Für einiges Aufsehen sorgten Berichte in der Presse, dass die Kreissparkasse Tuttlingen zu Beginn des neuen Jahres mehrere Geschäftsstellen schließen wird. Betroffen sind die Geschäftsstellen in Hausen ob Verena, Deilingen, Talheim, Böttingen und Dürbheim.
In Frittlingen und Kolbingen wird nach Terminvereinbarung noch eine persönliche Beratung angeboten. Die Bargeldversorgung der Bevölkerung in den betroffenen Gemeinden ist durch Automaten weiterhin sichergestellt. Die Sparkasse sieht sich zu dem Schritt genötigt, weil in kleineren Geschäftsstellen der persönliche Service immer weniger genutzt wird. Demnach gehe in diesen Geschäftsstellen nur noch ein Kundenauftrag pro Stunde ein. Trotzdem, so die Sparkasse Tuttlingen, erreiche man mit den verbleibenden 23 Geschäftsstellen etwa 90 Prozent der Bevölkerung im Geschäftsgebiet.
Wochenblatt fragte bei den Kreissparkassen in Friedrichshafen, Biberach, Ravensburg und Sigmaringen nach, ob auch sie eine Verringerung der Geschäftsstellen planen.
Bodensee: 90 Prozent der Dienstleistungen per liveBOX
Auch die Sparkasse Bodensee stellt seit Jahren einen Rückgang von Serviceleistungen in den Filialen fest, wie Wolfgang Aich (Pressesprecher Sparkasse Bodensee) mitteilte.
„Wir haben deshalb bereits vor Corona begonnen, unsere Filialen mit einer liveBOX auszustatten. Es handelt sich dabei um ein Telepräsenzsystem, bei dem unsere Kundinnen und Kunden einfach und direkt mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Serviceteam verbunden werden. Dazu sind keine Geheimzahl und keine Technik- oder PC-Kenntnis notwendig. Unsere liveBOX deckt mittlerweile rund 90 Prozent der Dienstleistungen, die am Sparkassenschalter nachgefragt werden, ab. Wir haben deshalb aktuell keine Filialschließungen geplant. Selbstverständlich werden aber alle Stellen regelmäßig angeschaut und ggf. auf die Nachfrage unserer Kundinnen und Kunden angepasst,“ beschreibt Aich das Service-Angebot für Kunden durch die Sparkasse Bodensee.
Biberach: Investitionen ins Geschäftsstellennetz
Einen deutlichen Rückgang der Kundenaufträge kann Julian Bosch (Pressesprecher Kreissparkasse Biberach) nicht feststellen. Zum Thema Geschäftsstellenschließungen positioniert er sich deutlich: „Schließungen von Geschäftsstellen sind für uns kein Thema. Im Gegenteil, wir investieren kontinuierlich in unser dichtes Geschäftsstellennetz.“
Als Beispiele führt Bosch die abgeschlossene Neugestaltung der Geschäftsstelle Leibnizstraße in Laupheim an, die Geschäftsstelle Ertingen erfahre eine Kernsanierung.
„Dort gibt es dann ein grundlegend neues und nachhaltiges Raumkonzept. In Erolzheim steht der Neubau bzw. Anbau der Geschäftsstelle Erolzheim unmittelbar bevor. Wie bereits bei der Jahrespressekonferenz im Frühjahr mitgeteilt, sind wir hier im Landkreis Biberach zu Hause – und das seit 1853.“
Ravensburg: Keine Filialschließungen geplant
Knapp, aber unmissverständlich äußerte sich Dr. Patrick Kuchelmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Ravensburg: „Wir planen aktuell keine Filialschließungen.“
Sigmaringen: Kundenbedürfnisse und Versorgungsauftrag im Fokus
Michael Hahn, Vorstandvorsitzender Hohenzollerischen Landesbank Kreissparkasse Sigmaringen, konstatiert ein sich seit Jahren veränderndes Kundenverhalten. So sinke die Nutzung von Service-Dienstleistungen in den Filialen ebenso, wie der Bargeldbedarf.
„Die Nutzung unserer digitalen Services hingegen steigt. Wie in anderen Branchen auch, hängt die Ausgestaltung eines Filialnetzes aber auch von Besucherfrequenzen ab. Ja, auch wir haben in der Vergangenheit Anpassungen in unserem Filialnetz vorgenommen, dennoch weisen wir nach wie vor eine hohe Filialdichte auf. Weitere Filialschließungen sind momentan nicht geplant. Wir sind und bleiben auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet und werden unserem Versorgungsauftrag weiterhin gerecht – auch in der Zukunft,“ betont Hahn ausdrücklich.