Einfach taff sein „Hier bin ich“: Auf Jugendliche warten noch 1.060 Azubi-Chancen

„Hier bin ich“: Auf Jugendliche warten noch 1.060 Azubi-Chancen
Da geht noch was: Jugendliche im Kreis Ravensburg haben noch eine gute Auswahl, was die Ausbildungsplätze angeht. Auch auf dem Bau. (Bild: IG BAU | Tobias Seifert)

In der Regel startet das Ausbildungsjahr am 1. September. Für Jugendliche, die sich danach entscheiden, ist der Zug aber auf keinen Fall abgefahren. Auch „Spätstarter“ haben immer noch beste Chancen, im Kreis Ravensburg einen Ausbildungsbetrieb zu finden.

„Sogar bis spät in den Herbst hinein ist alles möglich“, sagt Andreas Harnack von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Der Regionalleiter der IG BAU Baden-Württemberg verweist dabei auf aktuelle Zahlen der Arbeitsagentur. Demnach haben die Unternehmen im Landkreis Ravensburg im laufenden Ausbildungsjahr insgesamt rund 2.410 Ausbildungsstellen gemeldet.

„Doch davon sind ziemlich viele noch nicht vergeben: Aktuell warten noch mehr als 1.060 Ausbildungsplätze auf Jugendliche, die sich für einen Job-Start im Handwerk, in der Industrie, in den Dienstleistungsbranchen oder im Handel entscheiden“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Volle Fahrt voraus Richtung Ausbildungsplatz

Der Wunschberuf sollte aber zu den Interessen und Stärken jedes Einzelnen passen, wobei das Bauchgefühl nicht ausgeblendet werden darf. Für manche ist es einfach, denn sie machen ihr Hobby zum Beruf. Aber so geht es nicht allen, viele sind hin- und hergerissen und können sich schwer entscheiden. Zum Glück ist es noch nicht zu spät.

Allein der Bau im Landkreis Ravensburg suche über die Arbeitsagentur im Moment noch 78 Jugendliche, die auf eine gute Job-Perspektive setzten. Denn gebaut, umgebaut, saniert und renoviert werde immer: „Wohnungen, Schulen, Industriegebäude, Straßen, Brücken, Gleise … – Wer auf die Bauwirtschaft setzt, hat quasi eine lebenslange Beschäftigungsgarantie“, ist der IG BAU-Regionalleiter überzeugt.

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Taff sein zählt sich aus

Er rät Jugendlichen, die noch unentschlossen sind, wohin die Reise beruflich gehen soll, taff zu sein: „Berufsberatung und Internet geben eine Orientierung, klar. Aber es kommt auch gut, einfach mal bei Betrieben anzuklopfen und zu fragen: ‚Was geht?‘“, sagt Andreas Harnack. Schließlich sei der persönliche Eindruck oft entscheidender als die Noten im letzten Zeugnis. Und längst nicht alle Unternehmen würden Ausbildungsplätze der Arbeitsagentur melden. Andreas Harnack macht jungen Menschen Mut: „Es schadet nicht, einem Betrieb auch mal einen kleinen Schubs zu geben und zu sagen: ‚Hier bin ich!‘“

Draufsatteln geht meistens

Außerdem sei es allemal besser, eine Ausbildung anzufangen als „irgendwo als Hilfskraft anzuheuern“. So gebe es in der Gebäudereinigung beispielsweise eine qualifizierte Ausbildung: „Das ist die größte Handwerksbranche, die wir haben. Der Beruf des Gebäudereinigers ist ein Handwerksberuf. In dem Job gibt es ständig neue Technik und weiterentwickelte Maschinen, die die Arbeit enorm erleichtern“, erklärt Andreas Harnack. Dabei gehe es auch „hoch hinaus“ – als Fassadenreiniger. Aber auch auf der Karriereleiter: „Wer seine Ausbildung im Gebäudereiniger-Handwerk gemacht hat, kann seinen Meister machen oder Techniker werden und die Fachrichtung Reinigungs- und Hygienetechnik draufsatteln“, so der Gewerkschafter.

Monatelange Wohnungssuche ist ein No Go

Bei der dualen Berufsausbildung, die im Betrieb und in der Berufsschule läuft, sind Azubi-Wohnungen für die IG BAU Südwürttemberg ein wichtiges Stichwort. Vielen Jugendlichen falle es schwer, ein WG-Zimmer und erst recht eine eigene Wohnung zu finanzieren. „Es kann nicht sein, dass junge Menschen eine Ausbildungsstelle, für die sie sich interessieren, sausen lassen, weil sie zu weit entfernt ist. Das können wir uns einfach nicht mehr erlauben. Azubis gibt es nicht wie Sand am Meer“, sagt Andreas Harnack. Junge Menschen sollten sich gezielt auf ihre Ausbildung konzentrieren und nicht wochen- oder monatelang auf Wohnungssuche gehen müssen.

„Schon deshalb muss auch in Sachen Azubi-Wohnen mehr passieren“, so Harnack. Hier sei vor allem der Bund gefordert, mehr zu machen. Das bedeute dann auch mehr Wohnungsbau. Und der funktioniere heute deutlich anders als früher: Der Bau erlebe einen rasanten technischen und digitalen Wandel. Außerdem seien Bauarbeiter „Praktiker im Klimaschutz“: „Vom energieeffizienten Neubau über das energetische Sanieren der Fassaden und Dächer bis zum Recyceln des Bauschutts von Abrisshäusern – auf vielen Jobs am Bau klebt gewissermaßen ein Umwelt-Label“, so der Regionalleiter der IG BAU Baden-Württemberg.

(Quelle: IG BAU)

Doch nicht nur in Ravensburg werden Azubis gesucht. Biberach, wie auch der schöne Bodensee freut sich auf die Fachkräfte von Morgen.

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