Kreative Sicherheit Wie Wangen Gefahren mit selbstgebauten Pollern minimiert

Wie Wangen Gefahren mit selbstgebauten Pollern minimiert
Männer aus unterschiedlichen Gewerken des städtischen Bauhofs haben die Zufahrtssperren konstruiert und gebaut. (Bild: Stadt Wangen / sum)

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Berlin, Breitscheidplatz; Nizza, Uferpromenade; Magdeburg, Weihnachtsmarkt – traurige Beispiele für Orte, an denen Fahrzeuge in Menschenmengen gefahren sind, mit tödlichen Konsequenzen. Diese Ereignisse haben Städte weltweit dazu veranlasst, ihre Sicherheitskonzepte zu überdenken. Auch in Wangen entschied man sich, aktiv zu werden – mit einer innovativen Eigenentwicklung des städtischen Bauhofs.

Die Idee: Sicherheit durch Eigenbau

Nach ersten Anschlägen vor rund zehn Jahren mietete Wangen vorübergehend Zufahrtssperren an. Die hohen Kosten von 5.000 bis 6.000 Euro pro Einsatz und der immense Transportaufwand der drei Tonnen schweren Sperren brachten das Team des Bauhofs auf eine Idee: Warum nicht eigene Sperren bauen?

Das Ergebnis war ein stabiler Metallkubus, gefüllt mit Beton. Praktische Details wie Warntafeln und Aufhängungen für Stahlseile erhöhen die Funktionalität. Dank großer Schlitze lassen sich die Quader problemlos mit einem Gabelstapler transportieren. Die Seile, bezogen von einer Spezialfirma, verbinden die Quader und können im Notfall geöffnet werden.

Multifunktionalität als Mehrwert

Die Sperren sind nicht nur Schutzvorrichtungen, sondern bieten zusätzliche Funktionen. Durch eingelassene Hülsen können sie z. B. als Träger für Laternenmasten oder Weihnachtsbäume genutzt werden. Diese Doppelnutzung spart Platz und fällt bei festlichen Anlässen kaum auf. So wurde die Konstruktion etwa beim Kinderfest und in der Weihnachtszeit kreativ eingesetzt.

Wirtschaftlichkeit überzeugt

Die Eigenentwicklung überzeugt auch finanziell. Trotz Material- und Arbeitsaufwand liegen die Herstellungskosten pro Poller bei unter 5.000 Euro. „In wenigen Jahren amortisieren sich die Kosten“, erklärt Bauhof-Leiter Robert Bollerhey. Gleichzeitig erfordert die Nutzung der Sperren dennoch einen hohen personellen Einsatz, beispielsweise beim Auf- und Abbau während der Fasnacht.

Warum keine Fahrzeuge mehr als Sperren dienen

Früher kamen Rettungs- oder Feuerwehrfahrzeuge als Zufahrtssperren zum Einsatz, doch diese Methode erwies sich als unpraktisch. Fahrzeuge müssen für den Notfall mobil bleiben, blockieren jedoch Zugänge und erfordern permanente Aufsicht. Zudem sind rechtliche Fragen, wie die Haftung im Schadensfall, problematisch. Die neuen Poller bieten eine zuverlässigere Lösung.

Interesse aus der Region

Die Wangener Konstruktion hat sich herumgesprochen. Bauhöfe aus der Umgebung zeigen Interesse an den innovativen Sperren – einige denken sogar über eigene Nachbauten nach. Auch die Möglichkeit, die Sperren auszuleihen, wird angefragt.

Herausforderung: Einschränkungen für Anwohner

Die Sperren stoßen jedoch nicht nur auf Begeisterung. Anwohner, die zeitweise nicht zu ihren Häusern fahren können, äußern Kritik. Oberbürgermeister Michael Lang wirbt um Verständnis: „Die Sperren bieten keine absolute Sicherheit, aber sie minimieren Risiken erheblich. Wir bitten alle Betroffenen um Nachsicht – die Sicherheit vieler steht hier im Vordergrund.“

(Quelle: Stadt Wangen)