Acht Jahre lang war Prof. Ottmar Schneck der Kapitän auf der Brücke der SRH Fernhochschule. Als Rektor strebte er einen Strategiewechsel zur Qualitätsführerschaft mit klarem Wachstumsfokus an und konnte in dieser Zeit nicht nur die Studierendenzahlen, sondern auch Umsatz und Ertrag verdreifachen. Die neue Ausrichtung der SRH Fernhochschule sorgte für große Erfolge, zudem wurde sie sechs Mal in Folge mit der Auszeichnung „Beliebteste Fernhochschule Deutschlands“ ausgezeichnet, zuletzt im Januar 2024.
Vor wenigen Wochen hat Prof. Stefan Ingerfurth die Nachfolge von Schneck angetreten. Ingerfurth war bisher Prorektor für Forschung und Hochschulentwicklung. Er übernimmt das Amt nach einstimmiger Wahl durch den Hochschulrat und Bestätigung durch den Senat der SRH Fernhochschule. Wir stellen den neuen Rektor in einem Interview vor.
Herr Professor Ingerfurth, könnten Sie uns einen kurzen Einblick in Ihre Biografie geben?
Mein Name ist Stefan Ingerfurth, ich bin gebürtiger Heidelberger und lebe heute wieder in der Kurpfalz, in Mannheim. Nach meiner aktiven Zeit als Basketballprofi habe ich mich akademisch der Betriebswirtschaftslehre gewidmet, promovierte im Bereich Nonprofit-Management und sammelte berufliche Erfahrungen in Freiburg und Hamburg, bevor ich 2015 an die SRH Fernhochschule kam. Zuerst als Professor, später als Prorektor und nun als Rektor bin ich seit fast einem Jahrzehnt Teil der SRH-Fernhochschule. Innovation, Teamarbeit und die Weiterentwicklung der Hochschule sind für mich Herzensanliegen.
Prof. Ottmar Schneck, erklärte zu Beginn seiner Amtszeit als Rektor, dass er die Hochschule internationaler aufstellen wolle und die Zahl der Studierenden deutlich ausbauen möchte. Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Fokus liegt auf der Weiterentwicklung der digitalen Transformation, die für eine Fernhochschule von zentraler Bedeutung ist. Unser Ziel ist es, allen Menschen – unabhängig von ihrer Lebenssituation – Zugang zu hochwertiger Bildung zu ermöglichen. Das bedeutet, wir müssen unseren E-Campus als digitale Lernplattform nicht nur weiter ausbauen, sondern auch ständig anpassen, um Barrieren wie Zeitmangel, geografische Entfernung oder individuelle Herausforderungen zu überwinden.
Ich möchte außerdem sicherstellen, dass unsere digitalen Lehr- und Lernangebote zum Kompetenzerwerb noch individualisierter und interaktiver werden. Gerade an einer Fernhochschule ist es wichtig, ein Gefühl von Nähe und Gemeinschaft zu schaffen – selbst wenn der Kontakt überwiegend virtuell stattfindet. Nur so können wir allen Studierenden, ob berufstätig, mit familiären Verpflichtungen oder auf Reisen, die bestmögliche Lernerfahrung bieten.
Die Digitalisierung ist für uns nicht nur ein Werkzeug, sondern der Schlüssel, um Bildung flexibel, inklusiv und zukunftssicher zu machen. Unser Anspruch ist es, Vorreiter in diesem Bereich zu bleiben. Dies ist das Fundament, um national und international weiter zu wachsen.
Seit Jahren räumt die SRH Fernhochschule den Titel „Fernhochschule des Jahres“ ab. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür?
Das Erfolgsgeheimnis ist die konsequente Ausrichtung auf die Bedürfnisse unserer Studierenden. Wir bieten maximale Flexibilität, eine herausragende digitale Infrastruktur und eine enge persönliche Betreuung. Dazu kommt ein Team aus hochengagierten Mitarbeitenden, die Innovation und Qualität in den Mittelpunkt stellen. Diese Kombination macht uns einzigartig.
Vor einigen Jahren wackelte der Verbleib der Hochschule in Riedlingen. Mit dem neuen Gebäude wurde 2018 dann der weitere Verbleib gesichert. Bleibt es dabei und ggf. wie lange?
Ja, die SRH Fernhochschule bleibt fest in Riedlingen verankert, und ich sehe die Stadt und die Hochschule als untrennbare Partner. Riedlingen ist nicht nur unser Verwaltungssitz, sondern auch ein Ort, der maßgeblich von den Menschen lebt, die hier arbeiten. Viele unserer engagierten Mitarbeitenden kommen aus Riedlingen und der umliegenden Region und prägen mit ihrem Einsatz und ihrer Verbundenheit die Identität unserer Hochschule.
Auch wenn wir eine Fernhochschule sind und unsere Studierenden nicht physisch vor Ort sind, bleibt Riedlingen für uns die Heimat, von der aus wir unsere Vision umsetzen und weiterentwickeln. Das neue Gebäude von 2018 ist dabei nicht nur eine Investition in unsere Infrastruktur, sondern auch ein Bekenntnis zur Region und den Menschen, die Teil unserer Erfolgsgeschichte sind.
Für uns ist Riedlingen weit mehr als ein Standort – es ist der Mittelpunkt unserer täglichen Arbeit und ein Symbol für unsere Wurzeln und unsere Werte. Wir planen weiterhin langfristig mit dieser Region und freuen uns darauf, die enge Verbindung mit der Stadt und ihren Menschen weiter zu stärken.
Welche unterstützenden Maßnahmen erwarten Sie von der Stadt Riedlingen?
