Erstes DZPG-Retreat bringt Forschende in Ulm zusammen DZPG bündelt Kräfte im Kampf gegen psychische Erkrankungen

DZPG bündelt Kräfte im Kampf gegen psychische Erkrankungen
Beim ersten Retreat des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit kamen über 250 Teilnehmende in Ulm zusammen. (Bild: Universitätsklinikum Ulm)

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In Deutschland leidet mehr als ein Drittel aller Menschen im Laufe des Lebens an einer psychischen Erkrankung. Dennoch gibt es noch immer viele Unklarheiten über die Ursachen und den Verlauf solcher Erkrankungen und die derzeit verfügbaren Behandlungsmethoden sind oft nur bedingt wirksam.

Hier soll das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG) ansetzen und wirksamere und an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtete Präventions-, Diagnose- und Therapieverfahren entwickeln. Der Verbund sechs exzellenter Forschungsstandorte wurde 2021 in einem internationalen zweistufigen Prozess ausgewählt und evaluiert.

Dazu gehört auch die Forschungsallianz ZIHUb, koordiniert von Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) mit Beteiligung von Wissenschaftler*innen der Universitäten Heidelberg (Koordination Prof Dr. Sabine Herpertz) und Ulm (Koordination Prof. Dr Jörg Fegert). Vom 12. bis 15. September fand nun das erste gemeinsame Treffen aller DZPG-Standorte in Ulm statt.  

„Wir freuen uns, dass wir zum ersten gemeinsamen Retreat des DZPG so viele Kolleginnen und Kollegen der sechs DZPG-Standorte in Ulm begrüßen durften. Im Vordergrund des gemeinsamen Treffens standen – neben dem gegenseitigen Kennenlernen und Austausch – die Vorstellung der einzelnen Standorte und unserer sogenannten Flagship Projekte“, erklärt Prof. Dr. Jörg Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder-​ und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm.

Die beiden ersten Tage des DZPG-Retreats fokussierten sich auf die Zusammenkunft des sogenannten Trialogischen Zentrumsrats. Dieser setzt sich aus Forschenden der DZPG-Standorte sowie Betroffenen und Angehörigen zusammen und wurde etabliert, um letztere bereits bei der Erarbeitung von Leitungsstruktur und inhaltlicher Ausrichtung des DZPG einzubinden.

Beim ersten Teil des wissenschaftlichen Vernetzungsabends am Mittwoch, 13. September, wurde der Berlinale-Gewinnerfilm „Sur l’Adamant“ einen Tag vor dem offiziellen Kinostart im Kulturzentrum Roxy vorgeführt. Der Dokumentarfilm wurde als „Bester Film 2023“ mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.

Er handelt von einer auf der Seine schwimmenden, psychiatrischen Tagesklinik mitten in Paris, in der das Team versucht, gegen die Entmenschlichung sowie gegen die Verschlechterung der Zustände in der Gesellschaft anzukämpfen. Die Auswahl des Films für die Eröffnungsveranstaltung des DZPG-Retreats erfolgte durch den am DZPG eingebunden Trialogischen Zentrumsrat.

Am Donnerstag, 14. September, folgte das eigentliche Retreat mit über 250 Teilnehmenden aus den Bereichen Grundlagenforschung, klinischer Forschung und klinischer Anwendung. Im Laufe des Tages gaben die jeweiligen Standortsprecher*innen einen Einblick in die Strukturen und Schwerpunkte der verschiedenen DZPG-Standorte. Zusätzlich wurden die drei sogenannten Flagship Projekte vorgestellt, die sich mit den Themen „Psychische Gesundheit in der Stadt“, „Früherkennung und Prävention“ und „Erweiterte Psychotherapie“, also die Kombination aus Psychotherapie und der Behandlung von psychischen Erkrankungen mit Hilfe von Medikamenten, beschäftigen.

„Das erste Flagship-Projekt, dass wir in den Fokus rücken möchten, beschäftigt sich mit der Früherkennung und Prävention von psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen“, erläutert Prof. Dr. Jörg Fegert. „Hier werden wir auch eng mit dem Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit, welches hoffentlich bald auch in Ulm starten wird, zusammenarbeiten.“

Abgerundet wurde der Tag mit einer Stadtführung durch Ulm und dem zweiten Teil des wissenschaftlichen Vernetzungsabends im Haus der Begegnung. Dort gingen Susi Ondrušová vom österreichischen Rundfunk FM4 und Prof. Dr. Paul Plener, dem Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Medizinischen Universität Wien, live mit ihrem besonderen Format „FM Pop Diagnose“.

Die Sendung beschäftigt sich mit verschiedenen Erkrankungsbildern und bespricht in diesem Kontext Musikstücke, deren Aussage und die Intention der Künstler*innen, um so einen Zugang zum Verständnis für psychische Erkrankungen zu schaffen.

Neben einem Treffen des Executive Boards und des Managing Boards war der letzte Tag des Retreats vor allem den Nachwuchswissenschaftler*innen, den „Early Career Scientists“ des DZPG gewidmet, die sich zu einem gemeinsamen Austausch zusammenfanden.

(Pressemitteilung: Universitätsklinikum Ulm)