Ein ehemaliger Berliner übernimmt beim Dauerrivalen vom Bodensee

Ein ehemaliger Berliner übernimmt beim Dauerrivalen vom Bodensee
Der ehemalige Berliner Erfolgscoach versucht sein Glück nun am Bodensee. (Bild: Günter Kram)

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Friedrichshafen – Mark Lebedew wird ab der kommenden Saison neuer Cheftrainer des VfB Friedrichshafen. Der 53-jährige Australier wechselt vom polnischen Club Gwardia Wroclaw an den Bodensee und hat bei den Häfler Volleyballern einen Vertrag über zwei Spielzeiten unterschrieben.

Lebedew, der – laut VfB-Vereinsmitteilung – unter anderem die australische Nationalmannschaft und den polnischen Topclub Jastrzebski Wegiel trainiert hatte, war von 2010 bis 2015 Chefcoach des Ligakonkurrenten Berlin Recycling Volleys und führte den Club, nach jahrelanger Durstrecke, dabei zu drei Meistertiteln.

Mark Lebedew hat einen eigenen Blog. Dort kann man – so der VfB weiter – viel lernen: über Volleyball, über seine Sicht der Dinge und über ihn. „At home on the court“ heißt die Seite, „Zuhause auf dem Volleyballfeld“. Und genau das beschreibt Lebedew ganz gut. Unter anderem ist dort ein Webinar zu finden, 50 Minuten lang, wie Mittelblocker ihren Job besser machen können.

„Ich bin auf der Suche nach dem perfekten Spiel“, beschreibt er die Philosophie, die hinter dem Ganzen steckt und lacht. „Vielleicht bin ich tatsächlich ein Volleyball-Nerd, wenn man so sagen kann.“ Dass Lebedew aber – neben der Theorie – auch die Praxis beherrscht, zeigen über 20 Jahre Erfahrung als Trainer. Der Australier, von 2017 bis 2020 Nationaltrainer seines Heimatlandes, coachte Bayer Wuppertal, arbeitete als Trainer in Belgien, Italien und unter anderem beim polnischen Topclub Jastrzebski Wegiel.

Von 2010 bis 2015 war er Trainer bei den Berlin Recycling Volleys. Er kam in einer Zeit in die Hauptstadt, als der VfB Friedrichshafen sechs Jahre in Folge Meister war. Einmal musste er dies noch selbst erleben, dann holte er drei Titel an die Spree. „Ich kenne also die Situation“, erinnert er sich. Denn ähnlich geht es seit dieser Zeit den Häflern. „Turning tables“ nennt Lebedew das, den „Spieß rumdrehen“.

Es sei eine der wenigen Situationen, dass Lebedew Englisch spricht. Zehn Jahre seines Lebens hat er in Deutschland verbracht. Noch einmal muss er aber zurück in seine Muttersprache, wenn er den Häfler Volleyball-Klub beschreiben möchte. „Iconic“ betont er, was irgendetwas zwischen Exzellenz und Kult bedeutet. „Ich freue mich wirklich unfassbar auf diese Aufgabe“, sagt er. „Dieser Club hat in Deutschland einen Namen, den auch in Europa jeder kennt.“

Und das gilt eben auch für Lebedew. „Als es darum ging, einen neuen Trainer zu verpflichten, war Mark der absolute Wunschkandidat“, sagt VfB-Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt. „Mark Lebedew ist ein großer Volleyball-Fachmann, hat enorme Erfahrung und konnte in der Vergangenheit bereits viele Erfolge feiern.“

Wann Lebedew seinen Antrittsbesuch in Friedrichshafen machen wird, stehe aber noch nicht fest. „Ich würde gern im Sommer kommen und alle kennenlernen, bevor die Vorbereitung beginnt“, sagt der 53-Jährige. Viel hänge aber von den Reiserestriktionen ab.  Sicher ist, dass er sich vor der Saison erst einmal mit seiner Frau und seinem siebenjährigen Sohn in Friedrichshafen einleben möchte.

„Ich habe gute Erinnerungen an diese Stadt“, erzählt er. Zuletzt hielt er 2014 in der ZF-Arena die Meisterschale in der Hand. Damals war der Bodensee noch recht fremdes Territorium. Bald ist Friedrichshafen also sein neues „At home on the court“.