Ausgangssperren und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit können die Übertragung von COVID-19 eindämmen, doch werden dadurch auch Opfer mit ihren Peinigern eingesperrt. Laut der Weltgesundheitsorganisation gibt es in den Familien eine deutliche Zunahme zwischenmenschlicher Gewalt.
Leben auf engem Raum fördert Reibereien. Das kann schnell zu häuslicher Gewalt führen. Isoliert und voller Angst vor einem Menschen, der sie eigentlich lieben sollte, vollführen viele Frauen einen Eiertanz voller Furcht vor dem nächsten harmlosen Auslöser, der zu Gewalt führen könnte. In vielen Fällen kontrolliert der gewalttätige Partner jeden Schritt seines Opfers und lässt ihm fast keine Privatsphäre.
Anrufe und E-Mails sind oft die einzige Zuflucht. Am häufigsten betroffen sind Frauen und Kinder. Oft ist es schwer, unauffällig aus den eigenen vier Wänden heraus auf sich aufmerksam zu machen.
Lebensrettende Geste: Handzeichen weist auf Gewalt hin
Die kanadische Organisation „Canadian Women’s Foundation“ hat für solche Fälle das „Signal for Help“ ausgedacht: Ein spezielles Handzeichen, um im Videochat zu zeigen, dass Hilfe gebraucht wird, ohne es aussprechen zu müssen. Nonverbale Kommunikation kann Leben retten. Die Geste ist klein, nahezu unauffällig – und zwar mit Absicht. Sie soll dem Gegenüber im Videochat auffallen – nicht jedoch demjenigen, von dem das Gewaltpotenzial ausgeht. Sie ist ein Hilferuf.
Handzeichen: So machen Sie auf Gewalt aufmerksam
- Heben Sie die Hand senkrecht nach oben, als würden Sie Ihrem Gegenüber winken wollen – mit der Handinnenfläche nach vorne.
- Knicken Sie dann den Daumen nach innen ein, so dass er auf der Handinnenfläche liegt.
- Dann legen Sie die anderen vier Finger langsam über den Daumen zur Faust.
Was sollten Sie tun, wenn Sie ein Zeichen sehen?
Sollte Ihr Gesprächspartner bei einer Videokonferenz oder ähnlichem eine bestimmte Handbewegung machen, ist es wichtig, umgehend und bedacht zu handeln. Stellen Sie kurze Fragen, die problemlos mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können. Wichtig ist hierbei, dass das Opfer Kopfhörer trägt, damit andere die gestellten Fragen nicht mithören können. Benachrichtigen Sie umgehend das bundesweite Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016 (kostenfrei und rund um die Uhr) oder die Polizei. Auch online können Betroffene Hilfe finden: www.hilfstelefon.de
Notruf per Codewort in der Apotheke
Apotheken haben in Coronazeiten weiter geöffnet und könnten jetzt zur wichtigen Anlaufstelle für Opfer von häuslicher Gewalt werden. Betroffene Frauen – und natürlich auch Männer – können mit diesem Code-Wort auf sich aufmerksam machen und Hilfe holen.
Mit dem weltweiten Codewort „Maske 19“ können Betroffene auf ihre Notsituation aufmerksam und um Hilfe bitten. Apotheken können eine Anlaufstelle für betroffene Frauen sein, denn der Gang zur Apotheke ist für betroffene Frauen oftmals erlaubt. Apotheker sind bei diesem Codewort in Zusammenhang mit einer Bestellung angehalten, die Behörden zu informieren und zu helfen.