Der neue Weg der SpVgg Lindau: ambitioniert, attraktiv für Talente und gleichzeitig bodenständig

Der neue Weg der SpVgg Lindau: ambitioniert, attraktiv für Talente und gleichzeitig bodenständig
Marian Dlugosch, Mitglied des SpVgg-Vorstands, freut sich besonders über die Tatsache, dass viele Spieler im Kader gebürtige Lindauer sind. (Bild: David Balzer)

Momentan ruht der Amateurfußball bekanntermaßen aufgrund der Corona-Pandemie. Noch, denn bei den Vereinen laufen im Hintergrund die Vorbereitungen auf den Re-Start der Saison – auch wenn derzeit noch nicht klar ist, wann und ob dieser erfolgen kann. Der bayrische A-Ligist SpVgg Lindau hat bereits vor Beginn der Pandemie einen neuen Weg eingeschlagen, im WOCHENBLATT spricht das Vorstandsteam über Herausforderungen während des Lockdowns, neue Leitlinien im Klub und die sportlichen Ziele.

Lindau (dab) – Seit Dezember 2019 fungieren Michael Lehmann, Marian Dlugosch, Sönke Marx und Ferdinand Wiedemann als gleichberechtigtes Vorstandsteam der SpVgg-Fußballer. Dabei hat zwar jeder in gewissen Bereichen seine Kernkompetenzen, wichtige Entscheidungen werden allerdings immer gemeinsam getroffen. So konnten zum Beispiel Strukturen angepasst und neue Sponsoren gewonnen werden, unter anderem auch das „Pflegeteam am See“ um Clemens Obermeier. Außerdem wurde ein „Vision Board“, also die neuen Leitlinien des Vereins, entwickelt – Kernthemen: Spielfreude, Verbundenheit, Gemeinschaft, Persönlichkeit, Integration.

„Es tut sich einiges bei uns im Verein, das freut uns gerade jetzt besonders“, sagt Michael Lehmann. Zum Beispiel wurde am Stadion eine Flutlichtanlage installiert, die nun das Training bei Dunkelheit auch auf dem Hauptplatz ermöglicht. Außerdem wird beispielsweise das Stadionheft künftig nicht mehr gedruckt: jeder Besucher kann mit seinem Smartphone einen ausgehängten QR-Code scannen und bekommt so direkt aktuelle Infos rund um die SpVgg und den anstehenden Spieltag aufs Handy. Zudem fängt demnächst die erste Trainerin im Verein an, sie wird im männlichen Jugendbereich tätig sein. „Auch unsere digitalen Auftritte werden neu konzipiert und ausgebaut“, so Lehmann.

Marian Dlugosch hat zusammen mit seinen Vorstandskollegen das neue Konzept („Vision Board“) der SpVgg entwickelt.(Bild: David Balzer)

Über einige gute Beziehungen, unter anderem zum ehemaligen Lindauer Oberbürgermeister Gerhard Ecker, entstand im vergangenen Jahr ein Kontakt zum Bundesligisten FC Augsburg: „Herr Ecker ist Mitglied im Aufsichtsrat des FCA, wir werden sehen, ob sich künftig eine mögliche Zusammenarbeit entwickelt. Vielleicht lässt sich beispielsweise ein Jugendfußballcamp mit Trainern aus Augsburg realisieren“, gibt Sönke Marx einen Einblick in die Gedankenspiele im Zuge dieser Kooperation. Auch zum Schweizer Erstligisten FC Vaduz pflegt man ein freundschaftliches Verhältnis. Insbesondere für die größten Talente aus der Region ist es wichtig, wenn der Verein vor Ort Kontakte in den Profibereich hat: „Das sieht man an namhaften Vereinen aus unserer näheren Umgebung, wie zum Beispiel dem FV Ravensburg oder dem VfB Friedrichshafen. Für uns geht es darum, attraktiv für die talentiertesten Jungs und Mädchen aus unserem Umkreis zu sein“, sagt Marx.

Die erste Mannschaft spielt derzeit in der Kreisliga A II im Württembergischen Fußball-Verband. Mittelfristig sollen die Lindauer Fans wieder Bezirksligaligafußball zu sehen bekommen, „aber da machen wir uns überhaupt keinen Druck. Es gibt kein Zeitlimit für einen Aufstieg“, betont Marian Dlugosch. Wichtiger sei zum Beispiel, dass derzeit von 24 Spielern aus der Ersten 20 Spieler aus Lindau stammen. Und dass der Kader der zweiten Mannschaft mittlerweile 40 (!) Spieler umfasst, führt im Vorstand zu Überlegungen, eine dritte aktive Mannschaft zu melden. Ziel sei es künftig, in jedem Jahr mindestens zwei bis drei A-Jugendspieler in den aktiven Bereich zu führen.

Bei Heimspielen können Fans einen QR-Code scannen, um das Stadionheft digital aufs Handy zu bekommen. (Bild: David Balzer)

„Uns ist der Bezug zu Lindau wichtig, bei uns verdient kein Spieler Geld. Unser Trainer Manuel Cifonelli motiviert die Jungs auch in Zeiten des Lockdowns hervorragend, alle haben große Lust, wieder loszulegen“, so Dlugosch. Derzeit findet das Training gemeinsam auf digitalem Weg statt, dazu gibt jeder Spieler Rückmeldung via Lauf-App und zwei Mal in der Woche gibt es ein intensives Online-Workout. Auch mit Videobotschaften an Aktive, Jugend, Eltern und Sponsoren versucht das Vorstandsteam so gut es geht, die Motivation und das Interesse an der SpVgg aufrecht zu halten. „Es ist wirklich klasse, wie uns die Sponsoren in der langen Pause unterstützen. Wir informieren unsere Partner laufend über den Stand der Dinge und wenn jemand von der Krise besonders stark betroffen ist, haben wir dafür natürlich Verständnis“, erklärt Marian Dlugosch.

Jetzt hoffen die Verantwortlichen aber erst einmal, dass das Training möglichst bald wieder in gewohnter Form stattfinden kann. Schließlich fehle insbesondere den Jugendfußballern die Bewegung und das Treffen mit Freunden enorm. „Wir hoffen, dass alle Aktiven und Jugendlichen nach dem Ende des Lockdowns wieder mit Freude zum Training kommen und uns die Sponsoren, die Fans und unsere unermüdlichen Helfer weiterhin so tatkräftig unterstützen. Denn nur so kann der Weg, den wir eingeschlagen haben, auch in der Zukunft erfolgreich sein“, so der Tenor des Vorstandsteams.