Pilgerreisen: In Lourdes sorgen Ehrenamtliche für einen reibungslosen Ablauf

Pilgerreisen: In Lourdes sorgen Ehrenamtliche für einen reibungslosen Ablauf
Adelheid Baronin von Gemmingen hat 1993 die Deutsche Hospitalité Notre Dame de Lourdes e. V. gegründet (Bild: A.VONGEMMINGEN)

Wenn Pilger, Kranke und Menschen mit Handicap nach Lourdes kommen, finden sie bei der Deutschen Hospitalité eine Anlaufstelle. Deren Ehrenamtlichen übernehmen die Betreuung vor Ort und sind als Helfer bei verschiedenen Diensten im Einsatz. Zudem tragen sie die Botschaft von Lourdes in die Gemeinden vor Ort hinaus.

Wir sprachen mit Baronin von Gemmingen u. a. über die Bedeutung der Hospitalité, welch wertvolle Dienste die Helferinnen und Helfer leisten.

Baronin von Gemmingen, was bewog Sie zur Gründung der deutschen Hospitalité?

Das Pilgerwesen in und nach Lourdes lebt dank des Ehrenamtes. Pilgergruppen, Kranke und Behinderte werden von Ehrenamtlichen nach Lourdes begleitet oder kommen eigenständig nach Lourdes; dort werden sie ebenfalls von Ehrenamtlichen empfangen, die sich in Lourdes der Hospitalité Notre Dame de Lourdes für ein paar Tage zur Verfügung stellen. Viele von ihnen sind in ihren Diözesen oder auch in ihren Ländern diözesanangehörenden oder nationalen, sogenannten Hospitalitäten vereint. Dabei wird unterschieden zwischen den Ehrenamtlichen, welche die Pilgergruppen nach Lourdes begleiten, ihre Kranken und Behinderten dort betreuen und jenen, die in Lourdes den Kranken und Behinderten dienen, indem sie die Vorbereitungen und Nachbereitungen ausführen, die Tages-Abläufe so koordinieren, dass jeder Pilgeraufenthalt reibungslos ablaufen kann. Die Helferinnen und Helfer in Lourdes schließen sich der Hospitalité Notre Dame de Lourdes an, jener Kommunität, die bereits ein paar Jahre nach den Erscheinungen von 1858 unter der Obhut des Ortsbischofs gegründet wurde.

Während in vielen Ländern begleitende Hospitalitäten zwischen 1870 und 1930 entstanden, wurde Die Deutsche Hospitalité erst 1993 gegründet. Es war die Zeit nach der Wende und der Präsident der Hospitalité in Lourdes sprach mich während eines meiner solch helfenden Aufenthalte in Lourdes darauf an, dass alle Länder, die Krankenpilgerfahrten nach Lourdes begleiten würden, auch Ehrenamtliche stellten, mit Ausnahme der deutschsprachigen. In der Tat war es so, dass eine Unterstützung der deutschsprachigen Pilger in Lourdes in Ermangelung deutschsprachiger Helferinnen und Helfer oft nur in Englisch möglich war. Dies war der Startschuss für die Gründung der Deutschen Hospitalité 1993. Wir wollten aus den deutschsprachigen Ländern unseren Beitrag leisten und auch Ehrenamtliche zum Helfen und zur Unterstützung der Millionen Pilger in Lourdes, mobilisieren.

Wie viele Helferinnen und Helfer konnte die Deutsche Hospitalité mobilisieren?

Inzwischen zählt die Deutsche Hospitalité über 400 Mitglieder und vermittelt jährlich etwa 150 Helferinnen und Helfer, davon im Schnitt 40-60 neue Ehrenamtliche, an die Hospitalité in Lourdes.

Auch junge Menschen finden den Weg nach Lourdes: Hier Pfadfinder bei der Wallfahrt im Sommer.
Auch junge Menschen finden den Weg nach Lourdes: Hier Pfadfinder bei der Wallfahrt im Sommer. (Bild: A.VONGEMMINGEN)

Muss man französisch können, um in Lourdes zu helfen?

Nein, dies ist nicht zwingend nötig – dazu gibt es die Deutsche Hospitalité. Diese stellt französischsprechende Helferinnen und Helfer bereit, die sich der Ehrenamtlichen annehmen und diese im Dienst begleiten.

Welche Dienste sind in Lourdes auszuführen?

