Vierschanzentournee: Geiger Fünfter beim Tournee-Auftakt – Kobayashi siegt

Vierschanzentournee: Geiger Fünfter beim Tournee-Auftakt – Kobayashi siegt
Beim Springen in Oberstdorf Fünfter: Karl Geiger. (Bild: Daniel Karmann/dpa)

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Im Regen von Oberstdorf gelingt Karl Geiger ein guter Tourneestart. Der nervenstarke Skispringer macht Hoffnungen auf den ersten deutschen Gesamtsieg beim Schanzenspektakel seit 20 Jahren mit Leben.

Oberstdorf (dpa) – Karl Geiger hat seine Chancen auf den ersten deutschen Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee seit Sven Hannawald gewahrt. Der 28 Jahre alte Lokalmatador sprang beim Auftakt der 70. Tournee in Oberstdorf bei starkem Regen 131,5 und 131 Meter weit und wurde damit Fünfter.

Den Sieg sicherte sich der Japaner Ryoyu Kobayashi vor dem Norweger Halvor Egner Granerud und dessen Landsmann Robert Johansson. Geigers Rückstand in der Tournee-Wertung auf Kobayashi beträgt nur gut drei Meter.

«Er ist sehr gut gesprungen», sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. «Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Er hat es super gelöst. Er ist nicht weit weg mit den Punkten.» Dass Geiger eine Serie beendete, störte den Coach angesichts des knappen Resultats nicht besonders. Seit der Saison 2017/18 hatte immer ein DSV-Adler beim Tournee-Auftakt einen Podestplatz erreicht.

«Im ersten Moment war ich ein bisschen enttäuscht, weil ich oben mitbekommen habe, dass die Anderen ganz schön weit waren», sagte Geiger. «Ich habe nicht ganz die feine Klinge im zweiten (Durchgang) gehabt. Aber es war in Ordnung.»

Nervenstarker Geiger

Ein Winter-Wunderland mit Schneeflocken und weißen Hängen blieb den Athleten beim Start der Jubiläums-Tournee zwar verwehrt. Vor leeren Rängen und bei ungemütlichem Wetter boten Kobayashi, Geiger & Co. den Fans vor den Bildschirmen dennoch eine spektakuläre Sprungshow, die zügig und problemlos durchgeführt werden konnte.

Der nervenstarke Geiger präsentiert sich schon in der gesamten Saison konstant stark und wenig anfällig für negative äußere Einflüsse. Druck oder schwierige Wetterbedingungen kompensiert der ausgeglichene Vater einer Tochter souverän und scheinbar mühelos. Nur einmal in diesem Winter belegte er einen schwächeren Rang als den fünften. Fünfmal stand er in dieser Saison bereits nach einem Einzelspringen auf dem Podest, zweimal sogar ganz oben.

Die Sprunganlage am Schattenberg ist für Geiger nicht nur aufgrund seiner Heimatgefühle und der Tatsache, dass seine Frau und viele Bekannte als Helfer bei den Springen dabei sind, etwas ganz Besonderes. Im vergangenen Jahr gewann er hier den Tournee-Auftakt. Bei den Weltmeisterschaften im Februar und März holte Geiger gleich vier Medaillen, davon zwei goldene. Die Gedanken an solche Momente helfen ihm noch heute, «einfach weil es total schöne Emotionen sind, total schöne Bilder, die man noch im Kopf hat».

Eisenbichler nur sporadisch gut

Anders als Geiger kann dessen Kumpel Eisenbichler seine beste Leistung in diesem Winter nur sehr sporadisch abrufen. Ein Sturz beim Sommer-Grand-Prix hat den emotionalen Siegsdorfer aus dem Konzept gebracht. Immer wieder sieht man Eisenbichler in dieser Saison nach seinen Sprüngen hadern und fluchen. Beim Tournee-Auftakt hatte er dazu wenig Grund. «Jaaa», schrie Eisenbichler nach seinem zweiten Sprung auf 132,5 Meter und schwenkte jubelnd die Faust.

Nachdem er bei der Generalprobe in Engelberg 27. und 35. geworden war, präsentierte er sich in den Tagen von Oberstdorf deutlich stabiler. Platz sieben war ein ordentliches Resultat. Eisenbichler war damit zweitbester Deutscher. Stephan Leyhe belegte Rang neun, Pius Paschke sprang auf den 26. Platz.

Freund wird disqualifiziert

Bitter lief es für Severin Freund. Der 33-Jährige lag mit einem Sprung auf 124,5 Meter eigentlich gut im Wettkampf und hätte seine ersten Weltcup-Punkte in diesem Winter geholt. Wegen eines nicht regelkonformen Anzuges wurde er jedoch disqualifiziert.

«Ich habe eigentlich gedacht, dass es passt», sagte er zum streng kontrollierten Kleidungsstück in der ARD. «Hat es nicht. Es ist ein Sport, bei dem es manchmal um kleine Sachen geht. Es wird kontrolliert, und das ist auch gut so. Das muss man dann akzeptieren und beim nächsten Mal besser machen.» Constantin Schmid schied nach dem ersten Durchgang aus. Dort erhielten auch die Tournee-Ambitionen eines Mitfavoriten einen deutlichen Dämpfer: Der polnische Skisprung-Superstar und Vorjahres-Tourneesieger Kamil Stoch schied nach einem Sprung auf nur 118 Meter überraschend bereits nach einem Sprung aus.

Olympiasieger Andreas Wellinger war sogar gar nicht dabei. Die Formkurve des 26-Jährigen schien nach einem Kreuzbandriss und einem schweren vergangenen Winter eigentlich wieder nach oben zu zeigen. Nach Platz 51 in der Qualifikation am Dienstag blieb Wellinger nun jedoch nur die Zuschauerrolle.

Die nächste Chance, es besser zu machen, haben Wellinger, Stoch und ihre Kollegen an Silvester. Dann geht es mit der Qualifikation zum traditionellen Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen weiter.