Viele kennen dieses Bild: Am oft geschlossenen Bahnübergang Lotzbeckweg beim Eisenbahndamm bilden sich insbesondere im Sommer lange Schlangen auf beiden Seiten. Wenn es nach den Plänen der Bahn geht, soll dieses Bild in wenigen Jahren der Vergangenheit angehören. Für die Bahn stellt eine Unterführung die beste Lösung dar.
Lange Schrankenschließzeiten sorgen mächtig für Ärger
An diesem Übergang treffen gleich drei Bahnlinien zusammen (von Bregenz/Bahnhalt Lindau-Reutin, von Friedrichshafen und von Kempten/Memmingen). Das sorgt zwangsläufig für lange und überaus lästige Schrankenschließzeiten. Und nicht selten muss die Bahnpolizei für Ordnung sorgen. Denn vor dem Schließen der Schranken muss der Bahnübergang aus Sicherheitsgründen frei sein. Das sorgt besonders für die Tausenden von Radlern auf dem Bodensee-Radweg mächtig für Ärger. Lange Wartezeiten sind oft unvermeidlich.
Die langen Schrankenschließzeiten haben auch dazu geführt, dass nicht alle Züge vom Haltepunkt Reutin zum Inselbahnhof fahren dürfen, wie es sich viele wünschen. Ist doch die sogenannte „Zweibahnhofslösung“ Bestandteil des von den Lindauer Bürgern mit Mehrheit befürworteten Kompromisses.
Brücke oder Unterführung?
Lange drehte sich die Diskussion im Stadtrat und bei der Bahn um die Frage, was die bessere Lösung sei, eine Brücke oder eine Unterführung.
Jetzt ist die Entscheidung bei der Bahn, die das bauen und vor allem auch finanzieren muss, gefallen. Eine Unterführung soll es werden. Während für die weiter nördlich gelegene Bahnquerung „Am Alpengarten“ bei der Musikschule und dem benachbarten Holdereggenpark eine Brückenlösung vorgesehen ist, sieht die Bahn in einer Unterführung am Lotzbeckweg die bessere Lösung.
Die Bahn schreibt auf Anfrage des Wochenblattes: „Die Unterführung hat den Vorteil, dass die zu überwindende Höhe deutlich geringer ist, als eine mögliche Überführung der Bahnstrecke. Die Unterführung kann deshalb ohne Kurven und Treppen gebaut werden“.
Alle sollen von einer Unterführung profitieren
Fußgänger und Radfahrer würden von einem möglichst kurzem, geradem und vor allem barrierefreiem Übergang profitieren.
Auch an die komplexe Grundwasserfrage haben die Planer gedacht. Eine sogenannte „Grundwasserwanne“ soll eine Überflutung verhindern. Für den Schutz von Flora und Fauna ist ebenfalls gesorgt. Die Bahn plant hier eine Trennung von Fußgängern und Radlern. Damit kann der Baumbestand erhalten bleiben. Der Verkehrsweg soll insgesamt 6,5 Meter breit werden.
Auch die bislang angebundenen Zuwegungen, wie z.B. den Heckenweg, das Gleisdreieck und der Alpengarten werden über Treppen bzw. barrierefrei über den Lotzbeckpark angebunden. Selbstverständlich bleibt auch die Zufahrt von Rettungsfahrzeugen gewährleistet.
Die Bahn legt Wert darauf, dass auch andere Rahmenbedingungen wie u.a. das Landschaftsschutzgebiet Bodenseeufer berücksichtigt werden.
Auf die Planungsphase folgt das Planfeststellungsverfahren – EBA hat das letzte Wort
Derzeit läuft die Planungsphase. Dieser Phase folgt das sogenannte „Planfeststellungsverfahren“. Diese soll im 3. Quartal 2025 bei der zuständigen Behörde, dem Eisenbahnbundesamt (EBA), eingereicht werden. Das EBA leitet das Verfahren und organisiert die Anhörung der direkt betreffend Nachbarn.
Am Ende trifft das EBA dann den Planfeststellungsbeschluss. Dieser bedeutet dann Baurecht für die Bahn. Die Bahn rechnet mit einer Bauzeit von bis zu zwei Jahren. Die Bahn wird ständig über die aktuellen Planungsschritte informieren.
Die vielen Befürworter einer sogenannten „Bodenseegürtelbahn“ werden die Planungen der Bahn mit Erleichterung vernehmen.
Deutsche Bahn: „Gute Lösung für alle gefunden“
Die Pressestelle der Bahn teilt dazu mit: „Wir haben eine sehr gute Lösung für die Beseitigung des Bahnübergangs am Lotzbeck in Lindau gefunden. Durch den Wegfall der Schrankenanlage wird die Sicherheit erhöht und der Verkehrsfluss verbessert. Fußgänger und Radfahrer:innen profitieren von barrierefreien und kurzen Wegen. Gleichzeitig reduziert sich der Eingriff in das sensible Umfeld durch die geplante Unterführung auf ein Minimum“.
Zu den voraussichtlichen Kosten konnte die Bahn noch keine Angaben machen.
Das Wochenblatt wird weiter aktuelle über den Planungsstand informieren.