Elternzeit & Care-Arbeit New man: Was macht den neuen Mann aus?

New man: Was macht den neuen Mann aus?
Fabien aus Lindau will dem "neuen Mann" ein Vorbild sein. (Bild: Fabien Zientner-Schumm)

Der Mann geht arbeiten, während die Frau selbstverständlich beim Baby bleibt und den Haushalt schmeißt. Obwohl wir aufgeklärt sind und Gleichberechtigung viel diskutiert und auch immer mehr gelebt wird, befinden sich die meisten Paare und Familien trotzdem noch im Rollenmodell der 60er Jahre. Der Lindauer Fabien Lutz möchte das ändern. Wie genau, das verrät er hier.

Vor der Geburt des ersten Kindes nehmen sich die meisten Paare vor, gleichberechtigt den Nachwuchs großzuziehen. Doch spätestens beim Antrag des Elterngeldes kommen die ersten Fragen auf. Können wir uns das überhaupt leisten? Wer von uns kann eher damit leben, nur noch knapp über 60 Prozent seines Einkommens zu bekommen? Da die Berufe oft immer noch so aufgeteilt sind, dass der Mann deutlich mehr verdient, liegt es oft auf der Hand, dass man auf dieses Gehalt eben NICHT verzichten kann. Also bleibt die Mama daheim. Will sie länger als ein Jahr ganz für den Nachwuchs da sein, wird es finanziell noch enger. Doch die Finanzen sind nicht der einzige Punkt.

ER bleibt beim Kind während SIE Karriere macht – Immer noch ein Ausnahme-Modell

Es ist bei uns immer noch so selbstverständlich, dass Mutter und Kind zusammen gehören, dass Männer, die sich stark in die Familie, die Erziehung und die Care-Arbeit einbringen, angesehen werden, wie Exoten. Ein Gefühl, dass Fabien Lutz aus Lindau kennt. Er übernahm ein Jahr lang die Care Arbeit bei seinem Sohn, während seine Partnerin ins Referendariat ging. Ein Vorgehen, für das er von vielen Seiten schräg angeschaut aber eben auch gefeiert wurde. Denn Männer, die ihre Priorität in der Familie sehen und nicht in der Karriere, die kommen an. Vor allem bei Frauen. Denn die sind oft die Leidtragenden alter Rollenvorstellungen und gesellschaftlicher Anforderungen.

Fabien sagt über sich, dass er schon immer ein Frauenversteher und "nicht der typische Mann" war. Er will anderen Männern dabei helfen, sich selbst neu zu entdecken.
Fabien sagt über sich, dass er schon immer ein Frauenversteher und „nicht der typische Mann“ war. Er will anderen Männern dabei helfen, sich selbst neu zu entdecken. (Bild: Fabien Lutz)

In vier Minuten zum Sieg

Fabien Lutz jedenfalls versucht, mehr Menschen – vor allem Männer – davon zu überzeugen, dass sie ein neues Rollenverständnis glücklicher machen kann. „Viele sagen mir, dass sie nicht so werden wollen wie ihr Vater, ohne zu merken, dass sie sich genau so verhalten wie ihre Väter. Ich versuche, wachzurütteln.“ Und das macht er mit Erfolg. Der Student auf Gymnasiallehramt hält professionell Reden – sogenannte Speeches – in denen er mit seiner eigenen Geschichte aufzeigt, welchen Stellenwert bestimmte Dinge im Leben haben oder haben sollten. Das sind zwei völlig unterschiedliche Punkte. Auf dem 3. Internationalen Speaker Slam war er sogar so erfolgreich, dass er mit einer 4-minütigen, emotionalen Geschichte aus seinem Leben als Hausmann Jury und Publikum so von sich überzeugen konnte, dass er den Speaker Award mit heim nehmen konnte. Seinen Auftritt gibt’s hier noch einmal in voller Länge zu sehen.

Zwischen toxischer Männlichkeit und neuem Mann

Doch damit ist Fabien längst noch nicht am Ziel. Seine Mission zur Aufklärung und „Bekämpfung toxischer Männlichkeit“ hat gerade erst begonnen. Er absolvierte eine Coaching-Ausbildung und leitet Männer und Frauen, die etwas ändern wollen in ihrem Leben, gekonnt dazu an, ihre Perspektive zu ändern. Standpunkte zu hinterfragen, herauszufinden, was wirklich wichtig ist in ihrem Leben. Ein Experte für Potenzialentfaltung & „new man“, Coach und Speaker. So möchte er gesehen werden. Das nächste Ziel auf seiner Liste: In die Top 30 von Germanys next Speaker Star kommen. Und dann natürlich das Ding zu gewinnen.

Doch zuerst einmal kommt sein zweiter Sohn zur Welt. In etwa drei Wochen wird es soweit sein. Und was macht der neue Mann selbstverständlich bevor er sich ab September wieder verstärkt dem Coaching widmet? Genau. Er ist für seine Familie da. So machen das die neuen Männer. Hoffentlich bald noch viel selbstverständlicher.