Der Sommer neigt sich wohl endgültig dem Ende entgegen. Dann beginnt für viele, die heiße Sommertage in den Bergen scheuen, die ideale Bergwandersaison. Eine Wanderung um den Lünersee am Ende des Brandnertales im Montafon eignet sich hervorragend, um in die Herbst-Wandersaison zu starten.
Die Anfahrt mit dem PKW erfolgt über Lindau, die Rheintalautobahn A 14, dann über Feldkirch bis Bludenz. Kurz vor dem „Schokoladenstädtchen zweigt man rechts Richtung Brandnertal ab. Über Bürserberg geht es hinauf nach Brand (1037 m), das in einem südlichen Seitental des Walgaus liegt. Wir durchqueren den Ort und fahren kurvig bis zum Talende in Schattenlagant (1566 m). Die moderne Lünerseebahn bringt uns in wenigen Minuten hinauf auf 1970 Meter Seehöhe zur Bergstation direkt am Lünersee.
Die steile Auffahrt ist alleine schon ein Erlebnis der besonderen Art. Die Lünerseeseilbahn ist zugleich auch ein Kleinkraftwerk. Mehr als ein Drittel des Strombedarfs, der für den Antrieb der Bahn benötigt wird, kann durch Energierückgewinnung erzeugt werden.
1959 wurde die Bahn eingeweiht. Sie diente zum Transport des Baumaterials für die gigantische Staumauer. In der 1960er und 70er Jahren erkannte man den touristischen Wert und die Bahn wurde mehrmals modernisiert und vergrößert, zuletzt 2020. Wer nicht mit der Bahn fahren will, kann über einen steilen und steinigen Weg in Serpentinen aufsteigen. Der „Böse Tritt“, wie er auch genannt wird, macht seinem Namen alle Ehre und ist nicht zu empfehlen.
Die Vorarlberger Illwerke errichteten 1959 die Staumauer. Das Wasser wird von der Illwerke VKW AG zur Stromerzeugung im Lünerseewerk genutzt. Da die natürlichen Zuflüsse mehr als fünf Jahre benötigen würden, um das nutzbare Volumen des Sees einmal zu füllen, wurde das Lünerseewerk als Pumpspeicherkraftwerk gebaut. Durch einen künstlich angelegten Stollen wird der See auch durch das Schmelzwasser des Brandner Gletschers (Ferners) gespeist. Das abgearbeitete Wasser des Lünersees wird im Staubecken Latschau zwischengespeichert und von dort in die Kraftwerke Rodund I und II weitergeleitet oder in ihn zurück gepumpt.
Der Nutzinhalt des Lünersees beträgt 78,3 Mio. m³ (Wasseroberfläche bei Vollstau 1,55 km²). Dies entspricht etwa 262 Mio. kWh an gespeicherter Energie.
Der Lünersee ist heute ein vielbesuchtes Wanderparadies. Am rechtsseitigen Ufer entlang kann man bald rechts zur Totalphütte abzweigen. Sie liegt auf 2.385 Meter Seehöhe. Von der Bergstation ist sie in 1 ¼ Stunden erreichbar. Von hier kann man die Schesaplana in gut zwei Stunden besteigen (2965 m). Diese Tour ist allerdings lediglich Geübten vorbehalten.
Wir haben uns eine Seeumrundung vorgenommen. Sie ist auch für normale Bergwanderer mit festem Schuhwerk in zwei Stunden zu schaffen.
Ungefähr in der Mitte des Weges lädt die Lünersee Alpe (geöffnet bis Ende September, je nach Witterung) zu einer einfachen Jause ein. Von hier kann man auch zum Gafalljoch (2238 m) aufsteigen. Dazu benötigt man einfach eine gute halbe Stunde. Oben angekommen befindet man sich direkt an der Grenze zwischen Vorarlberg und der Schweiz.
Wieder unten am See zurück, müssen wir auf dem Rundweg rund 200 Höhenmeter aufsteigen um eine Felskante direkt am See zu überwinden. Der steinige Aufstieg ist auch der Grund, warum der Seerundweg nicht für Kinderwagen geeignet ist. Dann erfolgt der Abstieg zur Staumauer und zur Douglasshütte direkt bei der Bergstation. Sie bietet auf einer herrlichen Sonnenterrasse eine aussichtsreiche Einkehrmöglichkeit.
Nach der Rast bringt uns die Bahn dann wieder rasch hinunter zur Talstation.
Die Tour lässt sich beliebig erweitern, so z.B. über das Gafalljoch bis zur Lindauer Hütte (3,5 Stunden ab der Bergstation). Auch die Mannheimer Hütte, die Oberzalimhütte und die Heinricht Hueter Hütte sind gut erreichbar. Wer trittsicher und schwindelfrei ist, kann über den Saulasteig auf den Saulakopf steigen. Für jeden ist am Lünersee etwas geboten.
Die Aussicht auf dem Rundweg ist nach allen Seiten großartig. Rauhe Felsgipfel überall, wohin man blickt. Baden ist im See nicht erlaubt und auch Biker werden nicht geduldet. Dafür kann man an der Bergstation eine Angelkarte erwerben.
Wer es besonders nachhaltig mag, nutzt die sogenannte „Greencard“. Sie beinhaltet folgende Leistungen: eine Berg- und Talfahrt mit der Lünerseebahn inkl. An- und Abreise von/zur Lünerseebahn innerhalb Vorarlbergs und von den Grenzbahnhöfen Buchs, St. Margrethen (CH), Lindau (D) und St. Anton am Arlberg. Das Ticket ist nur am Ausstellungstag gültig. Weitere Infos unter www.luenersee.at.