Die SRH Fernhochschule ist seit fast 30 Jahren ein fester Bestandteil von Riedlingen, und wir fühlen uns der Stadt tief verbunden. Diese langjährige Partnerschaft spiegelt sich auch in der engen Zusammenarbeit mit der Stadt wider, beispielsweise durch die Unterstützung beim Neubau 2018 oder die aktive Mitwirkung des Bürgermeisters im Hochschulrat.
Wir sehen keine Notwendigkeit für zusätzliche Unterstützung, sondern schätzen vielmehr die historische Verbundenheit und den kontinuierlichen Austausch, der uns sehr wichtig ist.
Die Hochschule und die Stadt haben über die Jahre gezeigt, wie erfolgreich sie gemeinsam wachsen können. Es ist dieses Vertrauen und die starke regionale Verankerung, die für uns von unschätzbarem Wert sind und die wir gerne auch in Zukunft weiter pflegen möchten.
Wie kann die Stadt dauerhaft aus der Tätigkeit/dem Bestand und Wissen der Hochschule einen Nutzen ziehen?
Auch wenn unsere Studierenden dezentral und nicht vor Ort in Riedlingen sind, profitiert die Stadt in vielerlei Hinsicht von der Präsenz der SRH Fernhochschule. Ein zentraler Punkt ist die Rolle der Hochschule als Arbeitgeber: Viele unserer Mitarbeitenden kommen aus der Region und tragen damit zur wirtschaftlichen Stabilität und Entwicklung von Riedlingen bei.
Darüber hinaus erhöht die Hochschule die Sichtbarkeit der Stadt über die Region hinaus. Als mehrfach ausgezeichnete „Beliebteste Fernhochschule“ tragen wir den Namen der Stadt in die ganze Welt, was zu einer positiven Wahrnehmung und einem Imagetransfer beiträgt. Diese Strahlkraft kann für die Stadt in verschiedenen Bereichen von Vorteil sein – sei es im Tourismus, bei der Ansiedlung neuer Unternehmen oder für die allgemeine Attraktivität als Wohnort.
Zusätzlich könnten langfristig gemeinsame Projekte entstehen, beispielsweise in den Bereichen Bildung oder Digitalisierung, bei denen das Know-how der Hochschule und die Bedürfnisse der Stadt zusammenfinden. So bleibt Riedlingen nicht nur der Verwaltungssitz der Hochschule, sondern auch ein Ort, der von dieser besonderen Partnerschaft nachhaltig profitieren kann.
Sie haben ihren Lebensmittelpunkt in Mannheim, führt Sie Ihre neue Aufgabe auch hin und wieder nach Riedlingen? Kennen Sie die Stadt und was gefällt Ihnen hier?
Ja, auf jeden Fall. Obwohl mein Zuhause die Kurpfalz ist, bin ich regelmäßig in Riedlingen und besuche die Stadt immer wieder gerne. Seit über zehn Jahren bin ich an der SRH Fernhochschule tätig und habe dadurch auch Riedlingen sehr gut kennengelernt.
Was mir an Riedlingen besonders gefällt, ist die herzliche Atmosphäre und der Charme der Stadt mit ihrer historischen Altstadt. Auch wenn unsere Hochschule eine Fernhochschule ist, die überall dort wirkt, wo unsere Studierenden sind, bleibt Riedlingen ein wichtiger und besonderer Ort für mich und für die Hochschule. Es ist immer eine Freude, hier zu sein und die Verbindung zur Stadt weiter zu pflegen.
Wie sehr prägt ihre sportliche Laufbahn und die damit verbundene Disziplin Ihre Ausbildung und berufliche Arbeit?
Der Sport hat mich gelehrt, was Teamarbeit, Disziplin und Durchhaltevermögen bedeuten. Diese Werte begleiten mich bis heute in meiner beruflichen Arbeit. Als Basketballer habe ich gelernt, Herausforderungen anzunehmen, flexibel zu reagieren und gemeinsam Erfolge zu feiern – das sind Fähigkeiten, die auch in der Hochschulentwicklung entscheidend sind.
Immer wieder konnten wir über Spitzensportler (Laura Ludwig, Robin Gosens, Anna-Maria Wagner), die an der SRH-Fernhochschule studieren, berichten. Gibt es aktuell einige Personen, die durch ihre sportlichen Erfolge besondere Aufmerksamkeit verdienen?
Unsere Hochschule hat das große Privileg, eine Vielzahl talentierter Spitzensportlerinnen und Spitzensportler zu betreuen, deren herausragende Leistungen immer wieder Aufmerksamkeit erregen. Doch es sind nicht nur diese Spitzensportler, die außergewöhnliche Erfolge erzielen. Jeder einzelne unserer Studierenden leistet Erstaunliches, da sie nicht nur ihr Studium meistern, sondern auch zahlreiche persönliche Herausforderungen bewältigen. Mehr als Prozent unserer Studierenden sind berufstätig und viele von ihnen tragen zusätzlich Verantwortung für ihre Familien, sei es als Eltern von kleinen Kindern oder als Pflegende für Angehörige.
Die bemerkenswerte Fähigkeit, Studium, Beruf und familiäre Verpflichtungen miteinander in Einklang zu bringen, unterstreicht die wahre Größe unserer Studierenden. Ihre Disziplin, ihre Belastbarkeit und ihr unerschütterlicher Wille sind eine ständige Quelle der Inspiration. Wir sind stolz darauf, diese engagierten und entschlossenen Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und sie bei der Verwirklichung ihrer Ziele zu unterstützen – sei es im sportlichen Bereich, in ihrer beruflichen Laufbahn oder im persönlichen Wachstum. Ihre Erfolge zeigen uns, dass wahre Leistung nicht nur in den großen, öffentlich gefeierten Momenten liegt, sondern vor allem in der täglichen Hingabe und der Fähigkeit, in allen Lebensbereichen Balance zu finden.