Vom Verbot zur Erfolgsgeschichte TSV Lindau feiert seinen 175. Geburtstag

TSV Lindau feiert seinen 175. Geburtstag
Mit Herz für den Sport: Lindaus Oberbürgermeisterin Dr. Claudia Alfons und TSV-Vorsitzender Dominik Moll feierten gemeinsam das 175-jährige Jubiläum des Vereins in der Jahnturnhalle. (Bild: Wilfried Vögel)

Auf den Tag genau vor 175 Jahren, am 11. April 1850, gründeten wackere Bürger den TSV Lindau. Anlass genug, dieses Jubiläum in der vereinseigenen Jahnturnhalle mit einem Festakt mit zahlreichen Ehrengästen gebührend zu feiern.

Wo sonst eifrig gesportelt wird, feierte die TSV-Familie exakt 175 Jahre nach der Gründung diesen runden Geburtstag. Da tat es natürlich keinerlei Abbruch, dass die gestrenge Obrigkeit den Verein am Tag nach der Gründung prompt wieder verboten hatte, weil man damals „revolutionäre Umtriebe“ fürchtete.

Lebendig und vital wie nie zuvor

Der Verein hat allen Stürmen der Zeit Stand gehalten. Er ist so lebendig und auch modern wie nie zuvor. Mit rund 2.400 Mitgliedern ist der TSV einer der größten Sportvereine im Landkreis Lindau und mit 175 Jahren zugleich einer der ältesten überhaupt in Bayern. Somit ist fast jeder 10. Einwohner in der Stadt Lindau Mitglied in einer der 14 Abteilungen. Grund genug also für Joachim Herrmann, seines Zeichens Bayerischer Innen- und zugleich Sport- und Integrationsminister, nach Lindau zu kommen.

Der Innenminister überbrachte die Glückwünsche der Staatsregierung

Er überbrachte die Glückwünsche der Bayerischen Staatsregierung. Anders als z.B. der FC Bayern, so Herrmann schmunzelnd, lebe ein Verein wie der TSV Lindau in erster Linie vom ehrenamtlichem Engagement seiner Mitglieder. Existieren und dauerhaft überleben könne so ein Verein allerdings nur dann, wenn es genügend Menschen gebe, die den Verein organisatorisch über einen so langen Zeitraum am Leben und Laufen hielten. Dass es solche Funktionäre gebe, sei nicht selbstverständlich und verdiene höchstes Lob und Anerkennung. Im Besonderen nannte er den 1. Vorsitzenden, Dominik Moll, bei dem alle Fäden zusammenliefen.

Viele Vereine seien damals gegründet worden, die es schon lange nicht mehr geben würde.

Hoch gelobtes Ehrenamt

Das Ehrenamt könne nicht hoch genug gelobt werden. Sport sei nicht nur gut für die eigene körperliche Fitness sondern sorge auch für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Hier begegneten sich nicht nur Jung und Alt, Reich und Arm. Hier finde auch höchst erfolgreich Integration statt. Menschen mit Migrationshintergrund fänden hier ganz selbstverständlich eine neue Heimat.

Sportvereine wirkten ausgesprochen positiv in unsere Gesellschaft hinein. Teamgeist, Toleranz, Durchhaltevermögen, Disziplin und Fairness seien wesentliche Merkmale eines aktiven Sportler- und Vereinslebens, wie es beim TSV Lindau vorbildlich gelebt werde.

Verstärkte Aktivitäten rechter Randgruppen beklagt

Herrmann beklagte eine verstärkte Aktivität von verschiedenen, besonders rechten Randgruppen. Diese versuchten immer häufiger, junge Menschen über Kampfsportarten „einzufangen“ und ihre kruden Ideologien zu verbreiten. Hier sei das Engagement der Sportvereine absolut unverzichtbar. Das alles zeige, wie wichtig Jugendarbeit in den Vereinen sei.

