Während der Corona-Pandemie waren sie für viele Menschen Seelentröster, doch jetzt werden sie als lästig empfunden. Vor allem Hunde und Katzen landen gerade wieder verstärkt in den Tierheimen. Manche werden auch kurzerhand in Futterboxen gesteckt. Ein hässlicher Trend, der die Tierheime an ihre Grenzen bringt.
Ein Tier ist schnell gekauft, aber dann?
Die Zeiten der Isolation sind vorbei, man fährt wieder in den Urlaub, unternimmt Kurzreisen und alles könnte so schön sein, wenn da nicht Bello & Co. wären. Angeschafft in einer Zeit, in der bei vielen Menschen der Wunsch nach einem Haustier an oberster Stelle stand. Was dabei nicht bedacht wurde, ist die Tatsache, dass ein Tier Arbeit macht und man mit ihm auch gebunden ist.
Das Tierheim als Lösung für lästig gewordene Haustiere
„Die Intension war ganz einfach: Ich bin ja im Homeoffice und sowieso zuhause, in Urlaub geht nicht, also schaffen wir uns ein Tier an. Wenn es Probleme geben sollte, ist ja immer noch das Tierheim da,“ so Carola Fuchsloch, 1. Vorsitzende des Tierheims Friedrichshafen.
Verhaltensauffällige Hunde
„Welpen wurden oft im Schnellverfahren auf irgendwelchen Plattformen im Internet für viel Geld gekauft. Was meist vernachlässigt wurde, ist die Erziehung und das professionelle Training mit den Tieren. Jetzt sind die Vierbeiner verhaltensauffällig, können oft kaum alleine bleiben, zerlegen schon mal die Wohnung und Beißvorfälle sind keine Seltenheit.“
Training ist wichtig
Die Hundeerziehung sollte bereits am ersten Tag des Zusammenlebens von Mensch und Hund beginnen. Dies gilt sowohl für einen Welpen als auch für einen erwachsenen Hund. Doch das kostet nicht nur Zeit und Geduld, sondern manchmal auch eben Geld. Zum Beispiel für die Hundeschule. Darüber sollte man sich vorher im Klaren sein.
Einfach den Hund abgeben geht nicht
„Wir bekommen viele Anfragen, was die Besitzer jetzt mit ihrem Hund tun sollen. Wir geben den Leuten an die Hand, sich mit Hundetrainern in Verbindung zu setzen, geben Tipps und versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten zu helfen. Nicht jeder verhaltensauffällige Hund kann einfach im Tierheim abgegeben werden. Das Tier muss händelbar sein und man kann so einen Hund nicht einfach in einen Zwinger stecken. Wir haben auch eine Fürsorgepflicht für das Personal.“
Nicht jedes Tier wird im Tierheim aufgenommen
Wer einen Hund im Tierheim abgeben will, muss sich vielen Fragen stellen: Ist das Tier sozialverträglich, kann er im Rudel gehalten werden, handelt es sich um einen Gnadenplatz, kann er weitervermittelt werden… Tierheime können Tiere immer nur im Rahmen der Kapazitäten und der personellen Machbarkeiten aufnehmen. Was viele nicht wissen, ist auch die Tatsache, dass Abgabetiere nicht zwingend aufgenommen werden müssen.
Eine zweite Chance für auffällige Hunde
Wer einen Problemhund hat, ihn nicht mehr behalten will oder kann und nicht weiterweiß, darf sich an das Tierheim Ulm/Neu-Ulm wenden. Unter dem Motto ‘trainieren statt separieren’ bekommen verhaltensauffällige Hunde des Tierheims eine neue Chance, um überhaupt noch einmal vermittelt werden zu können. Infos Tel: 0731 / 97 92 31-50 – oder https://die-zweite-chance.info.
