Vater-Kind-Zeltlager endet mit Tragödie

Vater-Kind-Zeltlager endet mit Tragödie
Bei einem Unfall während einer Ausflugsfahrt mit einem Bagger im Landkreis Harburg sind ein Kind und ein Erwachsener gestorben. (Bild: Christiane Bosch/dpa)

Deutsche Presse-Agentur

Väter campen mit ihren Kindern in einem kleinen Ort. Dann passiert bei einer Ausfahrt mit einem Radlader ein schrecklicher Unfall. Ein Fünfjähriger und ein Mann werden tödlich verletzt.

Es sollte ein unbeschwertes Wochenende von Vätern mit ihren Kindern werden, doch eine als Spaß gedachte Aktion endete mit einem verheerenden Unfall: Bei einer Ausfahrt mit einem Radlader sind im niedersächsischen Toppenstedt südlich von Hamburg ein fünfjähriger Junge und ein 39 Jahre alter Mann tödlich verunglückt. Zehn weitere Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren wurden am Samstag verletzt, einige von ihnen schwer. Alle waren Teilnehmer eines Zeltlagers, das Väter als gemeinsame Aktivität mit ihren Kindern privat organisiert hatten.

Nach den bisherigen Ermittlungen hatte ein 44-jähriger Teilnehmer des Zeltlagers am frühen Abend mehrere Kinder und einen Erwachsenen in einen Transportkorb an der Frontgabel eines Radladers eingeladen. Die Aktion sollte «zur Belustigung» dienen, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Während der Fahrt auf einem nahen Feldweg löste sich plötzlich die Gitterbox aus Metall, sodass die Insassen aus rund drei Metern Höhe nach vorn stürzten. Vermutlich seien sie zum Teil von dem herabfallenden Metallkorb getroffen worden, hieß es von der Polizei.

«Das ist immer die Horrorvorstellung, wenn Kinder betroffen sind», sagte der Feuerwehrsprecher wenige Stunden nach dem Unglück, während die Sonne hinter den Feldern unterging. «Hier haben sich schon schreckliche Szenen abgespielt. Eltern mussten daran gehindert werden, zur Unfallstelle zu laufen.»

Vier Kinder mit Hubschraubern ins Krankenhaus geflogen

Einige Väter hätten noch versucht, den verunglückten Fünfjährigen wiederzubeleben, sagte Timo Gebhardt, Ortsbrandmeister von Toppenstedt, am Sonntag. Sie hätten vorbildlich als Ersthelfer gehandelt und auch die anderen Kinder in Sicherheit gebracht. Gebhardt war selbst kurz nach dem Unfall am frühen Samstagabend am Unglücksort. Das Kind sei noch am Unfallort gestorben, sagte er.

Die Polizei beschlagnahmte den Radlader nach dem Unfall für Untersuchungen. Gegen den 44-jährigen Fahrer wurde ein Verfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung eingeleitet. Er wurde zu einer Polizeidienststelle mitgenommen, und es wurde «routinemäßig» untersucht, ob er Alkohol oder Drogen im Blut hatte. Die Aufklärung des Unfalls wird laut Polizei einige Zeit in Anspruch nehmen.

Vier der verletzten Kinder mussten mit Hubschraubern ins Krankenhaus geflogen werden. Zu ihrem gesundheitlichen Zustand konnte die Polizei am Sonntag zunächst keine Angaben machen. Es war auch nicht bekannt, ob Kinder in Lebensgefahr schwebten. Laut einem Bericht des «Hamburger Abendblattes» erlitten die Schwerverletzten unter anderem Knochenbrüche.

Zeltlager wurde abgebrochen

Der Einsatz sei für die Rettungskräfte einer der schwierigsten überhaupt gewesen, sagte ein Notfallseelsorger. Wenn Kinder zu Schaden kommen, sei dies emotional generell immer sehr belastend für die Einsatzkräfte – viele von ihnen seien auch selbst Eltern. «Es zehrt sehr, was man erlebt», sagte der Seelsorger. Insgesamt waren rund 80 Feuerwehrleute, 60 Rettungskräfte und 30 Polizisten bis in die Nacht im Einsatz. An dem Zeltlager hatten laut Feuerwehr 60 Personen teilgenommen, es handelte sich um Väter mit ihren Kindern.

Das Zeltlager wurde nach dem verheerenden Unfall abgebrochen, am Sonntag wurden die letzten Zelte auf der großen Wiese in der Nähe einer Kindertagesstätte und eines Sportplatzes abgebaut. Toppenstedt hat gut 2000 Einwohner und liegt rund 35 Kilometer südlich von Hamburg in der nördlichen Lüneburger Heide.

Festgottesdienst zum Schützenfest umgeplant

Im Nachbarort Garstedt wurde nach dem schrecklichen Unfall der Festgottesdienst zum Schützenfest umgeplant. Eine Aufführung mit Kindern wurde gestrichen, das Programm des Frauenchors umgestellt. «Wir sind alle sehr betroffen», sagte eine 17-Jährige am Sonntag. Sie hatte noch am Tag zuvor mit Kindern geprobt.

«Wir fühlen alle mit den Betroffenen und Einsatzkräften», betonte Pastorin Wiebke Alex in dem Festgottesdienst. «Es ist für viele Menschen ein tieftrauriger Morgen.» Die Pastorin weinte beim Gebet und zündete Kerzen für die Toten an.

Für die Unfallopfer wurden am Sonntag Blumen und Trauerkerzen vor der Gemeindeverwaltung von Toppenstedt abgelegt.