Großeinsatz: Polizei pflückt Baumbesetzer aus dem Altdorfer Forst

Großeinsatz: Polizei pflückt Baumbesetzer aus dem Altdorfer Forst
Manche der selbst ernannten Waldretter übernachteten in Hängematten zwischen den Bäumen. (Bild: Privat)

Oberankenreute (le) – Einsatzkräfte der Polizei haben heute am frühen Morgen mit vielen Einsatzkräften im Altdorfer Wald bei der Kiesgrube „Tullius“ eine Baumbesetzung aufgelöst.

Aktivist Samuel Bosch wurde als letzter von der Polizei abgeseilt

Wie die Altdorfer Waldbesetzungsgemeinschaft dem WOCHENBLATT mitteilte, hatten die Aktivisten zur Verteidigung des Waldstücks ein komplexes Netzwerk (waagrechte Querverbindungen aus speziellem baumschonenden Polypropylenseil) errichtet. So konnte jeder Kletterer mehrere Bäume gleichzeitig beschützen. Vier Aktivisten verbrachten die Nacht in den Bäumen. Samuel Bosch war der letzte von ihnen, der von der Polizei abgeseilt wurde.

„Bei uns bleibt keiner allein“

Anwohner und Eltern machen sich laut der Waldbesetzungsgemeinschaft nun auf, eine Mahnwache zur Unterstützung der Klimaaktivisten abzuhalten. Grundsatz: „Bei uns bleibt keiner allein.“

Aktion verlief ohne besondere Zwischenfälle

Wegen der Größe des Geländes kam die Polizei mit vielen überregionalen Kräften zu dem Einsatz. „Die Aktivisten sind jetzt in polizeilichem Gewahrsam, weitere Maßnahmen werden mit der Staatsanwaltschaft besprochen. Seitens der Polizei verlief die Aktion ohne besondere Zwischenfälle. Der zuständige Waldbesitzer hat bereits mit der Rodung der Bäume begonnen,“ so Oliver Weißflog, Leiter der Pressestelle beim Polizeipräsidium Ravensburg.

Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen in der Kiesgrube.
Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen in der Kiesgrube. (Bild: Privat)

Baumschützer kritisieren Kiesabbau

Kletteraktivist Samuel Bosch zur Situation:„Das Motto der Behörden ist Profit vor Nachhaltigkeit! Die Behörden sperrten das gesamte Räumungsgebiet großflächig ab. Unterstützer kamen nicht mehr zu uns durch, wurden auf mehr als 150 Meter Entfernung gedrängt und konnten so unsere Räumung nicht dokumentieren. Doch in all der Zeit durften die Kieslaster weiter ungehindert fahren – den abgebauten Kies in die Schweiz und nach Österreich transportieren, wo Umweltauflagen den Kiesabbau unrentabel machen.“

„Bäume sind unsere wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Erdaufheizung“

Martin Lang (54), Anwohner aus Oberankenreute, der ebenfalls den Wald verteidigte und heute aus seiner improvisierten Übernachtungsmöglichkeit in 10 Meter Höhe geräumt wurde, betont: „Durch die Räumung schufen die Behörden Fakten, ohne einen demokratischen Diskurs abzuwarten.“

Doch der eigentliche Skandal sei nicht die polizeiliche Räumung, sondern der Hintergrund der Entscheidung: „Tullius spricht immer von Versorgungssicherheit für die Region. Aber trotz des mehrjährigen Baubooms blieb die regionale Kiesnachfrage weit hinter den Erwartungen zurück. Dennoch besteht Tullius unbedingt auf der Erweiterung der Kiesgrube.“

Nach Ansicht der Aktivisten geht es Tullius nur darum, Profitrechte für die nächsten Jahrzehnte auf Kosten der Umwelt zu sichern. „In Zeiten der Klimakrise Bäume fällen, die älter als man selbst sind? Bäume sind unsere wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Erdaufheizung“, so Lang.

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