Versunkene Munition: Gefahr mit Langzeitwirkung

Versunkene Munition: Gefahr mit Langzeitwirkung
Meeresbiologe Dr. Matthias Brenner und Ute Marx vom AWI untersuchen die Sedimentproben und die biologischen Proben an Bord der HEINCKE. (Bild: Cornelia Riml)

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Sturm und strenge Hygienevorschriften stellten die Wissenschaftscrew auf die Probe. Nach knapp zweitägiger wetterbedingter Verspätung sowie mehreren Tagen planmäßiger Quarantäne gab der Kapitän der HEINCKE am Donnerstagfrüh das Kommando „Leinen los“ und nahm Kurs auf Helgoland. Das Forschungsteam des Projekts „North Sea Wrecks“ sammelte vor der Nordseeinsel Proben rund um das Wrack des Kriegsschiffs SMS MAINZ. Anhand von ihnen soll untersucht werden, inwieweit das mitsamt seiner Munition versenkte Schiff aus dem Ersten Weltkrieg Giftstoffe absondert.

Sie ruhen seit fast 80 manchmal seit 100 Jahren auf dem Grund der Nordsee. Beispielsweise westlich von Helgoland – Wracks von Kriegsschiffen, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg dort im Gefecht sanken. Noch immer an Bord: Waffen, Munition, Öle und Treibstoff. Bis zu 1,3 Millionen Tonnen Munition vermuten Forschende allein im deutschen Teil der Nordsee.

Das EU-geförderte Forschungsprojekt „North Sea Wrecks“ (NSW) mit Beteiligung des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte und des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) ergründet, welche Gefahren für Mensch und Umwelt von den Kriegshinterlassenschaften ausgehen und welche Geschichte hinter den Wracks steckt. Dazu arbeiten die Forschenden grenzübergreifend und interdisziplinär mit weiteren Fachleuten aus Deutschland, Belgien, Dänemark, Norwegen und den Niederlanden zusammen. NSW versteht sich als Nachfolger eines Projektes, für das Forschende Munition in der Ostsee untersuchten. Für NSW rücken nun die Kriegswracks am Grund der Nordsee samt Ladung in den Forschungs-Fokus. Auf dem Nordseeboden schlummern noch sehr viel mehr Kriegsgeräte als in der Ostsee.

(Quelle: Alfred-Wegener-Institut)