60 Millionen Euro fließen in das Großprojekt, das auch einen Anbau zur Werkstattbühne vorsieht
Bregenz – Der Zeitpunkt hätte nicht besser gewählt sein können: Pünktlich zur Eröffnung der 75. Bregenzer Festspiele haben Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz, der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner, der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch, Festspiele-Präsident Hans-Peter Metzler sowie Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer im Seefoyer des Festspielhauses Bregenz den Vertrag über die Kostenaufteilung zum Mammutprojekt unterzeichnet.
Die „Baustufe III“, die 2024 abgeschlossen sein soll, ist der dritte große Umbau auf dem Areal der Bregenzer Festspiele in den vergangenen Jahrzehnten. Wurden in den Jahren 1995 bis 1997 in einem ersten Schritt die Werkstattbühne samt Seefoyer und Seestudio errichtet, so folgte 2005/2006 die Neugestaltung des Hauptgebäudes.
Das aktuelle Projekt wird insgesamt 60,5 Millionen Euro kosten. 55 Millionen werden von den Subventionsgebern Bund (40 Prozent), Land (35 Prozent) und Stadt (25 Prozent) bezahlt. 5,5 Millionen steuern die Bregenzer Festspiele bei.
Kulturelles Wahrzeichen
„Das ist gut investiertes Geld“, betonte Bundeskanzler Kurz bei einer Pressekonferenz anlässlich der Vertragsunterzeichnung. Schließlich strahlten die Bregenzer Festspiele als „kulturelles Wahrzeichen am Bodensee“ weit über Region hinaus.
Kurz erinnerte auch an die schwierige Zeit, die aufgrund der Corona-Pandemie hinter den Kunst- und Kulturschaffenden des Landes liege. Mit den Öffnungsschritten sei es gelungen, wichtige Erleichterungen gerade auch im Bereich Kunst und Kultur durchzusetzen.
Aus Sicht von Landeshauptmann Wallner ist das Übereinkommen ein „beachtliches Signal für Vorarlberg als international vielbeachteter Kunst- und Kulturstandort“. Kunst und Kultur würden ein entsprechendes Umfeld benötigen, damit sie positiv auf den inneren Zusammenhalt einer Gemeinschaft einwirken können. Dazu gehöre auch eine „zeitgemäße Infrastruktur“, so Wallner.
„Der Erfolg der Bregenzer Festspiele basiert auf der perfekten Vernetzung der drei Spielstätten Seebühne, Festspielhaus und Werkstattbühne“, ergänzte Bürgermeister Ritsch. Auch aus diesem Grund sei es eine besonders wichtige Aufgabe, im Jubiläumsjahr der Festspiele diesen Schritt für die Sanierung und Erweiterung zu setzen.
Ritsch: „Auch wenn die Vorarlberger Landeshauptstadt mit ihren rund 30 000 Bürgerinnen und Bürgern keine Großstadt ist, bietet sie mit dem Programm der Festspiele ein internationales Format mit über 200 000 Besucherinnen und Besuchern.“
Größte Seebühne der Welt
Im Zentrum des Großprojekts stehe die „größte Seebühne der Welt“, erinnerte Staatssekretärin Mayer. Diese sei „mit nichts vergleichbar, weil einzigartig“. Gleichzeitig machte Festspiele-Präsident Metzler klar, dass die Sanierung der Seebühne längst überfällig sei, zumal sie schon „über 40 Jahre alt ist und große Teile von ihr im Wasser stehen“.
Vor allem aufgrund der bisherigen hohen Auslastung und intensiven Nutzung des Festspielhauses sei die Sanierung notwendig geworden, erklärten die Verantwortlichen.
Die Baumaßnahmen, mit denen unmittelbar nach Ende der diesjährigen Festspielsaison begonnen werden soll, dienten insbesondere der Qualitätsverbesserung. Davon betroffen ist vor allem die bühnen- und haustechnische Infrastruktur.
Des Weiteren ist ein Zubau zur Werkstattbühne in Form eines Mehrzweckgebäudes vorgesehen, in dem unter anderem eine Montagehalle für die Herstellung der Bühnenbilder vorgesehen ist. Komplett erneuert wird die Außentribüne für die Zuschauerinnen und Zuschauer.
Ebenso wird die 1979 errichtete Seebühne einer Generalsanierung unterzogen. Erneuert werden aber auch Küche und Gastronomie sowie die Gebäudehülle wie Fassaden und Flachdächer.
Ökologisches Bauen
Eine wichtige Rolle bei allen anstehenden Um- und Neubauten auf dem Festspielgelände spielen ökologische Aspekte. So sieht etwa das neue Heizungs- und Energiekonzept eine mittelfristige Abkehr von den Energieträgern Gas und Strom vor.
Nach den vorliegenden Plänen erfolgt ein Anschluss des Festspielhauses an die von den Bregenzer Stadtwerken geplante Seewassernutzung, die in einem ersten Schritt die benötigte Kühlenergie und durch den Einsatz hocheffizienter Wärmepumpen später dann auch einen Teil der Heizenergie liefern soll.
Die Baumaßnahmen im Detail:
- Sanierung der haustechnischen Anlagen, speziell aus dem Bauabschnitt 1996, Zubau Werkstattbühne (MSR-Haustechnik, Steuerungsanlagen, Elektroinstallationen, Lüftungsanlagen, Heizung, Kühlung, Sanitär, Theatertechnik Baujahr 1978)
- Sanierung Bauteil Werkstattbühne Flachdach etc.
- Sanierung Zuschauertribüne Baujahr 1978
- Sanierung Seebühne, fixer Betonkern mit Haustechnik (Elektroinstallationen, Sanitäranlagen)
- Zubau Mehrzweckgebäude