Der Minister beklagte diese Entwicklung nur Stunden später erneut bei der Vorstellung des aktuellen Verfassungsschutzberichtes in München..

Stolz auf den TSV Lindau

Landrat Elmar Stegmann überbrachte die Grüße und Glückwünsche des Landkreises. Der TSV Lindau schaffe einen Ort der Begegnung und Gemeinschaft. Er sei stolz auf diesen Verein und seine Mitglieder. Der TSV Lindau zeige, dass der Landkreis lebendig, gesund und sozial sehr gut aufgestellt sei. Trotz bekannt knapper Haushaltsmittel hatte Stegmann einen Scheck für die Jugendarbeit dabei.

Lebendige Stadtgesellschaft

Lindaus Oberbürgermeisterin Dr. Claudia Alfons dankte allen im TSV engagierten herzlich. Der Verein schaffe in der Stadt ein „Wir-Gefühl“ und leiste damit einen unverzichtbarer Beitrag für das Funktionieren einer lebendigen Stadtgesellschaft. Als kleines, vitales Zeichen der Wertschätzung habe die Stadt unweit der Jahnturnhalle im Stadtgarten einen Rot-Ahorn gepflanzt.

Wichtigkeit von Sport und Bewegung

Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV) betonte, wie wichtig Sport, Bewegung und gesunde Ernährung in unserer Gesellschaft seien. Trotzdem verzeichne unsere Gesellschaft die fittesten Senioren und die trägsten Junioren. Hier seien die Sportvereine besonders gefragt. Sein besonderer Dank galt dem „Präsidenten“ Dominik Moll, der den Verein nicht nur höchst erfolgreich führe sondern auch im BLSV aktiv sei und seine Erfahrung aus der Praxis hoch motiviert einbringe.

Dominik Moll: „Ehrenamt macht Spaß“

Dominik Moll sprach die positive Entwicklung des Vereins an, der sich selbst in den schwierigen Corona-Zeiten kontinuierlich weiter entwickelt habe. Der TSV Lindau sei ein lebendiger und moderner Verein, in dem alle Verantwortlichen einen „guten Job“ machen würden. Man spüre an allen Ecken und Enden des Vereins, dass Ehrenamt wirklich Spaß mache.

Er bedankte sich bei Stadt und Landkreis für die gute Zusammenarbeit, auch wenn das Problem ausreichender Hallenzeiten allgegenwärtig sei. Seine Bitte an den Landrat war dann auch, beim allfälligen Neubau des Berufsschulzentrums samt neuer Sporthalle den TSV entsprechend zu berücksichtigen.

Vier neue Ehrenmitglieder ernannt

Im Anschluss an die Festreden zeichnete Moll und verschiedene Sportfunktionäre vier Männer und Frauen mit der Ehrenmitgliedschaft des Vereins aus: Margit Moll (langjährige Kassenwartin und entscheidendes „Rädchen“ in der Vereinsarbeit, „Chefin im Maschinenraum“ und „Mädchen für alles“ im Verein), Wilfried Fuchs (Urgestein und Dreh- und Angelpunkt der Schwimmabteilung), Manfred Steiert (langjähriger und vorbildlicher Judo-Kämpfer in vielen verschiedenen Funktionen) sowie Anton Zieger (langjähriger Vorsitzender des Reha-Sportgruppe und vieles mehr).

Zauberkunststücke verblüffen die Festgäste

Moderiert hatte den Festakt Thomas Röhl, selbst eines der Urgestein der Schwimm-Abteilung. Mit seinen lässig und gekonnt ins Programm eingestreuten Zauberkunststücken verblüffte er das Publikum ein ums andere Mal. Wie immer eloquent, charmant und witzig, auch wenn es ihm bis zum Ende nicht gelang, echtes Geld für die Vereinskasse herbei zu zaubern.

Das Bläserquartett der Musikschule sorgte für die passende musikalische Umrahmung.

(Bilder: Wilfried Vögel)