Plätzchen gehen weniger Menschen auf den Keks

Plätzchen gehen weniger Menschen auf den Keks
(Bild: pixabay)

WOCHENBLATT

Weihnachtsnaschereien kaum noch Stressfaktor / Vorsicht: Zuckerfalle in Trockenobst

Ulm – Lebkuchen, Dominosteine und Plätzchen – in der Vorweihnachtszeit lauert die süße Versuchung in Keksdosen, Adventskalendern und auf prall gefüllten Weihnachtstellern überall. Doch im Corona-Jahr 2020 empfinden nur 18 Prozent der Deutschen die ständige Verlockung durch die Weihnachtsnaschereien als belastend. In den Jahren zuvor waren es noch deutlich mehr Menschen. Während 2016 und 2018 jeder vierte Befragte Adventsleckereien als Stressfaktor angab, waren es im Jahr 2014 sogar 29 Prozent, die der süßen Versuchung nur schwer widerstehen konnten. Dr. Anja Luci, Ernährungsexpertin der KKH Kaufmännische Krankenkasse in Hannover, kann die Entwicklung gut nachvollziehen: „Durch die Corona-Krise verschieben sich die Prioritäten aktuell. Zucker und süße Lebensmittel tragen dazu bei, unser Gehirn kurzzeitig zu befriedigen. Deshalb heißt es ja auch: Schokolade macht glücklich. Das hilft natürlich auch im Corona-Jahr.“ Doch wie viel Zucker ist gesund?

In Deutschland liegt der Jahresverbrauch von Zucker bei rund 35 Kilogramm pro Person. Das entspricht täglich rund 100 Gramm oder 32 Stück Würfelzucker. Oder – um es noch drastischer zu verdeutlichen – rund 11.700 Würfelzucker-Stückchen im Jahr. Dass dies für die Gesundheit deutlich zu viel ist, sagt auch die Weltgesundheitsorganisation WHO. Sie empfiehlt, dass Erwachsene höchstens zehn Prozent des täglichen Energiebedarfs mit sogenanntem freiem Zucker decken sollen, also maximal 50 Gramm oder knapp 16 Stück Würfelzucker täglich. Der in frischem Obst, Gemüse und Milch enthaltene natürliche Zucker ist bei dieser Empfehlung ausgenommen.

„Zucker ist jedoch nicht gleich Zucker“, sagt Dr. Anja Luci. „Zuckerart und –menge spielen eine bedeutende Rolle, wenn sie einen direkten Einfluss auf Gesundheit und Gewicht haben sollen. Grundsätzlich ist zu sagen, dass der klassische Haushaltszucker sich in zu hohen Mengen schädlich auf den Stoffwechsel im Körper auswirkt. Gleiches gilt auch für industriell hergestellte Zuckerarten in verarbeiteten Lebensmitteln. Zucker dagegen, wie er in Früchten, Gemüse oder vollwertigen Lebensmitteln vorkommt, ist für den täglichen Energiebedarf wichtig und gesund.“

Einfachzucker, die häufig in industriell gefertigten Lebensmitteln enthalten sind, werden vom Körper am schnellsten verstoffwechselt. Starke Schwankungen des Blutzuckerspiegels und die gefürchteten Heißhungerattacken sind damit vorprogrammiert. Und weil der menschliche Körper diese einfachen Kohlenhydrate nur in begrenzten Mengen speichern kann, wird alles, was darüber hinausgeht, direkt in Fett umgewandelt und landet auf den Hüften, Bauch und Po.

„Mehrfachzucker dagegen lassen den Blutzuckerspiegel langsam ansteigen, da die langkettigen Zucker erst in ihre Einzelbausteine zerlegt werden müssen“, erklärt Dr. Luci. „Dies schützt uns auch eher davor, nach dem Essen müde zu werden. Deshalb spielen natürliche und unverarbeitete Lebensmittel, die ‚gesunde‘ Zucker liefern, eine wichtige Rolle, weil sie genügend Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe enthalten. Sie wirken darüber hinaus verdauungsregulierend und halten zudem länger satt.“ Dazu gehören in jedem Fall Gemüse und möglichst unverarbeitete Getreideprodukte sowie Hülsenfrüchte. Aber auch frisches Obst zählt dazu. Die in Obst enthaltene natürliche Fruktose ist im Gegensatz zur synthetisch hergestellten Fruktose, die in vielen industriell verarbeiteten Lebensmittel zu finden ist, deutlich gesünder. Wer abnehmen möchte, sollte jedoch beachten, dass Bananen, süße Äpfel, Mangos, Weintrauben und Ananas deutlich mehr natürlichen Fruchtzucker enthalten als beispielsweise frische Aprikosen, Beeren, Kirschen und Kiwis.

„Vor allem aber: Tappen Sie nicht in die Zuckerfalle bei getrockneten Früchten“, warnt die KKH-Ernährungsexpertin. „Besonders Rosinen, Aprikosen, Apfelchips, Feigen und Datteln, die jetzt gern in der Weihnachtszeit in Stollen und Gebäck verarbeitet werden, enthalten hohe Zuckerkonzentrationen.“ Vorsicht ist auch bei künstlichen Süßungsmitteln wie beispielsweise Aspartam und Saccharin geboten: „Sie können das Verlangen nach weiterem Süßen und nach noch mehr Nahrung steigern, was zu einer vermehrten Kalorienaufnahme führt und das Körpergewicht in die Höhe schnellen lässt.“

Insgesamt rät Dr. Anja Luci: „Eine zuckerreiche Ernährung mit Weißbrot, Frühstückscerealien, Keksen, Pizza, Süßigkeiten und zuckerhaltigen Limonaden kann längerfristig zu ernsthaften Gesundheitsproblemen und Krankheiten wie Diabetes Typ 2 mit seinen Folgeerkrankungen führen. Deshalb möglichst auf Fertigprodukte verzichten oder den Verzehr deutlich einschränken.“

Das Marktforschungsinstitut forsa hat im Auftrag der KKH in den Jahren 2020, 2018, 2016 und 2014  jeweils 1.001, 1.000, 1.011 und 1.004 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren bundesweit repräsentativ zum Thema Weihnachtsstress befragt. Die KKH Kaufmännische Krankenkasse ist eine der größten bundesweiten gesetzlichen Krankenkassen mit 1,7 Millionen Versicherten.