Region Lindau: Unterschriften für eine sichere medizinische Versorgung

Region Lindau: Unterschriften für eine sichere medizinische Versorgung
Beratung über die Gesundheitsversorgung.. V.l.n.r.: Dr. Martin Hessz, Dr. Franz-Joseph Sauer, Landrat Elmar Stegmann, Erik Jahn (Geschäftsbereichsleiter am Landratsamt Lindau) und Thomas Kaleja (Geschäftsstellenleiter GesundheitsregionPlus) (Bild: Landkreis Lindau, Sibylle Ehreiser.)

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In Bezug auf das derzeit laufende Insolvenzverfahren an der Rotkreuzklinik in Lindenberg zeigen sich auch die Landräte besorgt über aktuelle Entwicklungen. Das Gesundheitsnetz Westallgäu e.V. hat Unterschriften für eine gute Gesundheitsversorgung in der Region Lindau gesammelt.

Dr. Franz-Joseph Sauer aus Lindenberg und Dr. Martin Hessz, Chefarzt an der Rotkreuzklinik in Lindenberg, haben als Vertreter des Gesundheitsnetzes Westallgäu e.V. Landrat Elmar Stegmann über das Ergebnis einer Unterschriftenaktion zur stationären Gesundheitsversorgung informiert.

3.444 Menschen haben sich an der Aktion beteiligt. Hintergrund ist die aktuelle Diskussion um die bundesweit kränkelnde Krankenhauslandschaft und das derzeit laufende Insolvenzverfahren an der Rotkreuzklinik in Lindenberg.

Wie es nach dem Insolvenzverfahren an der Rotkreuzklinik weitergeht, ist aktuell noch unklar. Die Schwesternschaft des Bayerischen Roten Kreuzes hat sich als Trägerin der Klinik bisher nicht klar dazu geäußert.

Landräte beraten über Thematik

Das Thema betrifft landauf und landab die Krankenhausträger und Kommunen, sodass die stationäre Grund- und Regelversorgung auch Thema bei der Tagung aller bayerischen Landräte in der vergangenen Woche war. „Alle Landräte sind tief besorgt über die aktuellen Entwicklungen“, so Landrat Elmar Stegmann bei dem Gespräch mit den beiden Lindenberger Ärzten.

„Es ist wenig zielführend, Strukturen sterben zu lassen, um diese dann gegebenenfalls später wieder teuer aufbauen zu müssen.“ Welche Strukturen versorgungsrelevant sind, gelte es – auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels – genau zu prüfen.

„Dabei dürfen wir nicht nur den stationären Bereich betrachten, sondern wir müssen auch den ambulanten Bereich in den Fokus nehmen und das Rettungswesen“, erläutert der Landrat.

Große Sorgen von Patienten und Ärzten

Dr. Franz-Joseph Sauer verdeutlichte mit der Übergabe der Unterschriften, wie groß die Sorgen der Patienten und der niedergelassenen Kollegen im Gebiet sind, dass die Versorgung der immer älter werdenden Bevölkerung akut gefährdet ist.

Der Lindenberger Chefarzt Dr. Martin Hessz ist sich sicher: „Man muss sich jetzt auf den Weg machen. Ein Strukturwandel ist notwendig, aber dieser muss auch von der Bundespolitik begleitet werden, mit entsprechenden Übergangsfristen und finanziellen Hilfen. Ansonsten holt uns ein kaltes Kliniksterben in Kürze ein.“

Gutachten in Auftrag gegeben

Für eine mittel- und langfristige Zukunftsplanung soll ein größtenteils vom Freistaat Bayern finanziertes Gutachten Aufschluss über die Bedarfe und zur Verfügung stehende medizinische Versorgung in der Region geben.

Dies haben die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern, die Landkreise Lindau und Ravensburg sowie die betroffenen Krankenhausträger abgestimmt. Aktuell läuft die Suche nach einem geeigneten Gutachter.

Das Hauptziel der Untersuchung ist die Prüfung eines gemeinsamen Krankenhausneubaustandorts mit zeitgemäßen Strukturen und einer sinnvollen Größe, um einen zukunftssicheren und wirtschaftlichen Betrieb zu gewährleisten. Die medizinische Versorgung soll Angebote der Grund- und Regelversorgung, eine rund-um-die-Uhr-Notfallversorgung und ambulante Versorgungsmöglichkeiten umfassen.

Besonderes Augenmerk liegt auf der Schaffung attraktiver Arbeitsplätze für medizinisches und pflegerisches Personal sowie auf Ausbildungsmöglichkeiten und Karriereentwicklung.

Eine Milliarde Euro an finanziellen Mitteln

Der Freistaat Bayern sowie die Landkreise und kreisfreien Städte, die gemeinsam für Investitionen im Krankenhausbereich die Verantwortung tragen, haben sich jüngst darauf verständigt, die zur Verfügung stehenden Mittel von insgesamt 646 Millionen Euro pro Jahr auf 1 Milliarde zu erhöhen. Diese wird hälftig vom Freistaat und hälftig von den Kommunen geschultert.

„Der Freistaat und auch wir Kommunen zeigen damit, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst sind“, so Landrat Stegmann. Für den Betrieb der Krankenhäuser sind jedoch der Bund und die Kassen zuständig. Hier gab es noch kein Signal, wie die Krankenhäuser unterstützt werden können.

(Quelle: Landratsamt Lindau (Bodensee))