Moritz Jäckle ist studierter Bauingenieur und Fußballfan. Sein Herz schlägt für den SSV Ulm 1846 Fußball und diesem Thema hat er seine Masterarbeit gewidmet, die er im Rahmen seines Studiums der Bau- und Immobilienwirtschaft an der Hochschule Biberach (HBC) verfasst hat.
„Das Thema deckt alle Aspekte des Studiums ab und interessiert mich als Hobbyfußballer“, sagt der 26-Jährige. Die Ausgangssituation: Zu den Wahrzeichen der Stadt Ulm zählt neben dem deutschlandweit bekannten Ulmer Münster auch das Donaustadion, das dem SSV Ulm 1846 Fußball als Heimspielstätte dient. Die Fußballmannschaft ist außerordentlich erfolgreich, die Mannschaft spielte sich erst in die 3. Liga und nur ein Jahr später schaffte sie in der Saison 2023/24 den Aufstieg in die 2. Bundesliga.
Dieser sportliche Erfolg wirkt sich auch auf das Donaustadion aus, denn das ist längst in die Jahre gekommen. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) GmbH stellt bauliche, infrastrukturelle und sicherheitstechnische Anforderungen, denen der Verein gerecht werden muss. Denn: „Werden die Anforderungen nicht erfüllt und steht kein alternatives Stadion zur Verfügung, würde der Verein die Lizenz für die 2. Bundesliga nicht erhalten“, erläutert Jäckle.
Dies wäre nicht nur sportlich tragisch, sondern könnte auch zu erheblichen wirtschaftlichen Konsequenzen führen, einschließlich entgangener Ticketeinnahmen, Spielerabgängen und möglicherweise, sogar zu einer Insolvenz führen, weiß der Student.
Dabei befindet sich der Verein in einer besonderen Konstellation, denn zum einen ist er lediglich Mieter des Stadions, Eigentümer ist die Stadt Ulm – zum anderen wird das Stadion nicht nur für Fußballspiele genutzt, sondern steht auch der Leichtathletiksparte des SSV-Hauptvereins zur Verfügung sowie dem Schulsport. „Langfristig ist sicherlich der Bau eines neuen Stadions sinnvoll, das vorrangig dem Fußball dient“, so Jäckle, darin könnten die besonderen Anforderungen der DFL an Komfort, Medienpräsenz und Sicherheit vollständig erfüllt werden.
„Doch dieses Vorhaben braucht Zeit und einiges an Investitionen“, gibt der Student zu bedenken. In seiner Masterarbeit verfolgt er deshalb zwei Pfade: Den eines Neubaus am Rande der Stadt sowie die Ertüchtigung des bestehenden Stadions als Übergangslösung. Auch der SSV, die Stadt Ulm und die DFL verfolgen diese Idee und sind bereits mit Modernisierungsmaßnahmen befasst.
So wurde in diesem Sommer eine Rasenheizung eingebaut, die Ertüchtigung des Brandschutzes, der Rettungswege und der technischen Infrastruktur wurde durchgeführt. Auch eine Videoanlage, die die Polizei zur Gewährleistung der Sicherheit benötigt, wurde installiert. Die Kosten wurden von der Stadt Ulm übernommen, werden jedoch über die Vermietung an den SSV Ulm 1846 Fußball refinanziert. Die Stadt Ulm hat zudem eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.
Moritz Jäckle hat für seine Masterarbeit mit Marcus Kollmann, Professor in der Fakultät BWL der Hochschule Biberach, sowie mit Vertreter der Stadt Ulm und des Fußballvereins umfangreiche Interviews geführt. Auch Kollmann und seine Kollegen kommen zu dem Ergebnis, dass langfristig ein Neubau die sinnvollste Lösung sei.
Für seine Analyse hat Masterabsolvent Moritz Jäckle auch die Fans des SSV Ulm befragt. Über die Facebook-Gruppe SSV Ulm 1846 Fußball von Fans für Fans“ erreichte er die Follower, rund 180 nahmen an der Befragung teil. Darin wolle Jäckle wissen, wie die Interessen, Meinungen und Vorschläge der Fans bezüglich eines Um- oder sogar Neubaus des Donaustadions sind. Gefragt wurden die Fans nach ihrer Verbundenheit zum Stadion, der aktuelle Zufriedenheit mit dem Stadion, der eignen Anreiseart und -dauer. Zudem konnten die Fans Verbesserungsvorschläge äußern, als auch geeignete alternative Standorte für einen Stadionneubau vorschlagen. Dabei zeigte sich, „dass auch die Fans sich mehrheitlich einen Neubau wünschen und dabei insbesondere Wert auf die Verkehrsanbindung legen sowie auf die gastronomische Versorgung sowie die sanitären Anlagen“, berichtet Moritz Jäckle.
In seiner Masterarbeit gibt Jäckle eine eindeutige Empfehlung ab: Das Donaustadion solle in seiner Grundstruktur belassen werden und vorerst, nachdem die sich aktuell in der Umsetzung befindlichen Anforderungen für die 2. Bundesliga umgesetzt worden sind, um eine Überdachung ergänzt werden. Mittelfristig solle das Donaustadion für die nächsten fünf bis zehn Jahre zweitligatauglich ertüchtigt werden. Damit würde der SSV Ulm 1846 Fußball genügend Zeit gewinnen, um sich ein eigenes reines Fußballstadion an einem neuen Standort zu erbauen.
„Der Neubau wird eine weitaus größere Zuschauerkapazität, mehr VIP-Loungen und größere Hospitality-Bereiche ermöglichen, in denen man Spieler treffen und Fanartikel kaufen kann“, so Jäckle. Ein Stadionneubau in Ulm stelle damit sowohl die aus sportlicher Sicht wünschenswerte Teilnahme an den obersten Profiligen des deutschen Fußballs, als auch eine langfristig gesunde wirtschaftlich Entwicklung des Vereins sicher.
Und wie geht es für den Masterabsolvent weiter? Moritz Jäckle verbringt gerade ein Auslandssemester in Malaysia, dies ist der letzte Abschnitt seines Master-Studiums der Bau- und Immobilienwirtschaft. Im neuen Jahr wird er dort seine letzten Prüfungen schreiben und anschließend nach Deutschland zurückkehren. Beruflich will er sich im Bereich Projektentwicklung orientieren. Seine umfangreiche Masterarbeit ist hierfür sicherlich eine gute Visitenkarte.
Als Moritz Jäckle mit dem Thema Donau Stadion auf seinen betreuenden Professor zugekommen ist, sei klar erkennbar gewesen, dass er zentrale Elemente aus der Lehre Bau- und Immobilienwirtschaft an unserer Hochschule in den Mittelpunkt seiner Analyse stellt, sagt Prof. Dr. Thomas Beyerle: „Bauen im Bestand“, „Kreative Konzepte – Sport als Wachstumsfaktor“ und „Regionale Wertschöpfung“. „Dass dies gelungen ist, steht außer Zweifel. Ich bin fest davon überzeugt, dass zahlreiche Projektentwickler bei ihm anklopfen werden, da gerade diese kreativen Konzepte auf der Agenda der Bau- und Immobilienwirtschaft ganz oben stehen“.
(Pressemitteilung: HBC)