Über 70 Bodenwissenschaftler und Forstpraktiker aus Österreich, Deutschland und der Schweiz trafen sich zu einer dreitägigen Fachtagung, um aktuelle Herausforderungen beim Schutz und der nachhaltigen Bewirtschaftung von Waldböden zu diskutieren. Die Veranstaltung fand an verschiedenen Orten in Vorarlberg, Bayern und Baden-Württemberg statt und verband Fachvorträge mit praxisnahen Exkursionen.
Vielfältiges Programm: Wissenstransfer zwischen Vorträgen und Exkursionen
Den Auftakt der Tagung bildete ein Veranstaltungstag mit Vorträgen, einer Posterausstellung und einer Podiumsdiskussion, die den interdisziplinären Austausch förderten. In den darauffolgenden Tagen konnten die Teilnehmer ihr Wissen bei Exkursionen in die beeindruckende Landschaft zwischen Vorarlberger Berggipfeln und bayerischer Bodenseehöhe vertiefen.
Thema im Fokus: Waldboden – Boden des Jahres 2024
Die Wahl des „Waldbodens“ zum Boden des Jahres 2024 bildete den Anlass für die Tagung. Dabei wurde schnell klar, dass es nicht „den einen“ Waldboden gibt. Die Vielfalt der Waldböden, von jungen Rendzinen auf Dolomitschutt bis zu tausend Jahre alten (Para-)Braunerden, zeigte sich eindrucksvoll bei den Exkursionen. Besonders tiefgehende Einblicke erhielten die Teilnehmer im bayerischen Staatswald bei Lindau, wo Förster Moritz Janzen ein Bodenprofil zur Analyse freigelegt hatte.
Klimawandel und Waldböden: Herausforderungen und Lösungsansätze
Die Diskussionen zeigten deutlich, dass die nachhaltige Bewirtschaftung von Waldböden eine zentrale Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel spielt. Humusverluste, Kohlenstoffdepletion und regionale Stoffeinträge wurden als wesentliche Risiken identifiziert. Der Waldumbau hin zu klimastabilen Wäldern ist dabei nicht nur entscheidend für die Bodenfruchtbarkeit, sondern auch für den Erhalt von Bodenkohlenstoff. Gleichzeitig liefert die Forstwirtschaft den nachhaltigen Rohstoff Holz als Beitrag zum Klimaschutz.
Kontroverse um EU-Bodenüberwachungsgesetz
Die Vielfalt der Waldböden war auch Ausgangspunkt einer kontroversen Diskussion zur geplanten EU-Bodenüberwachungsrichtlinie. Wissenschaftler und Praktiker betonten, dass bestehende gesetzliche Regelungen in den beteiligten Ländern bereits einen geeigneten Rahmen für den Schutz der Böden bieten. Die Forderung nach praxisnahen und regional differenzierten Ansätzen wurde deutlich.
Zukunftsaufgaben: Wissen teilen und Handlungsfelder erschließen
Einigkeit herrschte darüber, dass es bereits zahlreiche Hilfsmittel und Informationsangebote für den Aufbau klimastabiler Wälder gibt. Dennoch wurden methodische und fachliche Handlungsfelder identifiziert, die weiterhin bearbeitet werden müssen. Der grenzüberschreitende Austausch und die flächendeckende Bodenkartierung wurden als zentrale Maßnahmen hervorgehoben.
Fazit: Gemeinsam für den Waldboden
Die Tagung unterstrich die Bedeutung eines kontinuierlichen Wissensaufbaus und -austauschs zum Schutz der Waldböden. Die Verbindung von Wissenschaft und Praxis, länderübergreifender Zusammenarbeit und nachhaltiger Forstwirtschaft ist der Schlüssel für den Erhalt dieser wertvollen Lebens- und Produktionsgrundlage. „Wissen zum Wohle des Waldes und Waldbodens aufbauen und teilen“ bleibt das Leitmotiv für die kommenden Jahre.
(Quelle: Bayerische Staatsforsten, AöR)