Ravensburg (le) – Der denkmalgeschützte Hauptfriedhof mit seinem alten Baumbestand ist nicht nur ein Ort der Stille, der Trauer und des Trostes, er ist mit seiner Weitläufigkeit auch ein Kraftort für die Seele. Rund 800 Grabstätten sind als erhaltenswert eingestuft.
Zahlreiche Grabstätten prägen aufgrund ihrer künstlerischen und heimatgeschichtlichen Bedeutung den Friedhof. Für solch besondere Grabstätten sucht die Stadt Grabpaten. Eine Patenschaft bringt auch ein Nutzungsrecht.
Besondere Schmiedearbeiten
Da wären z.B. die Grabstätten des stadtbekannten Sängers Karl Erb, des einstigen Oberbürgermeisters Albert Sauer und interessanter Frauen, die tiefe Spuren hinterlassen haben. Hinzu kommen Gräber, die aus kunsthistorischer Sicht schützenswert sind. Das große und auffällige Grab der Familie Braun (Schlossermeister) schmückt ein kunstvolles Kreuz mit einer wertvollen Schmiedearbeit. Heimatgeschichtlich ist das Grab vor allem deshalb von Bedeutung, weil hier einer der großen Ravensburger Kunstschmiede aus der Oberen Breite begraben ist. Es steht für eine Patenschaft zur Verfügung. (Feld H1)
Gerichtsnotar Friedrich Weingärtner (1833-1910) wurde als erster im Jugendstilgrab der Familie Weingärtner-Hildebrand bestattet. An dem Grabmal aus rotem Standstein, in dem ein erhabenes Kreuz herausgearbeitet ist, sticht eine runde Bronzeplatte mit einem Christuskopf hervor. Das Kunstwerk stammt von dem bekannten Künstler Theodor Schnell dem Jüngeren. Die sakrale Kunst der Altarbauer und Bildhauer ist heute noch bekannt. Auch dieses besondere Grab steht für eine Patenschaft zur Verfügung (Feld K).
Gräber von bedeutenden Ravensburger Frauen
Im Familiengrab Ehrle ist Gertrud Ehrle (1897-1985) bestattet. Sie war Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Frauenverbände und des Deutschen Müttergenesungswerks. Die liegende, große, dreigliedrige Inschriftenplatte mit erhabenen Schriftzügen ist mit einer christlichen Symbolik mit Pfauen und Weintrauben verziert. Umrahmt wird das Grab, in dem auch der bedeutende Ravensburger Bankier und Kommerzienrat Wilhelm Ehrle begraben ist, von einer schönen Eibenhecke. Eine Patenschaft ist möglich (Feld Q).
Das erste Mädchen, das in Ravensburg Abitur machte, ist Bertha Bosch. Nach ihr wurde auch der Bertha-Bosch-Weg benannt. Das Familiengrab, indem sie ihre letzte Ruhe fand, besitzt einen Grabstein aus Sandstein mit einem dachähnlichen Aufsatz. Eine Patenschaft ist möglich (Feld 8).
Größte Grabanlage mit Gruft
Nicht für eine Patenschaft zur Verfügung steht die Grabstätte der Familie Spohn (Feld O). Der Name der Fabrikantenfamilie ist wie kein anderer das Synonym für die industrielle Entwicklung der Stadt Ravensburg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ihr Mäzenatentum ist mit seinen Bauten heute noch stadtbildprägend: der gewaltige Schulbau in unmittelbarer Nähe des Spohn´schen Wohnsitzes und das prachtvolle Konzerthaus.
Dementsprechend entstand auf dem Hauptfriedhof für diese bedeutende Familie auch die größte Grabanlage. Der Bau über einer Gruft steht seit 1983 unter Denkmalschutz und wird von der Familie in vorbildlicher Weise erhalten.
Warum eine Grabpatenschaft?
Auf dem Hauptfriedhof sind aktuell um die 800 Grabstätten als erhaltenswert eingestuft, von denen 28 zusätzlich unter Denkmalschutz stehen. Ziel ist es, diese heimatgeschichtlichen Grabmale zu unterhalten und zu pflegen. Werden erhaltenswerte Grabstätten von den Angehörigen freigegeben, kommen diese in die Obhut der Friedhofsverwaltung, die dann die Grabpatenschaft vergibt. Zwischen den Paten und der Stadt Ravensburg wird ein Patenschafts-Vertrag abgeschlossen. Der Pate verpflichtet sich, für Unterhalt und Pflege der Grabstätte zu sorgen. Er bekommt dafür ein Nutzungsrecht für sich selbst sowie für Angehörige und Bekannte eingeräumt…
Weitere Infos beim Bürgerservice Baudezernat, Tel. 0751 / 82-444.