Kommentar: Eine bodenlose Frechheit, die es im Handball so eigentlich noch nie gegeben hat

Kommentar: Eine bodenlose Frechheit, die es im Handball so eigentlich noch nie gegeben hat
(Screenshot: www.instagram.com/alligisla)

Aulendorf (tmy) – Als Alfred Gislason, Handball-Bundestrainer und langjähriger Titelsammler mit dem THW Kiel und dem SC Magdeburg, gestern auf „Instagram“ eine Fan-Post veröffentlichte, traute man seinen Augen nicht und der Magen stellte sich quer. Und das erst recht, weil der Autor dieser Zeilen selbst als Handballer aktiv war und bis heute eng mit dem Sport verbunden ist. In diesem Brief wird Gislason angefeindet und bedroht. Ein Kommentar.

Ja, manche Menschen haben den Schuss einfach noch immer nicht gehört, sind von ihrem Hass derart geblendet und in ihrer eigenen Unzufriedenheit so gefangen, dass sie sich ein Ventil suchen, um ihr wirres Gedankengut zu verbreiten – und das zumeist schriftlich, aber anonym. Das macht deutlich, was für ein großes Selbstvertrauen in dieser Person schlummert.

Und: Das Opfer ist ein Mann, der zwar Isländer ist, aber bereits seit über 30 Jahren in Deutschland lebt – und das nach eigener Aussage total gerne und als unbescholtener Bürger, der sich in die Gesellschaft einbringt, seine Steuern bezahlt und sich bestens integriert hat. Und das nicht nur, weil sein Vorname danach klingt, als sei er unweit seines Wohnorts bei Magdeburg geboren. Und genau dorthin schwebte eben diese „etwas andere Fan-Post“ ein.

In einem Brief wird unserem Handball-Bundestrainer nahegelegt, sein Amt niederzulegen, weil er sonst Besuch auf seinem Grundstück bekomme und man dann mal sehen wolle, was dann aus seinem Anwesen werde. Mit „Wir warten ab“ schließt das Schriftstück, das übrigens vor Grammatik- und Rechtschreibefehlern nur so strotzt. Man wünscht sich, weil man deutsch ist, eben auch einen deutschen Trainer. Klingt im Jahr 2021 eigentlich total schlüssig – nicht.

Denn im Gegensatz zu dem oder den Verfassern ist Bundestrainer Alfred Gislason der deutschen Sprache in Schrift oder Wort mächtig und verkörpert Werte, auf die wir in diesem Land stolz sind, sein können und in dessen Gesellschaft kein Platz für Fremdenhass ist. Leider muss man „sein sollte“ ergänzen, wie dieser Brief deutlich gemacht hat. Schön, dass sich unzählige Amateurhandballer, Klubs und (ehemalige) Stars zum #teamalfred bekannt haben.

Wie haben Sie diese Nachricht aufgenommen und was sagen Sie dazu? Wir freuen uns über Ihre „Fan-Post“, die Sie an [email protected] schicken dürfen.