Die Ehrenamtlichen helfen bei der Ankunft und der Abreise an Flughafen und Bahnhof. Dort werden die Kranken und Behinderten hingebracht bzw. abgeholt und in die für sie bereiten Herbergen gebracht. Ebenso verrichten die Ehrenamtlichen einfache Putz- und Reinemachdienste, Küchenhilfe, unterstützen bei der Registratur im Büro, unterstützen den Rollstuhlverleih, im Fundbüro, beim Blumendienst oder im Nähatelier. Im Heiligtum sind sie im Ordnungsdienst an der Grotte eingeteilt oder in den Kirchen und auf den Plätzen, an denen die Prozessionen stattfinden. In den sogenannten „Bädern“ begleiten sie die Pilgerinnen und Pilger betend bei der Geste des Wassers, welche im Gedenken an die Erscheinungen und die Heilungen durchgeführt wird. In der Individualbegleitung richten sie sich nach den Bedürfnissen ihrer Gäste, die um Begleitung bei der Hospitalité bitten.

Der Dienst erfolgt stets im Team, wobei die Hospitalité Notre Dame de Lourdes die Einteilung vornimmt und darauf bedacht ist, in die Teams möglichst viele unterschiedliche Sprachen sprechende Helferinnen und Helfer einzuteilen.

Wann ist die beste Zeit für den Dienst in Lourdes?

Die ersten Wallfahrer kommen mit dem Palmsonntag, dem Sonntag vor dem Ostersonntag und die letzten Gruppen verlassen Lourdes nach Allerheiligen um den 10. November. In dieser Zeit werden Ehrenamtliche für den Dienst in Lourdes benötigt.

Wie lange dauert der Dienst?

Die Regelzeit ist eine Woche und idealerweise kommen die Helferinnen und Helfer am Sonntag an und bleiben bis zum darauffolgenden Sonntag.

Wo können sich Interessenten melden?

Am besten melden sich Ehrenamtliche im Büro der Zentrale der Deutschen Hospitalité in Weeze, entweder telefonisch, über die Webseite oder über Facebook:

www.hospitalite.de oder

Deutsche Hospitalité
Kalbeck 5
47652 Weeze
Tel: 02823/973190
Fax: 02823/973197
Email: [email protected]

Nach Lourdes kommen viele Kranke und Behinderte. Wie werden Sie vor Ort betreut?

Üblicherweise reisen viele Kranke und Behinderte in organisierten Wallfahrten an und werden rund um die Uhr von ihren begleitenden Teams betreut. In Lourdes werden sie an Bahnhof und Flughafen von den Ehrenamtlichen der Hospitalité erwartet und in die Herbergen begleitet, vor der Grotte empfangen und in den Bädern bei der Geste des Wassers betreut. Bei den Heiligen Messen und während den Prozessionen werden ihnen von den Ehrenamtlichen der Hospitalité Notre Dame de Lourdes besondere Plätze zugewiesen, damit sie an vorderster Stelle mitfeiern können.

Nachdem in den letzten Jahren immer mehr Kranke und Behinderte als Einzelpilger nach Lourdes reisen, können sich diese direkt vor Ort bei der Hospitalité Notre Dame de Lourdes melden und bekommen Helferinnen und Helfer zur Seite gestellt, die sie begleiten und ihnen die Teilnahme an den Feierlichkeiten, sowie den Besuch in den Bädern ermöglichen.

Eine Pilgergruppe im Gebet vor der Grotte.
Eine Pilgergruppe im Gebet vor der Grotte. (Bild: A.VONGEMMINGEN)

Was nehmen die Pilger und hilfesuchen Kranken aus Lourdes mit?

Die Antwort auf diese Frage ist so individuell und einzigartig, wie jeder Mensch, der Lourdes besucht. Dies reicht von Staunen über Grausen über die vielen Menschen, bis hin zu tiefer Hoffnung und Erneuerung des Glaubens und der Zuversicht, wozu auch Heilung gehört.

Die Hilfe für diese vom Leben benachteiligten Kranken ist bestimmt auch psychisch belastend. Wie gehen die Helfer*innen damit um?

Ich möchte hier vorsichtig fragen, wie Sie es verstehen, vom Leben benachteiligt zu sein. In Lourdes habe ich mehrfach beobachtet, wie reich die Helferinnen und Helfer von denjenigen beschenkt werden, die als Kranke oder Behinderte zur Grotte gekommen sind. Deren Hoffnung, Dankbarkeit und Zuversicht sind derart stärkend, dass wir uns als Ehrenamtliche durch viel mehr durch sie getragen spüren als wir mit unserer Mühe helfen wollen; unsere Hilfe wird vollkommen unbedeutend gegenüber der Kraft, die uns die dankbaren und liebevollen Augen der Kranken und Behinderten schenken.

Wie finden die Helferinnen und Helfer zum Dienst?

