Auch in Tuttlingen wird um den US-Künstler Frank Stella getrauert, der Anfang Mai 2024 im Alter von 87 Jahren in New York verstarb. Der Name des weltberühmten amerikanischen Künstlers ist mit dem künstlerischen Programm der Galerie der Stadt Tuttlingen in besonderer Weise verbunden.
Frank Stella gab der Galerie der Stadt Tuttlingen gleich zweimal die Ehre, 2011 mit der Ausstellung „Neue Arbeiten“ und 2018 mit der Ausstellung „Abstract Narration“. Diese Ausstellungen mit direkt vom Künstler aus seinem Studio in New York ausgeliehenen Werken wurden eigens für die Räume der Galerie der Stadt Tuttlingen konzipiert und in Anwesenheit des Künstlers eröffnet.
In fast sieben Jahrzehnten verschob Frank Stella immer wieder auf innovative Weise die Gemarkungen des Bestehenden in der Kunst. Nicht zuletzt wurde er deshalb gleich zweimal im Museum of Modern Art New York geehrt und 2010 von Präsident Obama mit der National Medal auf Arts ausgezeichnet.
Frank Stella beständige Suche nach neuen Möglichkeiten des Kunstschaffens war stets aufs Neue von großem Erfolg gekrönt. Die Beschäftigung mit formalen Fragen führte ihn zur intensiven und fruchtbaren Erkundung von Linie, Farbe und Textur. Nachdem er die Grenzen der Bildfläche gesprengt und das Relief in seine Kunst einbezogen hatte, ging er sukzessive über zur Dreidimensionalität.
So zeigte die erste Tuttlinger Ausstellung (2011) seine dreidimensionalen Wandarbeiten, beispielsweise auch die schwungvolle „Scarlatti-Serie“, die ihre Inspiration aus der Musik bezog. Die berühmten polychromen Reliefs sind Ergebnis einer experimentellen Vorgehensweise, die u. a. die dreidimensionale Drucktechnik des Rapid Prototyping umfasste.
Die zweite, ebenfalls von Galerieleiterin Anna-Maria Ehrmann-Schindlbeck kuratierte Ausstellung in Tuttlingen (2018) legte den Fokus auf die große Bedeutung der Graphik in Frank Stellas Werk, die stets als Versuchsfeld für neue Ausdrucksweisen diente.
Diese zeigte u. a. die 12 großformatige Bilder umfassende Serie „Illustrations After El Lissitzky´s Had Gadya“ (1982-84), die den Kern der Schau bildete und mit der Frank Stella in vielerlei Hinsicht Neuland betreten hatte. Frank Stella suchte in dieser Serie Inspiration in den Anfängen der abstrakten Kunst, bei dem einflussreichen russischen Konstruktivisten El Lissitzky und seiner Illustration des jüdischen Volksmärchens „Hand Gadya“. Der Künstler hatte für die Serie in seinem Haus eine komplette Druckwerkstatt eingerichtet, in der mit seinem Team frei nach seinen Vorstellungen arbeiten und in jedem Moment des Arbeitsprozesses persönlich eingreifen konnte.
Während der Katalog zur Ausstellung „Frank Stella – Neue Arbeiten“ (2011) aufgrund großer Nachfrage vergriffen ist, ist der von der Galerie der Stadt Tuttlingen herausgegebene Katalog „Frank Stella – Abstract Narration“ (2018) nach wie vor erhältlich und kann per E-Mail bestellt werden.
(Pressemitteilung: Stadt Tuttlingen)