Glosse: Gute Fußball-EM und tolle Spiele

Glosse: Gute Fußball-EM und tolle Spiele
Mike Jörg, seit 1994 bekannt für seinen Jahresrückblick „Wa(h)r was?“ (Bild: PR/Mike Jörg)

WOCHENBLATT

Sommer, Sonne, Mike Jörg. Der oberschwäbische Kabarett-Grandseigneurs aus Weingarten heitert uns alle jede Woche ein bisschen auf und kitzelt digital unsere Lachmuskeln. Seit 1994 ist er bekannt für seinen satirischen Jahresrückblick „Wa(h)r was?“. Aus bekannten Gründen mussten alle Termine für seine treffsicheren Sticheleien in der ganzen Region ausfallen. Nicht aber bei uns. Lassen Sie sich jede Woche überraschen, was sich Mike Jörg überlegt hat und wo er den Finger in die Wunde hält. Viel Spaß!

Zum Auftakt erst mal ein lähmender Schock. Dänemark spielte gegen Finnland. In der 43. Minute brach der Däne Christian Eriksen plötzlich in sich zusammen. Entsetzen in den Gesichtern der Spieler. Man konnte sehen, dass der Spieler wiederbelebt wurde. Später erfuhren wir, dass er schon ganz weg war. Die Ärzte haben ihn ins Leben zurückgeholt. Es wurde weitergespielt. In den Tagen danach sahen wir Zauberfußball, sahen wir begeisternde Spiele der Österreicher, der Kroaten und vor allem der Schweizer. Es gab viele schöne Momente.

Die Macht der Weltstars

Als Christiano Ronaldo während einem Interview zwei Cola-Flaschen aus dem Fernsehbild schob, soll die Aktie von Coca-Cola um vier Milliarden Dollar abgestürzt sein. Welch unglaubliche Macht eines Weltstars! Ich war auch begeistert von anderen bewegenden Aktionen: Fans in Regenbogenfarben; Spieler, die mit einem Kniefall gegen Rassismus protestierten. In einigen Stadien, auch im Wembley-Stadion, gab es Pfiffe. Trotzdem: Die englischen Fans sind keine Rassisten, wenn man sie fragt.

Einige schossen übers Ziel hinaus

Als unsere Jungs gegen die Engländer verloren hatten, weinte ein kleines Mädchen aus Deutschland ganz bitterlich. Im Fernsehen wurden die Livebilder in Großformat gezeigt. Daraufhin kippten trinkfreudige Engländer via Instagram wüste Beschimpfungen über die Kleine. Die meisten Posts sind nicht zitierbar. Der Satz “Ja, heul nur, du kleiner Nazi“ gehörte zu den harmloseren. Andere Engländer waren entsetzt ob dieser Hasskommentare. Sie riefen zu einer Spendenaktion auf. Ergebnis: Über 42 000 Euro Schmerzensgeld für das unglückliche Mädchen.

Eine andere bewegende Geschichte am Rande der Fußball-EM: Sam Ast­ley, ein leidenschaftlicher Fußballfan, hatte zwei Karten für das Halbfinalspiel. Aber: Er hatte sich schon vor Jahren in eine Zellspender-Datei eintragen lassen – und ausgerechnet an dem Tag wurde seine Spende gebraucht. Also hat er die zwei Karten verschenkt und begab sich in die Klinik. Die Klinik bedankte sich via Twitter. Ga­ry Li­ne­ker, ein be­rühm­ter eng­li­scher Ex-Fuß­ball­spie­ler, gab den Tweet an sei­ne acht Mil­lio­nen Fol­lower wei­ter. Bald mel­de­te sich ein EM-Spon­sor: Man habe zwei Endspiel-Tickets für den Spender samt Übernachtung in einem Fünf-Sterne-Hotel. Dabei muss man wissen, dass beim Endspiel das günstigste Ticket mehr als 2000 Euro kostet. Jubel – und dann diese historische Niederlage.  

In Katar erwarten die Spieler 50 Grad, aber…

Die Engländer warten seit 1966 auf einen Sieg bei einem Endspiel. Nächstes Jahr gibt´s die nächste Chance: Weltmeisterschaft in Katar. Während der WM herrschen in Katar Außentemperaturen von um die 50 Grad. Aber keine Sorge, die Stadien werden auf 25 Grad runtergekühlt. Was juckt uns der Klimawandel; wir haben Klimaanlagen.

Vielleicht droht uns eine Klimakatastrophe. Eine Niederlage beim WM-Endspiel wäre katastrophaler.