Bereits dreimal ist der Landkreis Sigmaringen als besonders familienfreundlicher Arbeitgeber zertifiziert worden. Punkten konnte er dabei beispielsweise mit flexiblen Arbeitszeiten, seinem Eltern-Kind-Zimmer und Beratungsgesprächen zur Pflege von Angehörigen.
Einen weiteren erfolgreichen Schritt geht der Landkreis derzeit mit der Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten in Teilzeit. „Berufs- und Familienleben lassen sich damit flexibler gestalten. Auf unerwartete Situationen im Kindergarten zum Beispiel können wir als Familie schneller reagieren“, sagt die 28-jährige Lisa Bartels, die derzeit die erste Teilzeit-Ausbildung beim Landkreis Sigmaringen absolviert. Vor diesem Hintergrund können sich die Ausbildungsleiterinnen Tamara Kordovan und Nicole Netzhammer gut vorstellen, dass sich das Modell in Zukunft weiter etabliert.
„Grundsätzlich steht eine Ausbildung in Teilzeit allen Interessierten offen“, sagt Kordovan. Bei den Stellenausschreibungen für die Ausbildung zu Verwaltungsfachangestellten werde diese Option bereits ausdrücklich erwähnt. Besonders im Blick hat der Landkreis dabei Frauen und Männer mit Kindern – beispielsweise diejenigen, die bereits in sehr jungen Jahren Eltern werden oder sich nach einer ersten Ausbildung beruflich noch einmal anders orientieren möchten.
So wie Lisa Bartels aus Krauchenwies, die vor der Geburt ihres Sohnes bereits eine kaufmännische Ausbildung zur Drogistin absolviert und verschiedene Stationen in ihrem Berufsleben kennengelernt hat. Mit der Ausbildung beim Landratsamt entschied sie sich dazu, noch einmal einen ganz anderen Weg einzuschlagen. „Die Ausbildung ist solide, abwechslungsreich und krisensicher“, sagt die 28-Jährige.
„Sie gibt mir einen Einblick in viele Sparten der kommunalen Verwaltung und die Möglichkeit, mein persönliches Steckenpferd zu finden.“ Die Idee, die Ausbildung in Teilzeit zu absolvieren, kam dabei allerdings nicht von ihr selbst. „Im Vorstellungsgespräch habe ich von meinem damals zweijährigen Sohn erzählt“, sagt Bartels. Daraufhin sei ihr die Teilzeit-Option vorgeschlagen worden – und die Bewerberin sagte zu.
Nach ihrem Ausbildungsbeginn im September 2021 arbeitete Lisa Bartels in den Fachbereichen Straßenbau, Umwelt und Arbeitsschutz, Bürgerservice, Kreisabfallwirtschaft, Soziales, Forst und Personal und Organisation. Derzeit ist sie in der Zentralstelle tätig. Statt der üblichen 39 Stunden arbeitet die Teilzeit-Auszubildende allerdings nur 29,25 Stunden pro Woche. „In Kombination mit der Gleitzeit kann ich Arbeits- und Freizeit damit spontaner und flexibler gestalten“, sagt sie.
Und auch wenn das morgendliche Anziehen ihres Sohnes mal wieder etwas länger dauert, bei kleinen Kindern keine Seltenheit, kann Bartels eher entspannt bleiben. „Alles in allem habe ich die Möglichkeit, trotz der Ausbildung viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen – was mir besonders viel bedeutet“, sagt Lisa Bartels.
Voraussetzung für eine Ausbildung in Teilzeit ist eine Wochenarbeitszeit von mindestens 19,5 Stunden. „Darüber hinaus sind die Auszubildenden bei der Festlegung des Umfangs aber frei“, sagt Tamara Kordovan. In Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe wird in jedem Einzelfall geprüft, wie sich die verringerte Arbeitszeit auf die Dauer der Ausbildung auswirkt – die sich auf bis zu viereinhalb Jahre verlängern kann. Bei Lisa Bartels ist das nicht der Fall: Weil ihr die erste Berufsausbildung zur Drogistin angerechnet wird, bleibt es bei der regulären Ausbildungsdauer von drei Jahren.
Lediglich den Blockunterricht an der Berufsschule in Ravensburg muss auch Lisa Bartels in Vollzeit absolvieren. Bei der Betreuung ihres dreijährigen Sohns greifen ihr dann verstärkt der Ehemann und ihre Familie unter die Arme. „Vor jedem neuen Ausbildungsjahr bekommen wir aber einen Jahresplan, sodass wir uns rechtzeitig darauf einstellen können“, sagt Bartels.
Inhaltlich lernt sie bei der Ausbildung im Landratsamt genauso viel wie ihre Kolleginnen und Kollegen. „Bei der Teilzeit-Ausbildung müssen sämtliche Inhalte des Ausbildungsrahmenplans gleichermaßen vermittelt werden“, sagt Tamara Kordovan. Und auch abseits des Schreibtisches ist Lisa Bartels selbstverständlich ebenfalls immer Teil des Teams. Ob Stadtputzete, Weihnachtsfeier oder Koch-Event: Bei allen Aktionen der Auszubildenden ist sie mit dabei.
Und so gibt es am Ende nur Gewinner. Das Landratsamt entwickelt sich weiter auf seinem Weg als familienfreundlichem und lebensphasenorientierten Arbeitgeber und Lisa Bartels hat so viel Zeit für ihre Familie, wie sie es sich wünscht. Wobei das, wie Tamara Kordovan anmerkt, ja auch mit vielen Pflichten verbunden ist. „Wenn andere nach der Arbeit nach Hause kommen, haben sie Freizeit“, sagt die Ausbildungsleiterin.
Bartels wiederum müsse zusammen mit ihrem Mann einen Haushalt schmeißen, ein kleines Kind betreuen und unter dieser Mehrbelastung ebenfalls für die Berufsschule lernen. „Davor, wie sie das meistert, ziehen wir alle den Hut“, sagt Kordovan. „Dafür braucht man schon viel Motivation – und die ist bei Frau Bartels zweifellos erkennbar. Darum funktioniert das in diesem Fall auch so gut.“
(Pressemitteilung: Landkreis Sigmaringen)