Bahn ohne Plan? Oberbürgermeister fordern klare Perspektive für Gäubahn

Oberbürgermeister fordern klare Perspektive für Gäubahn
Die Gäubahn: Lebensader für Pendler und Reisende – ihre Anbindung an den Stuttgarter Hauptbahnhof steht auf dem Spiel. (Bild: Stadt Tuttlingen)

WOCHENBLATT
WOCHENBLATT

Die Oberbürgermeister von Böblingen (Dr. Stefan Belz), Singen (Bernd Häusler), Tuttlingen (Michael Beck), Rottweil (Dr. Christian Ruf), Herrenberg (Nico Reith) und Horb am Neckar (Peter Rosenberger) zeigen sich tief enttäuscht über die geplante Kappung der Gäubahn, die nach aktuellem Stand bereits im April 2026 umgesetzt werden soll.

Sie fordern mit Nachdruck, dass die oberirdische Anbindung der Gäubahn an den Stuttgarter Hauptbahnhof solange erhalten bleibt, bis eine tragfähige Alternative samt Finanzierung vorliegt.

„Wir warnen ausdrücklich davor, die Gäubahn zu kappen, ohne dass ein verlässliches Konzept auf dem Tisch liegt“, betonen die Oberbürgermeister. „Eine jahrelange Unterbrechung in Stuttgart-Vaihingen würde zu erheblichem Frust bei den Reisenden führen, die auf den Hauptbahnhof als Ziel oder Umsteigepunkt für den Fernverkehr angewiesen sind.“

Kritik an unklaren Planungen: Städte fordern verlässliche Perspektive

Die Oberbürgermeister kritisieren die derzeitige Planung aus mehreren Gründen:

  • Unklare Finanzierung des Pfaffensteigtunnels: Dieser kann nur als Alternative dienen, wenn seine Finanzierung durch den Bund gesichert ist – eine Zusage, die es bislang nicht gibt.
  • Rechtliche Unsicherheiten: Die Klage der Deutschen Umwelthilfe könnte den geplanten Rückbau der Gleise infrage stellen, da über deren Rechtmäßigkeit noch nicht entschieden wurde.
  • Gesetzliche Hürden: Das Allgemeine Eisenbahngesetz (§23) stellt hohe rechtliche Anforderungen an den Abbau der Gäubahn-Gleise im Stuttgarter Hauptbahnhof.
  • Unklare Zeitpläne für Stuttgart 21: Die Fertigstellung des digitalen Knotens ETCS (Stufen 1 und 2) bis Ende 2026 ist nicht gesichert – eine essenzielle Voraussetzung für den Betrieb des Tiefbahnhofs.
  • Probleme in Untertürkheim: Notwendige Umplanungen am Abstellbahnhof verstärken die Zweifel, ob der Tiefbahnhof im Dezember 2026 tatsächlich betriebsbereit sein wird.

Scharfe Kritik an Politik und Deutscher Bahn

„Die politisch Verantwortlichen und die Deutsche Bahn haben zentrale Versprechen im Rahmen der Stuttgart-21-Planungen nicht eingehalten“, kritisieren die Oberbürgermeister deutlich. „Eine Kappung der Gäubahn ohne tragfähige Alternative ist für unsere Städte und ihre Reisenden nicht akzeptabel.“

Um den reibungslosen Bahnverkehr in der Region sicherzustellen, fordern sie daher:

  • Den Erhalt der Gäubahn-Anbindung an den Hauptbahnhof, solange es keine verlässliche Alternative gibt.
  • Eine rasche Planfeststellung und gesicherte Finanzierung für die neue Gäubahn-Führung.
  • Eine möglichst kurze Unterbrechung zwischen Stilllegung der bisherigen Anbindung und Inbetriebnahme der neuen Gäubahn-Trasse.

Die Oberbürgermeister appellieren eindringlich an alle Verantwortlichen, die berechtigten Bedenken der betroffenen Städte ernst zu nehmen und eine tragfähige Lösung für die Fahrgäste in der Region sicherzustellen.

(Quelle: Stadt Singen)