Kranichzug über Baden-Württemberg Bei Trompetenrufen zum Himmel schauen

Bei Trompetenrufen zum Himmel schauen
Wer Kranichschwärme im Südwesten beobachten möchte, schaut oder lauscht am besten immer wieder Richtung Himmel und achtet auf die großen Vögel. (Bild: Manfred Ziegler/www.naturgucker.de)

WOCHENBLATT

Es ist ein Naturschauspiel der besonderen Art und nur von kurzer Dauer: Der Kranichzug über Baden-Württemberg. Seit dem Wochenende wurden viele ziehende Kraniche gesichtet, heißt es vom Naturschutzbund NABU.

Die charismatischen Vögel lassen sich auch bei uns im Südwesten noch bis in den November hinein beobachten. Es lohnt sich, tagsüber auf Vogelschwärme am Himmel zu achten. Auch in der Dunkelheit sind die nachtaktiven Vögel mit ihren lauten Trompetenrufen zu hören. Wenn man sie hört oder sieht, ist Eile geboten: „Die Kraniche fliegen mit bis zu 80 Stundenkilometern, sodass sie schnell aus dem Sichtfeld verschwinden“, so NABU-Vogelexperte Stefan Bosch.

Verschiedene Routen führen ins Winterquartier

Im Herbst sind die besonderen Vögel aus Nordosteuropa und Skandinavien auf dem Weg in ihre Winterquartiere, die in Südeuropa und Nordafrika liegen. Dazu sammeln sie sich zu Zehntausenden an der Ostsee. Von Nordostdeutschland überfliegen sie als „Schmalfrontzieher“ in Trupps von wenigen Dutzend bis mehreren tausend Vögeln Deutschland auf zwei „Hauptstraßen“ Richtung Frankreich. Erfahrene Kraniche wechseln sich mit dem Anführen der Trupps ab.

Die südliche „Hessenroute“ führt über Thüringen, Hessen und das Saarland. Weichen die Vögel davon ab, konnte man sie bisher schon gelegentlich im Norden Baden-Württembergs beobachten. „Seit einigen Jahren etabliert sich eine weitere Route von in Osteuropa brütenden Vögeln, die über Bayern und Baden-Württemberg führt, so dass auch im Ländle die Beobachtungen zunehmen. Auf der neuen Südroute umfliegen die Vögel die Alpen“, sagt Bosch.

Augen auf und Ohren spitzen

„Wer Kranichschwärme im Südwesten beobachten möchte, schaut oder lauscht am besten immer wieder nach oben und achtet auf Schwärme mit großen Vögeln, die in lockeren Gruppen, als Kette oder in V- und Haken-Formation hoch am Himmel gen Südwesten streben“, rät der NABU-Ornithologe. Die Vögel sind grau gefärbt und mit 120 Zentimetern Körpergröße und über zwei Metern Spannweite größer als Weißstörche. Kraniche fliegen mit gestrecktem Hals und kräftigen Flügelschlägen. Im Gegensatz zum Storch sind sie sehr ruffreudig.

Wissenswertes über Kraniche:

  • Sie werden auch als „Glücksvögel“ bezeichnet – denn wenn sie zurückkehren, beginnt bald der Frühling
  • Kraniche schlafen in flachem Wasser auf beiden Beinen stehend
  • Die Tiere leben in einer Art „Dauerehe“, wobei ein Partnerwechsel möglich sein kann, heißt es vom Kranichschutz Deutschland
  • Auf den Feldern fressen die Tiere überwiegend Ernterückstände (Mais/Getreide)
  • Kraniche verfügen über ein großes Rufrepertoire, das für das Sozialverhalten wichtig ist. Das laute „Trompeten“ ist dank des großen Resonanzraumes der bis zu 130 cm langen und doppelt geschlungenen Luftröhre möglich
  • Die Flughöhe liegt zwischen 50 und 2.000 Metern. Sie hängt von den Wind- und Sichtverhältnissen ab. Über den Pyrenäen erreichen Kraniche auch Flughöhen von bis zu 3.000 m Höhe. In Indien überwinternde Graukraniche überfliegen Bergketten mit 4.600 Metern.

Weitere Infos: www.kraniche.de.

(Quelle: NABU)