Herbstversammlung der Wetterwarte Süd

Zum Abschluss des offiziellen Teils gruppierten sich die anwesenden Stationsbetreiber, Handwerker, Familienmitglieder und Freunde dem Fotografen.
Zum Abschluss des offiziellen Teils gruppierten sich die anwesenden Stationsbetreiber, Handwerker, Familienmitglieder und Freunde dem Fotografen. (Bild: Peter Zeh)

Zu einer launigen Veranstaltung geriet die Herbstversammlung der Wetterwarte Süd im Bierkrugstadel der Schussenrieder Brauerei. Roland Roth brillierte einmal mehr am Mikrofon, Georg Stankalla und Fribe Reuter spielten sich musikalisch in die Herzen ihrer Zuhörer und Wolfgang Dangel (stellvertretender Bürgermeister) sprach ein Grußwort für die Stadt.

Roland Roth begrüßte neben den Handwerkern, die an der Aussichtsplattform auf der Wetterwarte mitgewirkt hatten, Verwandte und Freunde, sowie die anwesenden Stationsbetreiber im Messnetz. Er versprach, dass das Programm des Abends zweigeteilt erfolge: „Vor dem Essen und nach dem Essen.“ Kurz ging er auf die vielen Wetter-Apps ein und meinte knochentrocken: „Die könnt ihr alle in die Tonne schmeißen.“

Der Wetterexperte erklärte, dass das Ziel einer Wettervorhersage sei, möglichst genau zu sein. Mit einem spaßigen Beispiel verdeutlichte er dies: „Ein Wetterexperte fragt seinen Nachbarn, wie es ihm gehe. Der antwortete, dass er gerade dabei sei, die von ihm vorhergesagten 10 Stunden Sonnenschein aus dem Keller zu pumpen.“

Bester Werbeträger für die Stadt

Bei seinem Grußwort betonte Dangel, das die Stadt stolz auf die Wetterwarte sei. „Sie wäre jedoch ohne ihren Gründer und Motor Roland Roth nicht denkbar,“ sagte Dangel und verwies darauf, dass mit jeder Wettervorhersage und Veröffentlichung der Wetterwarte Süd, der Name der Stadt Bad Schussenried falle. „Damit ist sie ein wichtiger Werbeträger für unsere Stadt,“ zeigte sich Dangel dankbar und dankte Roth für die vielen interessanten Vorträge, die der Wetterexperte landauf und landab hält.

Er bedankte sich bei den anwesenden Betreibern der Messstationen: „Ihr seid der größte Schatz, den wir haben. Mit eurer Hilfe können deutlich bessere Wetterprognosen erstellt werden, als es die überregionalen Wetterdienste vermögen.“ Dangel verwies darauf, dass mit der Wasserhüterin im Vorgarten der Wetterstation ein Symbol für das lebensnotwendige Nass aufgestellt worden sei und gab seiner Freude Ausdruck, wie groß das Medieninteresse bei der Aufstellung der Wetterplattform war: „Die Wetterwarte hat jetzt ein Tiny-Haus auf dem Dach und sogar das Fernsehen war dabei.“   

Ein Fassanstich ohne Fußbad    

Roth dankte den Service-Kräften im Bierkrugstadel: „Mit Mensur an der Spitze, habt ihr uns in all den Jahren immer bestens umsorgt, vielen Dank dafür!“ Die Ankündigung des Fassanstichs ging nicht ohne verwandtschaftliche Frotzeleien ab: „Spannt eure Regenschirme auf, zieht eure Regenjacken an, mein Schwiegersohn aus Luzern sticht jetzt das Fass an, das kann aber dauern.“ Mitnichten! Sohn Hannes war eingetroffen und machte seinen Vater kurzerhand sprachlos.

Er übernahm anstatt seines Schwagers den Schlägel und mit einem Schlag war das 50 Liter Fass Freibier der Schussenrieder Brauerei angestochen. Das erste Bier aus dem Fass wurde Erich Merz (Ehingen) dem ältesten Mitarbeiter des Messnetzes kredenzt. Roland Roth sagte dazu: „Erich ist mittlerweile 95 Jahre alt und noch immer topfit.“       

Roland Roth mit 95jährigen Stationsbetreiber Erich Merz aus Ehingen.
Roland Roth mit dem 95-jährigen Stationsbetreiber Erich Merz aus Ehingen. (Bild: Maximilian Kohler)

Sitz der Wetterwarte bleibt vorerst in Schussenried

Ernster wurde es nach dem Abendessen. Roland Roth berichtete, dass die Wetterwarte bis 2027 in Bad Schussenried verbleibe. Bis dorthin hofft der umtriebige Wetterexperte, einen Nachfolger gefunden zu haben. Mit Verweis auf sein Alter, kündigte Roth an, dass er die Anzahl der Vorträge auf rund 70 pro Jahr begrenzen wolle.

„Bisher waren es rund 100 Vorträge, zu denen ich mit dem Fahrrad gefahren bin. Mit den Vorträgen erwirtschafte ich fast 80 Prozent unserer Einnahmen, die wir für den Betrieb unserer Wetterwarte brauchen.“  

Neue Mitglieder fürs Vorhersageteam gesucht

Auf ein drängendes Problem machte Roth seine Zuhörer aufmerksam: „Wir benötigen zwei neue Mitarbeiter für unser Vorhersageteam. Eigentlich sind wir fünf Personen, aber durch nicht beeinflussbare Umstände sind wir auf eigentlich nur noch drei geschrumpft. Vielleicht ist heute Abend jemand da, der so im Wetter drin ist, dass er sich das zutraut und uns unterstützen möchte.“

Für die in die Jahre gekommene Homepage ist, so Roth, ein Relaunch (neue, verbesserte Gestaltung) vorgesehen. Er erklärte auch, dass es notwendig sei neue Werbepartner zu finden, um die Kosten für die Wetterwarte Süd dauerhaft zu decken.