Katzenhaus ist rappelvoll
Das Tierheim Karbach-Wangen ist ebenfalls gut belegt und das Katzenhaus platzt aus allen Nähten. „Aktuell bekommen wir vermehrte Fundtiere von Höfen oder Tierschutzvereine bringen gefundene Herbstkatzen vorbei. Das ist aber jedes Jahr um diese Zeit dasselbe Spiel. Durch die Urlaubszeit kommen weniger Leute, die gerne eine Katze halten würden. Wir hoffen, dass sich die Situation nach den Sommerferien wieder etwas entspannt,“ so Christina Schnitzler, Vorsitzende der Tierschutzgemeinschaft Württembergisches Allgäu. Doch auch Hunde sind zuhauf im Tierheim. Oft schwierige Fälle… „Bei den Hunden, die vorbeigebracht werden, handelt es sich meist um schwervermittelbare alte Hunde oder auch Kettenhunde. Bis die wieder mit gutem Gewissen weitervermittelt werden können, braucht es viel Arbeit.“ Aktuell kommt das Tierheim Karbach-Wangen noch gut über die Runden.
Alte Katzen sind teuer – also weg damit
Dass die gestiegenen Preise für Katzen- und Hundefutter bei vielen Besitzern aktuell ein Loch ins Budget reißen, merkt das Tierheim Lindau fast täglich. „Wir bekommen seit einiger Zeit vermehrt alte und gebrechliche Katzen vorbeigebracht. Die Besitzer können oder wollen sich die oft teure Spezialnahrung nicht mehr leisten und scheuen vor den anfallenden Tierarztkosten zurück,“ weiß Janine Rachuj, Schriftführerin des Tierschutzvereins Lindau.
Lügen haben kurze Beine
„Manche Menschen scheuen sich auch nicht, dreist zu schwindeln. Wer bei uns ein Tier vorbeibringt, muss eine kleine Pauschale zahlen. Damit diese eingespart werden kann, heißt es dann manchmal einfach, dass die Katze zugelaufen ist. Natürlich sehen wir sofort, dass dem nicht so ist. Aber was will man machen?“
Kaninchen in Futterspendebox gesetzt
Das Tierheim Lindau hat vor der Eingangstür eine Spendenbox (eine Art Hundebox mit Dach) aufgestellt. Die Idee entstand während der Corona-Pandemie. Wer möchte, kann Tierfutter, Katzenstreu, Decken, Tierspielzeug usw. einlegen und spenden. „Neulich öffneten wir morgens die Box und staunten nicht schlecht. Da hatte sich jemand einfach seiner zwei Angorakaninchen entledigt – ohne Brief oder eine Entschuldigung. Es kam auch schon vor, dass jemand ein krankes Tier, das dringend operiert werden musste, einfach vor unserer Tür abgelegt hat. Die Menschen sind sich der Verantwortung gegenüber ihren Tieren nicht bewusst.“
Eine Art Zoocharakter mit Nachteilen
Im Tierheim Lindau muss, wie in den meisten Tierheimen seit Corona, ein persönlicher Besuch telefonisch angekündigt werden. „Das hat für uns auch etwas Gutes. Speziell die Hunde sind seither viel ruhiger. Durch unsere direkte Lage am Bodensee hatten wir für viele Spaziergänger eine Art Zoocharakter. Die Leute wollten sich kein Tier anschaffen, sondern einfach nur „Tiere gucken“ und sich die Zeit vertreiben. Das hat eine gewisse Unruhe verbreitet und viel Zeit gekostet.“
Ein Herz für Tiere
Das Tierheim Lindau freut sich wie alle Tierheime immer über Spenden jeglicher Art. „Neulich bekamen wir eine Herzensspende. Kinder haben am nahegelegenen Campingplatz Zech bemalte Steine verkauft. Stolz wurden uns dann 100 Euro für die Tiere übergeben. Das sind die schönen Dinge des Lebens.“
Wenn auch Sie einem Tier die Chance auf ein glückliches zweites Leben geben wollen, vereinbaren auch Sie gern einen Termin beim nahe gelegenen Tierheim.