Gut zu Fuß in Konstanz

Gut zu Fuß in Konstanz
Die Verkehrsplanerin Polina Vorobyeva geht selbst gern zu Fuß. (Bild: Stadt Konstanz)

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Das sind wir: Die Stadtverwaltung Konstanz stellt sich vor

Die Verkehrsplanerin Polina Vorobyeva arbeitet im Amt für Stadtplanung und Umwelt (ASU) mit ihren KollegInnen an der Optimierung des Fußwegenetzes.

Konstanz – Per pedes unterwegs zu sein hat viele Vorteile für den Einzelnen und die Gesellschaft: Man nimmt die Umgebung intensiver wahr und trifft leichter Menschen, es verursacht keine Staus und es ist gesund und klimafreundlich. In Konstanz gehen die Menschen gerne zu Fuß: 30 Prozent beträgt der Fußverkehrsanteil am Modal Split im Binnenverkehr. „Aber es gibt immer noch Luft nach oben“, sagt die Verkehrsplanerin Polina Vorobyeva, die selbst am liebsten zu Fuß unterwegs ist. Sie leitet seit Oktober 2019 im ASU unter anderem das Projekt Handlungsprogramm Fußverkehr und ist für die Optimierung des Fußwegenetzes zuständig. „Es soll barrierefreier und attraktiver werden. Wir wollen das Niveau des Fußverkehrs nicht nur beibehalten, sondern erhöhen, indem wir allen Verkehrsteilnehmern mehr Anreize bieten, zu Fuß zu gehen“, erklärt die Verkehrsplanerin. Mit dem Handlungsprogramm Fußverkehr sollen die Ziele aus dem Masterplan Mobilität 2020+ umgesetzt werden. Im April 2018 hatte der Technische und Umweltausschuss (TUA) durch den Beschluss ein Fußverkehrskonzept auszuarbeiten, die Weichen dafür gestellt.

Polina Vorobyeva ist in Moskau aufgewachsen. Der dichte und chaotische Moskauer Stadtverkehr hat früh ein Interesse an Verkehrsgestaltung in ihr geweckt. Sie studierte an der RheinMain Universität in Wiesbaden Mobilitätsmanagement (B.Eng.) und war die erste Absolventin dieses Studienfachs. „Konstanz hat mich gereizt, weil es spannend ist, den Verkehr zu gestalten. Die Stadt wächst weiter und die Verkehrsfläche hat ihre Grenzen. Um die Leistung des Straßennetzes beizubehalten und es zu verbessern, sollen in der Stadt innovative verkehrsplanerische Lösungen umgesetzt werden, die auch nachhaltige Mobilität fördern. Und natürlich haben mich die schöne Lage am Bodensee und die Bergnähe sehr angesprochen.“

Um ein Fußverkehrskonzept zu entwickeln, wurde ein darauf spezialisiertes Ingenieurbüro für Stadt- und Mobilitätsplanung beauftragt. Im April 2020 konnten BürgerInnen an einer Online-Befragung teilnehmen. Begleitet wird das Planungsbüro von einer Arbeitsgruppe mit Vertretern des Amtes für Stadtplanung und Umwelt, dem Behindertenbeauftragten und Beauftragten für Bürgerbeteiligung. „Der Fußverkehr steht ja nicht für sich allein, sondern der Rad-, Bus- und Autoverkehr sowie städtebauliche Projekte müssen in den Planungen berücksichtigt werden.“ Derzeit liegt der erste Entwurf der Fußverkehrskonzeption vor. Die vom Büro vorgeschlagenen Maßnahmen werden derzeit verwaltungsintern diskutiert. „Wir wollen die Stadt lebendiger machen. Wenn der Fußverkehr attraktiv ist, erhöhen sich die Lebensqualität der BewohnerInnen und die Aufenthaltsqualität der Besucher“, erklärt die Verkehrsplanerin.

Nach Abschluss der Entwurfsprüfung soll der vorläufige Endbericht mit allen Maßnahmen Anfang 2021 im TUA vorgestellt werden. In einer zweiten Runde können die BürgerInnen die Maßnahmen online bewerten. Die Ergebnisse werden anschließend vom Planungsbüro überarbeitet, im Endbericht ergänzt und dem TUA wieder vorgelegt.

Neben der Projektleitung für das Handlungsprogramm Fußverkehr kümmert sich Polina Vorobyeva um die Entwicklung des Digitalen Verkehrsmanagements. An Spitzentagen kommt es in der linksrheinischen Innenstadt zu Stau und Parksuchverkehr, wenn alle Parkhäuser belegt sind. Damit Rettungsdienste und Busse trotzdem freie Fahrt haben, lenken Verkehrskadetten den Autoverkehr. „Die Verwaltung setzt als Lösung dieser Verkehrsproblematik in Zukunft auf eine digitale Verkehrslenkung und -information“, erklärt Polina Vorobyeva. „Digitales Verkehrsmanagement besteht aus innovativen Lösungen für eine ‚Smart City‘, in der Verkehrsströme anhand von Echtzeitdaten gesteuert und schnell auf Veränderungen im Verkehrsfluss reagiert werden kann.“ Benötigt werden dafür neue Soft- und Hardware. In der Sondersitzung des TUA vor den Sommerferien ist die Vorplanung des Digitalen Verkehrsmanagements verabschiedet worden. Zusätzlich zu ihren Hauptaufgaben unterstützt die Verkehrsplanerin ihre KollegInnen aus dem Team Mobilität und betreut auch die mobilen Zählgeräte für Fuß- und Radverkehr. Die Zähldaten sind im Open Data Portal abrufbar.