Die verlorene Stunde Warum unser Körper mit der Zeitumstellung kämpft

Warum unser Körper mit der Zeitumstellung kämpft
Schlafstörungen, Müdigkeit, Stress: Die unsichtbaren Folgen der Zeitumstellung. (Bild: iStock / Getty Images Plus)

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Am 30. März ist es wieder so weit: In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Damit beginnt die Sommerzeit, und die Abende bleiben länger hell. Doch die Sinnhaftigkeit dieser Umstellung wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Wie wirkt sich die Zeitumstellung auf unseren Körper aus?

AOK-Präventionsexperte Ralf Eickmann erklärt die gesundheitlichen Folgen und gibt Tipps zur optimalen Anpassung.

Der natürliche Rhythmus des Körpers

Unser Körper folgt einer inneren Uhr, die sich am Tageslicht orientiert. „Der Mensch passt seinen Schlaf-Wach-Rhythmus nicht an die Uhrzeit, sondern an das verfügbare Licht an“, erklärt Ralf Eickmann, Themenfeldmanager Prävention bei der AOK Ulm-Biberach.

Bei Dunkelheit produziert der Körper Melatonin, ein Hormon, das uns müde macht. Mit zunehmendem Morgenlicht wird dessen Ausschüttung gehemmt, während das wachmachende Hormon Cortisol aktiviert wird. Die Zeitumstellung kann dieses empfindliche Gleichgewicht stören, insbesondere wenn die Uhren auf Sommerzeit umgestellt werden.

Der „Mini-Jetlag“ und seine Folgen

Durch das Vorstellen der Uhr um eine Stunde erleben viele Menschen eine Art „Mini-Jetlag“. Besonders betroffen sind sogenannte „Eulen“ – Menschen, die spät ins Bett gehen und morgens schwer aus dem Schlaf finden. „Da sie ihren Schlafrhythmus nicht einfach anpassen können, leiden sie oft wochenlang unter Schlafmangel“, so Eickmann.

Häufige Beschwerden durch die Zeitumstellung sind:

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Schlafstörungen und Einschlafprobleme
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Gereiztheit und depressive Verstimmungen

Ganzjährige Winterzeit als gesündere Alternative

Viele Schlafmediziner setzen sich für eine dauerhafte Winterzeit ein. „Die Winterzeit entspricht mehr unserer inneren Uhr. Sie ist sozusagen die Normalzeit, mit der die meisten Menschen am besten zurechtkommen“, erklärt Eickmann.

Eine dauerhafte Sommerzeit hätte dagegen den Nachteil, dass es im Winter erst sehr spät hell würde – teilweise erst gegen neun Uhr oder noch später. Besonders im Norden Deutschlands wäre es morgens lange dunkel, was dazu führen könnte, dass Menschen später müde werden, aber dennoch früh aufstehen müssen. Langfristig könnte dies zu chronischem Schlafmangel führen.

Gesundheitsrisiken durch Schlafmangel

Dauerhafter Schlafmangel kann ernste gesundheitliche Folgen haben. Studien zeigen, dass er:

  • das Immunsystem schwächt,
  • die Stresstoleranz verringert,
  • das Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht,
  • ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel begünstigt.

Tipps für eine sanfte Anpassung

Um den Körper bestmöglich auf die Zeitumstellung vorzubereiten, empfiehlt der Präventionsexperte:

  • Schrittweise Anpassung: Bereits vier Tage vor der Umstellung jeden Abend 15 Minuten früher ins Bett gehen und morgens entsprechend früher aufstehen.
  • Genug Schlaf am Umstellungstag: Am besten am Tag nach der Zeitumstellung etwas länger schlafen, um dem Körper Erholung zu gönnen.
  • Tägliche Bewegung: Sport und Bewegung an der frischen Luft unterstützen die Anpassung des Biorhythmus.
  • Leichte Mahlzeiten am Abend: Ein leichter Abendimbiss kann das Einschlafen erleichtern.
  • Entspannungsphasen einplanen: Entspannungstechniken wie Meditation oder ein warmes Bad können den Übergang erleichtern.

„Ein Allheilmittel gegen die Müdigkeit nach der Zeitumstellung gibt es leider nicht“, sagt Eickmann. „Aber mit diesen einfachen Anpassungen lässt sich der Mini-Jetlag abmildern und die Umstellung besser bewältigen.“

Mit einer guten Vorbereitung und bewussten Anpassungen kann die Zeitumstellung gesundheitliche Belastungen minimieren und der Körper sich schneller auf den neuen Rhythmus einstellen.

(Quelle: AOK – Die Gesundheitskasse Ulm-Biberach)