ZF-Chef geht – Umsatz soll trotz Ukrainekrieg und Lieferengpässen 2022 gesteigert werden

Wolf-Henning Scheider verlässt die ZF zum Ende seines Vertrags Anfang 2023. Der Vorstandsvorsitzender hat die Entwicklung von ZF hin zum Technologiekonzern in den vergangenen vier Jahren maßgeblich geprägt.
Wolf-Henning Scheider verlässt die ZF zum Ende seines Vertrags Anfang 2023. Der Vorstandsvorsitzender hat die Entwicklung von ZF hin zum Technologiekonzern in den vergangenen vier Jahren maßgeblich geprägt. (Bild: ZF)

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Friedrichshafen (pr/le) – Der Technologiekonzern ZF hat im vergangenen Jahr in einem erneut herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld seine finanziellen Ziele erreicht.

Mit 38,3 Milliarden Euro lag der Umsatz um 17,5 Prozent deutlich über dem Vorjahreswert von 32,6 Milliarden Euro und übertraf auch jenen des Jahres 2019 (36,5 Milliarden Euro). Zugleich hat sich ZF weiter strategisch auf die Zukunft der Mobilität ausgerichtet und substanzielle neue Kundenaufträge in den drei Kernfeldern Elektromobilität, autonomes Fahren und Software-Entwicklung erhalten. Vorstandsvorsitzender Wolf-Henning Scheider wird seinen im Januar 2023 auslaufenden Vertrag auf eigenen Wunsch nicht verlängern.

Das zweite Halbjahr forderte höchste Flexibilität

„Trotz des im Jahresverlauf einsetzenden starken Gegenwinds sind wir auf Kurs geblieben und haben unsere bereits zu Jahresbeginn gesetzten Ziele erreicht“, sagte der Vorsitzende des Vorstands von ZF, Wolf-Henning Scheider, bei der Bilanzvorlage. „Mit Engagement, Ausdauer und Teamgeist haben unsere Beschäftigten entscheidend dazu beigetragen, dass wir den Herausforderungen dieser außergewöhnlichen Zeit erfolgreich begegnet sind. Wir haben uns an die neue Normalität angepasst und sind noch agiler, flexibler und digitaler geworden.“ Besonders das zweite Halbjahr habe aufgrund von Störungen in der globalen Lieferkette und kurzfristig geänderten Abrufzahlen höchste Flexibilität in Produktion und Materialwirtschaft verlangt – und dies nach wie vor unter Pandemiebedingungen.

Scheider betonte, dass ZF 2021 strategische Meilensteine erreicht und weitere Weichenstellungen für die Zukunft vorgenommen habe. Als Beispiele nannte er den erfolgreichen Start der zu Jahresbeginn gegründeten Division Electrified Powertrain Technology, die Integration des Zukaufs Wabco in die neue Division Commercial Vehicle Solutions und die Zusammenarbeit mit Microsoft für die Schaffung der ZF Cloud.

Höchstwert der ZF-Geschichte

Weiter gesteigert hat ZF seine Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E): Die F&E-Quote erreichte im Vorjahr 8,0 (2020: 7,7) Prozent, was Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Höhe von 3,1 (2020: 2,5) Milliarden Euro entspricht – ein neuer Höchstwert in der ZF-Geschichte. Die Investitionen in Sachanlagen betrugen 1,6 (2020: 1,4) Milliarden Euro. Damit lag die Investitionsquote bei 4,2 (2020: 4,4) Prozent.

ZF erreicht Jahresziele bei Umsatz und Ergebnis.
ZF erreicht Jahresziele bei Umsatz und Ergebnis. (Grafik: ZF)

Nachhaltigkeit: Auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2040

ZF strebt an, bis 2040 klimaneutral zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt das Unternehmen an unterschiedlichen Stellen an. Bereits im Jahr 2030 wird ZF seinen Strombedarf vollständig aus nachhaltigen Quellen beziehen. Über 2021 abgeschlossene Lieferverträge mit Erzeugern von Wind- und Sonnenenergie werden beispielsweise die ZF-Werke in Deutschland in den Jahren 2022 bis 2025 mit jeweils bis zu 210 Gigawattstunden grünen Stroms versorgt. Durch die vereinbarten Mengen, die dem Stromverbrauch von 72.000 Haushalten entsprechen, reduzieren sich die CO2-Emissionen um jährlich 80.000 Tonnen.

Zwei Grüne Anleihen platziert

Im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie hat ZF als erster Automobilzulieferer in Deutschland im Vorjahr erstmals auch zwei grüne Anleihen in einer Gesamthöhe von einer Milliarde Euro platziert. Grundlage dafür ist das Green Finance Framework, in dem ZF die Rahmenbedingungen und Kriterien für nachhaltige Finanzierungen festgelegt hat. Die Erlöse aus den Anleihen fließen in die Windkraft-Sparte und die Elektromobilität. „Mit den Green Bonds erweitern wir den Kreis der Investoren und können unsere Finanzierung mit unseren Nachhaltigkeitszielen und unserer Strategie ‚Next Generation Mobility‘ in Einklang bringen“, sagte Finanzvorstand Sauer.

3.600 neue Stellen weltweit

Fortgesetzt hat sich der Wandel auch in der Personalstruktur des ZF-Konzerns. ZF hat 2021 weltweit insgesamt rund 3.600 zusätzliche Stellen vorwiegend in den Bereichen Elektromobilität, autonomes Fahren und Software-Entwicklung geschaffen und die Qualifikationsangebote ausgebaut. Zum Stichtag 31. Dezember 2021 beschäftigte ZF weltweit insgesamt 157.549 Mitarbeiter (2020: 153.522).

Ausblick mit Vorbehalt: 2022 bleibt ein unsicheres Jahr

Nach der positiven Marktentwicklung 2021 bleibt das konjunkturelle Umfeld hoch anspruchsvoll und volatil. Auch wenn die Versorgung mit Halbleitern sich im zweiten Halbjahr 2022 voraussichtlich verbessern wird, erschweren die weiter bestehende Covid-19-Pandemie, allgemeine Lieferengpässe sowie die steigende Inflation einen Ausblick auf das laufende Jahr. Verstärkt wird dies durch den Krieg in der Ukraine und seine weltweiten negativen Auswirkungen. Die Unterbrechung von Lieferketten der Automobil- und Nutzfahrzeughersteller hat bereits zu ersten Produktionsstillständen geführt. Obwohl ZF derzeit kaum von kriegsbedingten Lieferausfällen betroffen ist, führen die Stillstände bei unseren Kunden wiederum bei ZF zum Ausfall von Abrufen.

Anderen Herausforderungen widmen

Der Vorstandsvorsitzende wird seinen im Januar 2023 auslaufenden Vertrag auf eigenen Wunsch nicht verlängern. Nach über drei Jahrzehnten in der Automobilindustrie und Erreichen des 60. Lebensjahres habe er sich entschlossen, seine aktive Zeit in der Branche zum Jahresende zu beenden, um sich anderen Herausforderungen zu widmen.