Klare Kante Universitätskliniken starten Initiative gegen sexualisierte Belästigung

Universitätskliniken starten Initiative gegen sexualisierte Belästigung
Schaufensterpuppen machen auf die Kampagne „Klare Kante gegen Sexualisierte Belästigung“ aufmerksam. (Bild: Universitätsklinikum Ulm)

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Die neue Kampagne „Klare Kante gegen sexualisierte Belästigung“ startet an den Universitätskliniken in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm. Sie verfolgt das Ziel, die Mitarbeiter über die Ergebnisse einer internen Befragung umfassend zu informieren, Anlaufstellen für Betroffene bekannt zu machen und das Bewusstsein für sexualisierte Belästigung am Arbeitsplatz zu schärfen. Gleichzeitig soll durch die Initiative ein Beitrag dazu geleistet werden, Grenzüberschreitungen frühzeitig zu erkennen und konsequent zu unterbinden.

„Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, einen Schutzraum zu schaffen, in dem Kolleginnen und Kollegen sowie alle uns anvertrauten Personen vor Belästigung geschützt sind“, betont Barbara Klingler-Volswinkler, Beauftragte für Chancengleichheit am Universitätsklinikum Ulm (UKU). „Sexualisierte Belästigung ist kein Bagatelldelikt, sondern hat arbeitsrechtliche Relevanz.“

Aufklärung mit kreativen Aktionen

Neben Anlaufstellen für Betroffene sind kreative Aktionen ein zentraler Bestandteil der Kampagne. Postkarten, Boden- und Türaufkleber sowie eine Ausstellung mit Schaufensterpuppen sollen Aufmerksamkeit erzeugen. Farbige Handabdrücke und anzügliche Sprüche illustrieren Grenzüberschreitungen und verweisen auf den Slogan der Kampagne: „Klare Kante gegen sexualisierte Belästigung“. Informationen zu Hilfsangeboten stehen auf einer neu erstellten Website bereit.

Deutliche Zahlen: Umfrage zeigt weit verbreitete Belästigung

Der Start der Kampagne basiert auf einer umfassenden Umfrage, die 2022 an den vier Universitätskliniken durchgeführt wurde. Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am UKU, initiierte die Befragung, bei der 9.905 Beschäftigte (21 Prozent der Belegschaft) teilnahmen. Die Ergebnisse sind alarmierend:

  • 71 Prozent der Befragten berichteten, jemals sexualisierte Belästigung am Arbeitsplatz erlebt zu haben.
  • 37 Prozent gaben an, innerhalb des letzten Jahres betroffen gewesen zu sein.
  • Die häufigsten Tätergruppen waren Kollegen und Patienten.

„Wir sprechen bewusst von sexualisierter Belästigung, da es oft weniger um sexuelle Intention als um Macht und Kontrolle geht“, erklärt Prof. Dr. Vera Clemens, Mit-Initiatorin und stellvertretende Ärztliche Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am UKU. „Besonders in hierarchisch geprägten Strukturen wie dem Gesundheitssystem ist das Risiko erhöht.“

Konsequenzen für Betroffene und Arbeitskultur

Sexualisierte Belästigung hat weitreichende Auswirkungen auf Betroffene und die Arbeitsatmosphäre. Sie führt nicht nur zu psychologischen Belastungen und sinkendem Selbstwertgefühl, sondern beeinträchtigt auch die Arbeitsleistung. „Wir müssen ein Klima des Respekts schaffen, in dem solche Verhaltensweisen keinen Platz haben“, betont Clemens.

Schutzkonzepte in der Umsetzung

Parallel zur Kampagne entwickeln die Universitätskliniken umfassende Schutzkonzepte. Leitungspersonen spielen hierbei eine Schlüsselrolle: Sie sollen durch Schulungen und Fortbildungen befähigt werden, diskriminierendem Verhalten vorzubeugen und aktiv entgegenzutreten. Ein kostenfreies E-Learning-Programm der Deutschen Krankenhausgesellschaft bietet hierfür Unterstützung.

„Unsere Verantwortung als Arbeitgeber ist es, präventiv und aktiv für den Schutz unserer Mitarbeiter zu sorgen“, ergänzt Prof. Dr. Udo X. Kaisers. „Internationale Studien zeigen, wie verbreitet sexualisierte Belästigung am Arbeitsplatz ist. Die Umfrage und die daraus abgeleiteten Maßnahmen sind ein entscheidender Schritt hin zu einer respektvollen Unternehmenskultur.“

(Quelle: Universitätsklinikum Ulm)