Der Reiz echter Kriminalfälle

Der Reiz echter Kriminalfälle
Zahlreiche Dokumentationen und Filmformate befassen sich mit ungeklärten, mysteriösen oder schockierenden Kriminalfällen // Symbolbild. (Bild: gorodenkoff/ iStock / Getty Images Plus)

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Dass die menschliche Seele auch eine Schattenseite besitzt, zeigen die zahlreichen Verbrechen. Viele davon sind so spektakulär, dass sie es bis in die Kinos und Literatur schafften.

Zu den bekanntesten Bösewichten gehört Jack the Ripper, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts in London sein Unwesen trieb. Bis heute ist nicht geklärt, wer sich hinter diesem Pseudonym verbirgt. Gerade das macht den ganz besonderen Reiz aus. Ungeklärte Kriminalfälle beflügeln nach wie vor die Fantasie und lassen Raum für Spekulationen.

True Crime im digitalen Zeitalter

An der Art und Weise, wie die Medien Kriminalfälle ins Licht der Öffentlichkeit rücken, hat sich kaum etwas geändert. Die Sensationsgier spielt auch heute noch eine große Rolle. Wie ExpressVPN beschreibt, ist die Faszination für das Genre „True Crime“ ungebremst. Zahlreiche Dokumentationen und Filmformate befassen sich mit ungeklärten, mysteriösen oder schockierenden Kriminalfällen. Häufig basieren die Produktionen auf Effekthascherei. Dokus, spannend wie ein Krimi, fesseln den Zuschauer und werfen in ihm Fragen auf.

Streaming-Dienste beteiligen sich daran ebenso wie die sozialen Netzwerke und Video-Portale wie YouTube. Nach wie vor populär sind die unheimlichen Berichte über Serienkiller, selbst wenn diese längst nicht mehr leben. Im Zentrum des öffentlichen Interesses stehen weiterhin die Ted-Bundy-Prozesse aus den Jahren 1979 und 1980. Ted Bundy war ein Serienmörder, der in den 1970er Jahren mindestens 30 Frauen ermordete und schließlich auf dem elektrischen Stuhl starb. Der Fall löste seinerzeit ein großes mediales Echo aus, das bis ins 21. Jahrhundert nachhallt.

Was die Menschen bewegt

Es gibt verschiedene Ursachen dafür, dass True Crime so populär ist. Da ist zum einen die Neugierde, die fast jedem Menschen innewohnt. Es macht unheimlich viel Spaß, selbst Detektiv zu spielen und knifflige Rätsel zu lösen. Nicht leugnen lässt sich auch die Lust am Gruseln und die Suche nach dem Nervenkitzel. Vor allem ungelöste Fälle bieten rein theoretisch die Möglichkeit, dem Mörder live zu begegnen. Dass der Killer mitten unter uns lebt, sorgt für zusätzlichen Schauder.

True Crime dient aber auch der Bewältigung verborgener Ängste. Durch die Konfrontation mit dem nahezu unmöglich Erscheinenden verliert der Mensch allmählich seine Furcht. Schließlich macht das am meisten Angst, was man nicht kennt. Die Kriminalfälle mahnen zur Vorsicht und dienen somit auch der Vorbereitung auf unangenehme Situationen.

Wahre Geschichten gehen ans Herz

Wie groß das Mitgefühl und der tatsächliche Wille zur Hilfe und Aufklärung sind, zeigt der noch recht frische Fall des in Niedersachsen verschwundenen Kindes Arian. Wochenlang suchten Tausende von Menschen ergebnislos nach dem autistischen Jungen, der wohl aus eigenem Antrieb sein Zuhause verließ. Spekulationen machten die Runde. Es war nicht auszuschließen, dass Arian Opfer eines Verbrechens wurde.

Die Spuren endeten an einem Fluss und es war naheliegend, dass das Kind in die Fluten stürzte und ertrank. Letztendlich passierte das, was niemand für möglich hielt: Landwirte fanden den Leichnam rein zufällig bei Mäharbeiten auf einer Wiese, genau dort, wo zuvor Hunderte Menschen nach dem Jungen suchten. Den Ermittlungsergebnissen zufolge starb der Junge nicht durch Fremdeinwirkung.

Fazit: Die schaurigsten Geschichten schreibt das Leben. Ein Kriminalroman kann noch so clever verfasst sein, er kommt selten an die Schrecken der Wirklichkeit heran. Es ist das Reale, das uns fesselt und frösteln lässt.