Sie finden unsere Flyer, sie hören über andere von der Möglichkeit, sich freiwillig einzusetzen und kommen auch über die Internetseite www.hospitalite.de zu uns. Die Deutsche Hospitalité vermittelt sie dann weiter nach Lourdes und vor Ort stehen unsere Helferinnen und Helfer bereit, die ihnen den Einstieg in den Dienst ermöglichen.

Pilger versammeln sich zur Eucharistieprozession auf der Esplanade, danach folgt eine Krankensegnung in der unterirdischen Basilika, die Platz für bis zu 30.000 Gläubigen bietet.
Pilger versammeln sich zur Eucharistieprozession auf der Esplanade, danach folgt eine Krankensegnung in der unterirdischen Basilika, die Platz für bis zu 30.000 Gläubigen bietet. (Bild: A.VONGEMMINGEN)

Wie wirkt die Hospitalité in Deutschland? Gibt es z. B. Vorträge/Informationen, oder Treffen der Helferinnen und Helfer, die auch für Interessierte zugänglich sind?

In Deutschland gibt es Angebote sich direkt zu informieren bei erfahrenen Helferinnen oder Helfern; ebenso bietet die Deutsche Hospitalité Vorträge an, die häufig von Pfarreien oder Gemeinschaften wie Kolping, Frauenbund, Müttervereinen, kath. Landjugend, KEB gebucht werden. Informationen dazu erhalten Sie direkt telefonisch im Sekretariat unserer Zentrale in Weeze +49 2823 973190 oder über die Webseite: www.hospitalite.de

Die aktiven Helferinnen und Helfer treffen sich regional quer über Deutschland verstreut. Auch dazu finden Sie Informationen auf der Homepage.

Durch die Corona-Pandemie fanden wohl deutlich weniger Pilgereisen nach Lourdes oder Fatima statt. Wie wirken die Marien-Wallfahrtsstätten trotzdem in unseren Alltag hinein?

Ja, leider musste der Pilgerbetrieb während der Pandemie deutlich zurückgeschraubt werden. Das Heiligtum in Lourdes war sogar längere Zeit für Pilger komplett gesperrt. Dennoch war die Grotte niemals allein gelassen, da die in Lourdes wohnhaften Geistlichen die Pilgerstätte betreuten und ihre Gebete so wie auch die Heiligen Messen über Video direkt übertragen wurden. Das war für viele Pilgerinnen und Pilger, wie auch für uns Betreuende ein großer Trost.

Die Marien-Wallfahrtstätte wirkte online in unseren Alltag und die Gebete wurden in vielen Sprachen übertragen. In Deutschland trafen wir Ehrenamtlichen uns untereinander ebenso online und ich weiß von vielen unserer Krankenwallfahrtsbegleitern, dass auch sie sich mit ihren Kranken und Behinderten remote verbunden haben und den Kontakt und das gemeinsame Gebet gepflegt haben.

Die tägliche Lichterprozession vor der Rosenkranzbasilika wird von bis zu 30.000 Pilgern besucht.
Die tägliche Lichterprozession vor der Rosenkranzbasilika wird von bis zu 30.000 Pilgern besucht. (Bild: A.VONGEMMINGEN)

Die Pandemie und aktuell der Krieg in der Ukraine machen vielen Menschen Angst. Kann die hl. Maria jetzt Trost und Zuversicht spenden?

Diese Frage ist auch wieder sehr individuell und jeder wird dazu eine für sich eigene Antwort haben. So kann auch ich nur für mich antworten! Ich bin mir sicher, dass ja! Doch glaube ich auch, dass eine Hilfe nicht ohne unser Zutun passieren wird. Die Worte der Gottesmutter, wo immer sie Menschen erschienen ist, ob in Fatima, Lourdes oder andernorts, haben sich stets wiederholt: immer bittet sie um Umkehr, Buße und Gebet. Wenn wir diesem Ruf folgen, bin ich mir sicher, dass Gott einschreiten und uns beistehen wird. Doch wir müssen es tun! Wir feiern in diesen Tagen das Osterfest, das Gedenken an die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Das bedeutet das ewige Leben. Ich habe die Pandemie-Zeiten mit Gebet bestanden und glaube an die Worte der Heiligen Maria, dass wir insbesondere durch das tägliche Rosenkranzgebet den Frieden herbeiführen werden.

Mit dem seit neuestem vielerorts in der Öffentlichkeit stattfindendem Rosenkranzgebet bestürmen wir die Mutter Gottes und weihen uns ihrem unbefleckten Herzen. Diesem Gebet können sich alle anschließen, auch jene, die den Rosenkranz nicht gelernt haben; finden Sie einen Ort in Ihrer Nähe oder gründen Sie selbst eine Gebetsgruppe: https://www.deutschland-betet-rosenkranz.de