3000 Hektar Gemeindewald plus knapp 800 Hektar Privatwald: So groß ist das Revier, das Stefan Fischer, Leiter der Abteilung Forst und Landwirtschaft der Stadtverwaltung Sigmaringen und sein Mitarbeiter Gerhard Grom verwalten.
Dazu gehört neben der Pflege der Wälder auch die Beratung und falls gewünscht Betreuung von Wäldereien in privater Hand. Von Jungnau im Norden bis an die Grenzen von Josefslust im Süden, von der Grenze nach Sigmaringendorf und Bingen im Osten bis Gutenstein und an die Gemarkungsgrenze Stetten im Westen erstreckt sich das Gebiet, das die beiden mit drei Waldarbeitern bestreiten. 10 000 bis 20 000 Schritte am Tag sind Standard für die Förster.
Neu ist: Ab sofort gibt es einen Webshop für Brennholz des Fachbereichs Forst, bei dem Restbestände an Brennholz online zu attraktiven Preisen reserviert werden können. Zum Ende der Brennholzsaison bleibt manchmal der ein oder andere Polter über, so manchen Käufer von Kleinmengen freut’s – schließlich muss Brennholz mehr als ein Jahr lang trocknen und die Bestellung wird normalerweise weit im Voraus geplant.
Im Webshop kann man auch spontan „zuschlagen“. Nach der Reservierung erhält man genaue Informationen zum Standort und kann das Holz dann abholen. Forst goes Digital – laut Förster Stefan Fischer ein Feld, das zunehmend an Bedeutung gewinnen wird…
Nicht nur online, es tut sich so einiges im Wald. Häufigste Frage, die an beide gerichtet wird, ist: Wie geht es dem Wald? Was genau mit dem Wald passiert und wie er sich zusammensetzen soll, das ist in einem Zehnjahresplan verankert, dessen Zieleinhaltung auf jährlicher Basis überprüft wird. Dabei geht es nicht nur um die Mischung der Baumarten, sondern auch darum, wann der passende Zeitpunkt für den nächsten Hieb sein soll oder wie mit Schädlingsbefall umgegangen wird. Die Arbeit der Forstabteilung fußt hierbei auf drei Säulen:
Ökonomie, das betrifft vorwiegend Holzernte und Holzverkauf, die Ökologie – also die Steuerung der Artenvielfalt und die Achtung des Waldnaturschutzes (Biotopschutz und die Schutzfunktionen Wasserschutz, Luftschutz, Bodenschutz und Luftreinhaltung als Kernziele) – aber auch den Faktor Soziales: Schließlich ist der Wald ein öffentlicher Raum, der von vielen Menschen zur Erholung, zum Wandern oder zum Sport genutzt wird – mit Bänken, Wegen und einer eigenen Infrastruktur.
Auch wenn der Eindruck entsteht, der Wald sei „wild“ – nichts ist dem Zufall überlassen. „Sonst wäre kein Durchkommen mehr, das wäre wie im Urwald“, sagt Stefan Fischer, der zusammen mit Gerhard Grom auch für die Verkehrssicherheit entlang von Straßen und Siedlungen sorgt.
Kontrolliert wird der Fachbereich Forst vom Forstamt des Landratsamtes, aber natürlich gibt es auch Vorgaben vom Land, die eingehalten werden müssen. Die beiden Förster werden von Annette Müller im Büro tatkräftig unterstützt. Ihr obliegt die Brennholzvermarktung der vielen Privatkunden, die Rechnungstellung beim Holzverkauf und die Privatwaldabrechnung für die Waldbesitzer, welche Ihren Wald von der Forstabteilung bewirtschaften lassen. Dabei fallen zunehmend mehr Verwaltungstätigkeiten an, bei denen das Team gefragt ist.
Zum Beispiel bei den Themen Wiederbewaldung, Förderung, Käfermonitoring. Die Aufgaben sind vielfältiger geworden.
Auch mit der Beseitigung von Sturmschäden sind Fischer und Grom zunehmend befasst, die großen Aufwand bei der Beseitigung des Schadholzes nach sich ziehen.
Nicht nur die Dürre macht sich als Folge des Klimawandels bemerkbar, auch das Ausmaß und die Häufigkeit von Unwetterereignissen. Waren es sonst maximal ein bis zwei im Jahr, so waren es allein von Juni bis Ende August 2023 fünf Ereignisse, die großen Aufwand in Sachen Räumung von Wegen, Beseitigung von Schadholz und Verkehrssicherung nach sich zogen.
Das Problem: Wird das Holz nicht sofort beseitigt, droht Käferbefall durch den Borkenkäfer, der sich auch aufgrund der immer wärmer werdenden Witterung zunehmend in der Region ausbreitet. „Seit 2018 hatten wir leider kein normales Jahr mehr wie wir es gewohnt waren“, sagt Förster Stefan Fischer.
Beim Kampf gegen den Klimawandel ist der Wald betroffen und Teil der Lösung zugleich. Die Zusammenstellung des Forsts ist auch ein Zukunftsthema, schließlich wächst eine Baumgeneration im Schnitt hundert Jahre lang. War früher die Fichte vorwiegend gefragt, so kämpft sie mittlerweile mit den Anforderungen, den der Klimawandel an die Natur stellt. Von 40% Nadelhölzern macht die Fichte mit 35% einen Großteil der heimischen Bäume aus.
Die Buche wiederum kommt mehr mit den sich ändernden Begebenheiten zurecht und wird deshalb bei Verjüngungen gezielt favorisiert – eine ausgewogene Mischung immer im Blick. „Die Zeiträume, mit denen wir planen sind lang. 100 Jahre dauert es, bis man sieht, ob etwas gelingt“, sagt Stefan Fischer. „Wenn etwas schiefgeht, würde man es aber sofort sehen.“
(Pressemitteilung: Stadt Sigmaringen)