Aussichtsplattform ein Gewinn für Prognosen

Für Roth ging, wie er einräumte, mit der Beobachtungsplattform ein langgehegter Traum in Erfüllung: „Wir können damit die Genauigkeit der Wettervorhersage um ca. 20 Prozent verbessern, auch wenn das Wetter dadurch nicht besser wird.“ Er dankte ausführlich den anwesenden Handwerkern Robert Pfeiffer (Raumausstattung), Max Maier (Zimmerei) und Josef Höninger (Stuckateur) für ihre Arbeit. „Ich habe eine riesige Wertschätzung diesen Handwerkern gegenüber.“ 

Pfeiffer als Elvis auf der Bühne

Roland Roth hatte bei einer Autofahrt das Gesangstalent von Pfeiffer erkannt. Er animierte ihn auf die Bühne zu gehen. Pfeiffer tat dies und meinte launig: „Tausendmal habe ich nein gesagt und jetzt stehe ich doch hier oben.“ Mit seiner beeindruckenden Stimme, die tatsächlich an Elvis Presley erinnerte, sang er „In the ghetto“ und riss die Besucher zu einem Beifallssturm hin. Die musikalische Begleitung übernahmen Reuter und Stankalla.

Elvis Presley lebt: Robert Pfeiffer sang, begleitet von Fribe Reuter und Georg Stankalla, den Song „In the ghetto“.
(Bild: Maximilian Kohler)

Klar, dass sich der Chef der Wetterwarte da nicht lumpen ließ. Auch er ging ans Mikrofon und sang mit seiner kraftvollen Stimme „Luck of the Irish“, ein Song von John Lennon, der Roth besonders am Herzen liegt.

Musikreigen der Extraklasse

Was Stankalla und Reuter an diesem Abend boten, war ein echter Hörgenuss. Mit Liedern über einen Schlafwandler, oder dem „Kamelofant“, der durch den heißen Wüstensand trottete, begeisterten sie ihre Zuhörer. Bei einem Video mit beeindruckenden Wolkenformationen zeigten die beiden Musiker ihre absolute Klasse. Sie breiteten zum visuellen Wolkenspektakel einen fein abgestimmten Klangteppich aus, der mit seinen sphärischen Klängen die Besucher zum Träumen einlud. Dafür ernteten sie reichlich Applaus.     

Ein Video über beeindruckende Wolkenformationen wurde von Georg Stankalla und Fribe Reuter musikalisch gekonnt begleitet und lud ins Land der Träume ein.
Ein Video über beeindruckende Wolkenformationen wurde von Georg Stankalla und Fribe Reuter musikalisch gekonnt begleitet und lud ins Land der Träume ein. (Bild: Maximilian Kohler)

Harry Werner, Webmaster der Wetterwarte Süd, stellte kurz die notwendigen Arbeiten für einen besseren Auftritt der Homepage vor. „Bis Mitte des nächsten Jahres werden wir den Relaunch abgeschlossen haben,“ versprach er den Mitarbeitern der Wetterwarte.

Kalender zum Staunen

Peter Zeh stellte den neuen Jahreskalender der Wetterwarte Süd vor. Dazu hat er wieder beeindruckende Fotos aus dem Vorhersagegebiet zur Verfügung gestellt. Roland Roth konnte berichten, dass im vergangenen Jahr die Auflage schnell vergriffen war. Wie begehrt dieser Kalender ist, konnte Roth verdeutlichen: „Es gab Interessenten, die hätten den doppelten- oder dreifachen Preis gezahlt, wenn sie noch ein Exemplar ergattert hätten.“

Einen weiteren Kalender stellte der Schussenrieder Künstler Walter Blum vor. Er hat sich seit acht Jahren der Darstellung von Insekten verschrieben. Einen damals gefundenen Käfer, der nicht nur ästhetisch schön, sondern auch recht farbenfroh war, nahm er damals mit nach Hause und zeichnete ihn. Seither ist er von dem „Insekten-Virus“ befallen. „Mich faszinieren ihre Farbigkeit, Symmetrie und Glanz,“ beschrieb Blum seine Hingabe zur Darstellung der Insekten. Der Kalender ist in Buchhandlungen der Region, wie z. B in Bad Schussenried oder Riedlingen erhältlich.   

Wetterstationen in allen Teilorten notwendig

Von den fünf Wetterstationen in Bad Krozingen berichtete Christoph Sutter. Damit ist dort sichergestellt, dass bei einem Unwetterereignis keine Probleme mit dem Nachweis an die Versicherer entstehen. Roth präzisierte: „In jeder Stadt oder Gemeinde sollte inkl. der Teilorte eine Wetterstation stehen. Sonst kommt von Versicherern der Hinweis, dass sie von dortigen Unwetterereignissen nichts wüssten. Es gehört zur Fürsorgepflicht der Städte und Gemeinden, dass sie ihre Bewohner im Schadenfall nicht im Regen stehen lassen.“