Ukrainischer Militärsprecher: Mehr als 40 Soldaten getötet

Ukrainischer Militärsprecher: Mehr als 40 Soldaten getötet
Arbeiter räumen die Trümmer einer Rakete auf einen Lastwagen, nach einem russischen Beschuss. (Bild: Efrem Lukatsky/AP/dpa)

WOCHENBLATT

Nach der russischen Invasion gibt es auf ukrainischer Seite die ersten toten Soldaten. Kiews Bürgermeister, Vitali Klitschko, appelliert an die Weltgemeinschaft, seinem Land zu helfen: «Wir sind im Krieg.»

Kiew (dpa) – Bei russischen Luftangriffen sind ukrainischen Angaben zufolge mehr als 40 Soldaten getötet worden.

Entgegen separatistischer Angaben sei die Frontlinie in der Ostukraine nicht durchbrochen worden, sagte Militärsprecher Olexij Arestowytsch vor Journalisten. Die Kleinstadt Schtschastja sei weiter unter ukrainischer Kontrolle. Zuvor hatten die prorussischen Separatisten von der Einnahme von Schtschastja sowie der Kleinstadt Stanyzja Luhanska berichtet.

Das ukrainische Militär hat eigenen Angaben zufolge im Gebiet Luhansk fünf russische Flugzeuge und einen Hubschrauber abgeschossen. Das teilten die ukrainischen Landstreitkräfte mit. Das russische Vertedigungsministerium weist die Abschüsse zurück.

Die Behörden in Kiew hatten zugleich das Vordringen prorussischer Kräfte auf das von ukrainischen Regierungstruppen kontrollierte Gebiet bestätigt. Präsident Wolodymyr Selenskyj rief die Bürger in Russland auf, gegen den Krieg in der Ukraine zu demonstrieren.

Kiews Bürgermeister, Vitali Klitschko, hat an die Weltgemeinschaft appelliert, der Ukraine zu helfen. «Wir sind im Krieg und kämpfen um unser Land, aber brauchen die Unterstützung der ganzen Welt und sofort wirklich schmerzhafte Sanktionen gegen Russland», sagte Klitschko der «Bild». «Die Lage in Kiew ist vorerst unter Kontrolle, aber die Menschen sind natürlich nervös», so Klitschko.

Ukrainischer Botschafter bittet um militärische Hilfe

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat um militärische Hilfe gebeten. Es gehe darum, dass die ukrainische Armee mit Defensivwaffen und Munition gestärkt werde, sagte Melnyk dem rbb-Inforadio. «Jetzt ist es an der Zeit für Deutschland aufzuwachen.» Der Botschafter sprach von einem lange geplanten und großangelegten Angriffskrieg, der die Existenz der Ukraine bedrohe. «Man hat alle Warnungen im Westen ignoriert, auch in Deutschland.»

Unterstützung bekommt Melnyk vom CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen. «Wir, auch in Deutschland, müssen jetzt der Ukraine alles liefern, was wir liefern können», sagte er im Sender WDR 2. «Das sind auch Waffen. Dafür bin ich jetzt seit dem heutigen Tag.»

Bislang habe er dies abgelehnt, um nicht die Gesprächsmöglichkeiten zu zerstören, die speziell Deutschland mit Russland habe. Diese bestünden jetzt aber nicht mehr, sagte Röttgen.

Deutsche sollen Ukraine verlassen

Die Bundesregierung ruft deutsche Staatsangehörige dringend auf, die Ukraine zu verlassen. Außerdem wurde die deutsche Botschaft in Kiew vorübergehend geschlossen. «In der Ukraine finden Kampfhandlungen & Raketenangriffe statt», teilte das Auswärtige Amt auf Twitter mit. An die deutschen Staatsangehörigen appellierte das Außenministerium, vorläufig an einem geschützten Ort zu bleiben, falls diese das Land nicht auf einem sicheren Weg verlassen könnten.

Die deutsche Botschaft in Kiew hat Deutsche in der Ukraine aufgerufen, sich angesichts des russischen Einmarsches in Sicherheit zu bringen. «Eine Evakuierung durch deutsche Behörden ist derzeit nicht möglich», heißt es in einer Mitteilung, die über eine Krisenvorsorgeliste per E-Mail an deutsche Staatsbürger geschickt wurde. «Falls Sie das Land verlassen möchten, prüfen Sie bitte, ob dies auf einem sicheren Weg möglich ist. Bringen Sie sich und andere Personen nicht in Gefahr», steht in der Mail weiter. «Bleiben Sie an einem sicheren Ort. Meiden Sie Menschenansammlungen.»