Unter dem Motto „Erinnern an den Bauernkrieg . Woran, Warum und Wie?“ fanden sich gestern über 100 Akteuren aus der regionalen und lokalen Heimatpflege und Kulturarbeit zu einem Austausch zusammen.
Anlass war die Einladung des Landkreises Ravensburg zu einer Gesprächsrunde im Landkreispavillon auf der Landesgartenschau Wangen. Auf der Bühne gaben – moderiert vom Leiter der Kulturhäuser Landkreis Ravensburg Dr. Maximilian Eiden – Dr. Tanja Kreutzer und Christoph Engelhard Einblicke in die Vorbereitungen des Gedenkjahres 2025.
Eines war im Gespräch mit der Leiterin des Bauernhaus-Museums Allgäu-Oberschwaben in Wolfegg und dem Leiter des Stadtarchivs Memmingen schnell klar: Das Thema ist komplex und genau das ist die große Herausforderung. Einfache Erklärungen greifen zu kurz, dennoch wolle man die Erhebung breiter Bevölkerungsschichten für Gerechtigkeit und Freiheit so nahbar wie möglich machen. Im Bauernhaus-Museum wird am 22. März 2025 die Ausstellung „1525 – Bauernkrieg in Oberschwaben“ in der Zehntscheuer (als Ort der Abgabe des „Zehnten“ übrigens ein Zeitzeuge der Ereignisse) eröffnet, die insbesondere die bäuerliche Perspektive beleuchtet und die Besuchenden spüren lassen möchte, was es hieß, 1525 Bäuerin oder Bauer zu sein.
Christoph Engelhard betonte, wie viel bei genauer Lektüre die zunächst spröden Schriftquellen erahnen lassen: Aus den „12 Artikeln“, zahlreichen anderen lokalen Forderungskatalogen und Beschwerden können nicht nur die konkreten Nöte der einfachen Bevölkerung abgeleitet werden, auch die Stimmung und die persönlichen Ängste und Sorgen offenbarten sich so.
Ein weiteres wichtiges Zahnrad für eine niedrigschwellige Vermittlung, das führten beide aus, ist die Partizipation: In Memmingen, der Stadt der Freiheitsrechte, entsteht zum Gedenkjahr ein umfangreiches Programm, das demokratische Beteiligungsprozesse mit allen anstoßen möchte. Im Bauernhaus-Museum Allgäu-Oberschwaben lädt Tanja Kreutzer Schülerinnen und Schüler ein, die Ausstellung mitzugestalten.
Immer wieder wurde die Relevanz des Themas für unser heutiges Zusammenleben aufgezeigt. Plakative Analogien, da waren sich die Diskutierenden einig, seien jedoch fehl am Platz. Die Relevanz für die Region Allgäu-Oberschwaben wurde besonders deutlich, als die Runde nach einer Stunde geöffnet wurde und die Gäste sich mit ihren eigenen Fragen und Projekten beteiligen konnten. Wie sich zeigte, entsteht in der Region ein umfangreiches Programm, das sich dem Thema mit ganz unterschiedlichen Formaten nähert, darunter Liederabende, Theateraufführungen, Ausstellungen, Festakte und vieles mehr.
Die überregionale Perspektive erzählt die Große Landesausstellung aus Stuttgart in Bad Schussenried; der vielen lokalen Geschichten und Ereignissen nehmen sich engagierte Kulturschaffende und Heimatpflegende aus der Region an – teilweise mit Unterstützung der Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur. Erinnern an den Bauernkrieg, das war am Ende des Abends Konsens, das klappt am besten gemeinsam.
Der Landkreis Ravensburg und die Stadt Memmingen sind gemeinsam mit 9 weiteren Initiativen, Kultureinrichtungen, Städten und Gemeinden im grenzüberschreitenden Kulturraum von Oberschwaben, Allgäu bis Vorarlberg Teil des Interreg-Projektes COURAGE. Das Projekt zum Bauernkriegsgedenkjahr wird im Rahmen des Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein-Programms von der EU kofinanziert.
(Pressemitteilung: Kulturhäuser Landkreis Ravensburg)