Bodensee-Fonds Schiffsbergeverein entdeckt sterbliche Überreste auf 210 Metern Tiefe

Schiffsbergeverein entdeckt sterbliche Überreste auf 210 Metern Tiefe
Wiederentdeckung des Wracks der Swissair-Maschine DC-3. (Bild: Andrew Frauenfelder)

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Bei der Erforschung des Wracks der Swissair-Maschine DC-3 im Bodensee hat der Schiffsbergeverein Romanshorn um Silvan Paganini eine überraschende und bewegende Entdeckung gemacht. Auf 210 Metern Tiefe stieß das Team am vergangenen Samstag auf sterbliche Überreste, die möglicherweise den Opfern des tragischen Absturzes von 1957 zugeordnet werden können.

Die Arbeiten fanden im Rahmen eines Nebenprojekts zur Bergung des Motors der abgestürzten Swissair DC-3 HB-IRK statt. Das Flugzeug war am 18. Juni 1957 unter ungeklärten Umständen in den Bodensee gestürzt. Von den neun Besatzungsmitgliedern konnten bisher nur fünf geborgen werden – die neuen Funde könnten nun Licht ins Dunkel bringen.

Chaos am Seegrund: Herausforderungen bei der Bergung

„Die Bedingungen im Trümmerfeld sind chaotisch“, erklärte Silvan Paganini, Leiter des Vereins, nach der Entdeckung. Mit Hilfe modernster Unterwasser- und Sonartechnologie sowie eines Tauchroboters dokumentierte das Team die Fundstelle. Eine kleine Probe der sterblichen Überreste wurde geborgen, würdevoll in eine Fahne gewickelt und den zuständigen Behörden übergeben.

Die Kantonspolizei Thurgau wurde umgehend informiert und bestätigte den Fonds. Die Probe wurde an das Institut für Rechtsmedizin St. Gallen übergeben, wo untersucht wird, ob es sich tatsächlich um menschliche Überreste handelt und ob eine Zuordnung zu den Insassen der DC-3 möglich ist.

1957 stürzte die Swissair-Maschine über dem Bodensee ab.
1957 stürzte die Swissair-Maschine über dem Bodensee ab (Archivbild: ETH-Bibliothek Zürich)

Respekt und Verantwortung: Würde für die Opfer und ihre Familien

Der Verein betont den respektvollen Umgang mit den Fonds. „Aus Respekt vor den Opfern und ihren Angehörigen verzichten wir auf detaillierte Informationen“, so Paganini. Er zeigte sich jedoch tief bewegt: „Dass wir nach 68 Jahren noch sterbliche Überreste finden, war für uns nicht vorstellbar.“ Es stellt auch die Frage, warum die Absturzstelle damals nicht gründlicher untersucht wurde.“

Die Entdeckung könnte den Familien der Vermissten helfen, nach Jahrzehnten des Wartens endlich Abschied nehmen zu können. „Vielleicht finden nun sowohl die Seelen der Verunglückten als auch ihre Angehörigen den lang ersehnten Frieden“, fügte Paganini hinzu.

Ein bewegender Moment in der Geschichte der Schiffsbergung

Der Fonds unterstreicht die Bedeutung der Arbeit des Schiffsbergevereins Romanshorn. „Unsere Aufgabe ist es, die Vergangenheit zu bewahren und den Opfern die Würde zurückzugeben, die sie verdienen“, sagte Paganini abschließend. Der Verein sieht in der Entdeckung nicht nur eine historische, sondern auch eine menschliche Verantwortung, das Geschehene aufzuarbeiten.

Der nächste Schritt: Klärung durch die Rechtsmedizin

Die Kantonspolizei Thurgau und die Staatsanwaltschaft arbeiten mit dem Institut für Rechtsmedizin St. Gallen zusammen, um die Herkunft der Überreste zu klären. Sollte sich bestätigen, dass es sich um Insassen der Swissair DC-3 handelt, könnte dies eine wichtige Lücke in der Geschichte des tragischen Unglücks schließen.

Diese Entdeckung markiert einen weiteren Meilenstein in der Erforschung historischer Ereignisse unter Wasser und ist gleichzeitig ein emotionaler Moment, der die Bedeutung von Erinnerung und Verarbeitung verdeutlicht.

(Quelle: Schiffsbergeverein.ch)