegen Protestbanner: Klimaaktivist wieder vor Gericht
Klimaaktivist Samuel Bosch ist auf den Prozess gut vorbereitet. (Bild: Daniela Leberer)

Ravensburg (le) – Samuel Bosch stand heute wegen einer Transparentaktion letzten Jahres über der viel befahrenen Schussenstraße vor dem Amtsgericht Ravensburg.

Drei Aktivisten spannten damals eine Traverse und hängten daran ein Banner mit der Aufschrift „Wer Straßen sät, wird Stau ernten“ auf.  Samuel Bosch während der Aktion: „Unter mir fuhr bis 1959 eine elektrische Straßenbahn (’s Bähnle). Heute wälzt sich da 24 h/Tag eine verschmutzende und verlärmende Blechlawine. Wir fordern, dass die Straßenbahn zwischen Ravensburg und Baienfurt wieder aufgebaut wird.“ Die verkehrssicher befestigten Banner sollten Bürger über die „Blockadehaltung“ von Ravensburgs Mobilitätspolitik informieren.

Traverse war nicht aus Stahl

Kletteraktivist Samuel Bosch geht mit Hoffnung in den Prozess. „Endlich werden die Fakten ans Licht kommen.“ Er bezieht sich mit seiner Aussage auf einzelne Medienhäuser sowie „Falschaussagen der Polizei“, die etwa von gefährlichen Stahlseilen sprach. „Tatsächlich werden Traversen im Klimaaktivismus nie mit Stahlseilen errichtet. In unseren Pressemitteilungen gaben wir sogar die exakten technischen Daten des stattdessen von uns verwendeten besonders baumschonenden und ultraleichten Polypropylenseils an.“

Nicht immer gleich den Holzhammer zücken

Bosch erhofft sich von dem Prozess auch, die Logik der Aktion erklären zu können. „Die Polizei ließ damals nur noch Busse durch, für Autos blockierte sie die Schussenstraße. Durch diese unprofessionelle Überreaktion griff sie erheblich in die Versammlungsfreiheit ein, da sie uns das ursprünglich angedachte Publikum entzog. Tausende Autofahrer wären sonst von uns über die Blockadehaltung von Ravensburgs Mobilitätspolitik informiert worden!“ Nach Ansicht von Rechtsanwalt Klaus Schulz, der Bosch vor dem Amtsgericht vertritt, war die Totalsperrung der Schussenstraße „unnötig“. „Auf der Suche nach dem mildesten Mittel sollte man nicht den Holzhammer zücken“, so Schulz.