Schockanruf in Kempten Gierige Betrüger wollen neben Schmuck auch 170.000 Euro

Gierige Betrüger wollen neben Schmuck auch 170.000 Euro
Schockanruf. Das perfide ist, dass die Banden mittlerweile auch KI nutzen. Somit hört sich die Stimme des Angehörigen fast wie echt an. (Bild: picture alliance / dpa | Matthias Balk)

Ein Mann aus Kempten wurde Opfer eines Schockanrufs. Er übergab Schmuck und Bargeld, aber das war den Betrügern zu wenig. Sie wollten viel mehr. Die Polizei sucht dringend Zeugen. Wer hat eine Frau mit roten Haaren in der Nähe der St. Georg Berufsschule gesehen?

Es ist kaum zu glauben, dass die organisierten Banden, die hinter den Schockanrufen oder dem Enkelstrick stecken, täglich neue Opfer finden und reichlich Beute machen. Die Betroffenen sind meist ältere Menschen. Die Betrüger haben ihre Tricks allerdings perfektioniert und mittlerweile fallen zum Teil auch junge Menschen darauf herein. Auch Polizisten sind den Gaunern schon auf den Leim gegangen.

Mit Hilfe von KI die Stimme der Angehörigen imitieren

Besonders perfide ist die Mithilfe von KI. Die Stimme am Telefon klingt dann fast genau wie der Angehörige selbst, so der WDR-Digitalexperte Jörg Schieb in einem Bericht. Möglich macht das künstliche Intelligenz, die über frei verfügbare Software jeder nutzen kann. Dafür reiche es aus, die echte Stimme aus einem Video zu verwenden, das der Angehörige bei TikTok, Facebook oder einem anderen sozialen Medium veröffentlicht hat.

Was ist in Kempten passiert? Ein Mann wurde vergangenen Donnerstag durch Betrüger mit der Schreckensnachricht konfrontiert, sein Sohn habe einen schweren Verkehrsunfall verursacht, bei dem eine Frau tödlich verunglückt sei. Bereits am Nachmittag kam es daraufhin in der Königstraße, auf Höhe der St.-Georg-Berufsschule, zu einer Übergabe von Bargeld und Schmuck, die als angebliche Kaution gefordert wurden – doch dies genügte den Tätern nicht.

Auf die Tränendrüse gedrückt: Opfer sei schwanger gewesen

Da das Unfallopfer angeblich schwanger gewesen sei, erhöhten die Täter die geforderte Kaution auf über 170.000 Euro, so die Polizei. Glücklicherweise bekam ein Verwandter das Telefonat mit und verständigte die Polizei. Den Beamten gelang es schließlich, das Opfer, das weiterhin in Kontakt mit den Tätern bleiben musste, davon zu überzeugen, dass es sich um einen Betrug handelte. Die Täter hatten geplant, das Opfer am nächsten Morgen zur Übergabe nach München zu locken. Der Kontakt zu den Tätern brach im weiteren Verlauf ab.

Die Polizei Kempten sucht Zeugen

Die Übergabe von Schmuck und einer kleineren Geldsumme fand am vergangenen Donnerstag gegen 14.30 Uhr statt und erfolgte an eine junge Frau mit

  • rot gefärbtem Haar
  • blauer Jacke
  • schwarzer Hose
  • ca. 160 bis 165 cm groß
  • normale Statur

Die Polizei bittet die Bevölkerung um Hinweise:

  • Wer hat die Geldübergabe im Bereich der St.-Georg-Berufsschule in der Königstraße beobachtet? 
  • Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle oder die Kriminalpolizei Kempten unter der Telefonnummer 0831 99090 entgegen.

(Quelle: Polizeipräsidium Schwaben Süd/West/WDR 1)