SEK: Wenn die Männer mit den Sturmhauben kommen

SEK: Wenn die Männer mit den Sturmhauben kommen
Das Spezialeinsatzkommando (SEK) kommt immer dann, wenn Situationen aus dem Ruder laufen könnten. (Bild: picture alliance / dpa | Boris Roessler)

Drei Buchstaben die für Gänsehaut sorgen: SEK. Wenn es gefährlich wird, stehen die Kräfte des Spezialeinsatzkommandos in voller Montur auf der Matte. Die Ausrüstung alleine wiegt schon rund 25 Kilo. Frauen gehören auch zur Truppe. Wir haben hinter die Kulissen geschaut.

In spannenden Krimis tauchen sie regelmäßig im Fernsehen auf. Sie stürmen mit der berühmten Sturmmaske auf dem Kopf zu nachtschlafender Zeit ein Schlafzimmer und erschrecken die Bewohner zu Tode. Fehlalarm! Spätestens jetzt geht beim Zuschauer das Kopfkino los und keiner wünscht sich ein Zusammentreffen mit dem SEK. In der Realität kommen die Spezialbeamten nur, wenn ein hohes Gefährdungspotenzial vorliegt. Dazu gehören Geiselnahme, Terror, Suizidversuch, Amoklauf, Erpressung – immer zum Schutz der Bevölkerung.

Mit 37 Mann wurde begonnen

Ende Mai kam es im beschaulichen Ort Sattelbach bei Horgenzell zu einem SEK-Einsatz. Ein Streit unter Bekannten geriet so aus dem Ruder, dass das Spezialeinsatzkommando anrücken musste. Der Grund: Der Hauptaggressor drohte mit einem Waffenarsenal im Haus.

Wer entscheidet grundsätzlich darüber, ob die Spezialeinheit hinzugezogen wird?

Anhand der konkreten Einsatzlage entscheiden die regionalen Polizeipräsidien oder das Landeskriminalamt, ob das SEK angefordert wird. Die konkrete Anordnung eines Einsatzes des SEK obliegt dann dem Polizeipräsidium Einsatz.

Das SEK wurde im Mai 1976 gegründet. Einer der Gründe war der terroristische Anschlag bei den Olympischen Spielen 1972 in München. Die Anfangsstärke betrug 37 Kräfte. Seither hat sich viel getan – bei den Taktiken, Einsatzmitteln, der Organisation usw. Das SEK Baden-Württemberg ist beim Polizeipräsidium Einsatz in Göppingen untergebracht. Hier wird auch trainiert. Herzstück sind hier die Schießanlage sowie spezielle Einrichtungen für Höhen- und Taktiktraining.

Informationen zur Einsatzstärke und Grundausstattung unterliegen strengster Geheimhaltung.

Immer volle Konzentration und jederzeit einsatzbereit: Beim SEK unterliegt viel strengster Geheimhaltung.
Immer volle Konzentration und jederzeit einsatzbereit: Beim SEK unterliegt viel strengster Geheimhaltung. (Bild: nyul//iStock / Getty Images Plus)

Immer einsatzbereit

Bekannt ist, dass die Kräfte des SEK sich 7 Tage die Woche 24 Stunden in Alarmbereitschaft befinden. Die Zeiten zwischen den Einsätzen sind für Fortbildungen oder Kraft- und Ausdauertrainings vorgesehen. Im Falle einer Alarmierung verlegt das SEK seine Kräfte immer unverzüglich an die Einsatzörtlichkeit. Um möglichst schnell vor Ort zu sein, kann dabei auch auf den Polizeihubschrauber zurückgegriffen werden.

Auch Frauen sind unter den Masken zu finden

In spezifischen Aufgabengebieten werden auch Frauen eingesetzt. In der Vergangenheit sogar schon als operative Einsatzkräfte. Entscheidend ist nicht das Geschlecht, sondern der individuelle Umgang mit den hohen psychischen und physischen Anforderungen.

Im täglichen Leben sieht man öfters vorbeirauschende SEK-Einsatzbusse mit verdunkelten Scheiben. Die Fahrer haben oft eine Sturmhaube auf. Warum?

Die Überziehhaube dient zum einen dem Identitätsschutz der Beamten und ist zum anderen aufgrund einsatztaktischer Erfordernisse notwendig. Im Regelfall wird diese aber erst unmittelbar am Einsatzort aufgesetzt.

Für viele ist es ein Traum, dem SEK anzugehören. Die Anforderungen sind aber hoch. Zum Auswahlverfahren werden deshalb grundsätzlich nur Polizeibeamtinnen- und beamte zugelassen, die bereits Erfahrung im Polizeidienst haben. Zu den Voraussetzungen gehören eine sehr hohe psychische Belastbarkeit und Stressstabilität, sehr gute körperliche Fitness, Flexibilität hinsichtlich der Arbeitszeitgestaltung, besondere Fertigkeiten (z. B. Selbstverteidigung, Schießen, Führen von Kraftfahrzeugen) uvm.

Gibt es Nachwuchsprobleme?

Die Polizei Baden-Württemberg verfügt über viele interessante Einheiten. Somit stehen den Beamten viele verschiedene Verwendungsmöglichkeiten zur Verfügung. Dennoch bewegt sich die Bewerberzahl beim SEK auf einem stabilen Niveau und das Interesse ist hoch. 

Antiterroreinheit

Dann gibt es noch die GSG 9 (Eliteeinheit des SEK auf Bundesebene). Die Abkürzung steht für Grenzschutzgruppe 9 – die Spezialeinheit der Bundespolizei.  

Die SEKs sind den jeweiligen Ländern unterstellt, die GSG 9 dem Bund. Die Ausbildung bei der GSG 9 ist etwas militärischer, da die Gruppe auch Auslandseinsätze übernimmt. Wer hier mitmischen möchte, hat einen langen und anspruchsvollen Weg vor sich. Bei Ausbildungsbeginn darf man nicht älter als 34 Jahre alt sein.

Berühmt wurde die Spezialeinheit durch ihre Operation „Feuerzauber“ im Jahr 1977. Damals entführten Terroristen das Lufthansa-Flugzeug „Landshut“. Nach fünf Tagen stürmte die Spezialeinheit GSG 9 in einem bis dahin einzigartigen Einsatz das Flugzeug und rettete dabei alle Geisel.

(Quelle: Polizeipräsidium Göppingen/Presse)