Das Lindauer Kinderfest gehört schon lange zu den bedeutendsten und traditionsreichsten Festen Süddeutschlands. Am „Lindauer Nationalfeiertag“ trifft man sich und feiert zusammen.
Im Mittelpunkt stehen beim 369. Lindauer Kinderfest natürlich die Kinder der Stadt. 1865 Buben und Mädchen haben sich in verschiedenen Festzügen, die sich vor bzw. auf der Lindauer Insel getroffen haben, auf den Weg zum Festakt vor dem altehrwürdigen Alten Rathaus gemacht.
„Lindau hoch! – die „Lindauer Nationalhymne“
Dort wurden sie von zahlreichen Ehrengästen aus nah und fern, unter ihnen auch Bayerns Europaminister Eric Beißwenger und Lindaus Ehrenbürgerin Annelies Spangehl begrüßt. Zu den Gästen zählte auch eine Delegation aus Lindaus französischer Partnerstadt Chelles bei Paris.
Begleitet von der Lindauer Jugendkapelle erklang dann, vielstimmig von (fast) allen lautstark mitgesungen, die „Lindauer Nationalhymne“ „Lindau hoch“ – ein Bekenntnis und Zeichen der Verbundenheit und Liebe an die Heimatstadt.
(Bilder: Wilfried Vögel)
Böllerschüsse haben das Fest am frühen Morgen angekündigt
Bereits am frühen Morgen hatten zahlreiche Böllerschüsse das Fest, kaum zu überhören, angekündigt. Und Gott sei Dank hatte auch der Wettergott ein Einsehen und schenkte den Teilnehmern nach ein paar Regentropfen am Morgen doch noch trockenes Wetter in das sich am Ende sogar ein paar Sonnenstrahlen mischten.
Gespannt lauschten dann die knapp 2000 Buben und Mädchen den Worten der Oberbürgermeisterin Dr. Claudia Alfons. Ihr Gruß galt des vielen Ehrengästen, die den Weg nach Lindau gefunden hatten, ihr Dank den vielen fleißigen Helfern, die das Fest erst ermöglicht haben. Sie rief die Jugend der Stadt auf, auch in diesen schwierigen Zeiten ihrer Heimatstadt die Treue zu halten. Immer wieder animierte sie die Kinder ihr Lindau hoch leben zu lassen.
Der Stadtteil, der den Festzug anführt (heuer die Insel), ist dann für das Kindergedicht auf der Rathaustreppe verantwortlich. Heuer waren es Kinder der Freien Schule auf der Lindauer Insel. Darin dankten die Kinder den Organisatoren für die Vorbereitung.
Die leckere Butschelle darf keinesfalls fehlen
Nach der dritten Strophe der Nationalhymne machten sich Kinder und Begleiter wieder auf den Weg zurück in die einzelnen Stadtteile. Nicht ohne sich zuvor an verschiedenen Ausgabestellen die leckere Butschelle abzuholen, ein süßes Hefegebäck, das nur zum Kinderfest gebacken wird. Nicht fehlen durfte auch der traditionelle Lindauer Doppelschübling und ein Getränk. Heiß begehrt, weil viele Kinder schon sehr früh auf den Beinen waren und vor Aufregung sowieso kaum geschlafen hatten.
Farbenfroher Festzug vor Tausenden von Zuschauern
Vorausgegangen war dem Festakt nach verschiedenen Gottesdiensten ein farbenprächtiger Festzug der Kinder vom Festland auf die Lindauer Insel, begleitet von Trommlerzügen und Musikkapellen. Buben mit Fahnen und Mädchen mit festlichem Blumenschmuck locken alljährlich Tausende von Verwandten, Freunden und Bekannten auf die Straßen, Plätze und Gassen der Stadt.
Mancher Lindauer kann sich dann auch so manche Träne nicht verkneifen. Zum größten Lindauer Fest kommen traditionell auch zahlreiche ehemalige Lindauer aus aller Welt extra in ihre Heimatstadt um mit Bekannten und Freunden ausgiebig zu feiern.
(Bilder: Wilfried Vögel)
Traditionelle Kinderspiele am Nachmittag in den Stadtteilen
Am Nachmittag dürfen dann die Kinder auf den verschiedenen Festplätzen in den Stadtteilen zahlreiche, typische Kinderspiele und verschiedenste Vergnügungen genießen.
Finanziert wird das Fest, das die fünf Fördervereine in den verschiedenen Stadtteilen ausrichten, überwiegend durch Spenden aus der Bevölkerung und von Handel und Gewerbe.
Am Abend wird aus dem Kinderfest dann so allmählich ein traditionsreiches Heimatfest, das bis Mitternacht ausgiebig feiert wird.
Ursprung nach dem 30-jährigen Krieg – Bekenntnis für die Heimatstadt
Seinen Ursprung hat das Lindauer Kinderfest in der Zeit nach dem 30jährigen Krieg. In Zeiten von großer Not und Elend führte der Magistrat der Stadt eine Schulspeisung der Kinder ein. Daraus entwickelte sich dann die lange Tradition des Lindauer Kinderfestes.
Wie schrieb anlässlich des 325. Lindauer Kinderfestes der damalige Oberbürgermeister Josef Steurer in der Festschrift: „Wer jemals den Festakt vor dem Alten Rathaus erlebt und das feierliche Bekenntnis zu Heimat und Vaterland mitgesungen hat, der wird diesen Augenblick in seinem Leben nie mehr vergessen können. Wer erlebt, wie Tausende festlich gekleideter Kinder, geschmückt mit Fahnen und Blumen mit strahlenden Augen ihre Stadt und Heimat hochleben lassen und für sie Gottes Segen erflehen, der wird von tiefer Rührung erfasst und erkennt, welch große Bedeutung, welch tiefer Sinn und welch eine riesige, stets erneut belebende Kraft von diesem Fest ausgehen“.
Ein Gänsehaut-Moment vor dem Alten Rathaus ist, wenn mehr als tausend Kinder und Erwachsene zusammen das Lied „Lindau hoch“ singen:
Lindau hoch!
wie beglückst du doch!
Wenn wir deinen Namen nennen,
wird das Herz so froh bewegt,
wenn wir deinen Wert erkennen,
unsre Brust noch höher schlägt.
Gott mit dir, für und für,
seine Segenshand
sei dir zugewandt.
Lindau dir, danken freudig wir!
Wo der Jugend frohe Tage,
selt‘ne Liebe festlich schmückt,
wo uns frei von Sorg und Plage,
Jugendlust so hoch entzückt.
Lindau dir danken wir!
Gottes Segenshand
Sei dir zugewandt.
Lindau hoch! Lange Jahre noch,
weile Gottes Huld und Frieden
über dir, dies schöne Los,
sei vom Himmel dir beschieden,
mache glücklich dich und groß!
Gott mit dir, für und für,
sei dir zugewandt.
Viele haben sich in der Vergangenheit darum bemüht, die Herkunft dieses Liedes zu enträtseln – vergebens und vermutlich auch für immer…..