Pferdeblutfarmen Die unermesslichen Qualen trächtiger Stuten: Tierschützer erzielen Erfolge

Die unermesslichen Qualen trächtiger Stuten: Tierschützer erzielen Erfolge
Die Tiere haben Todesangst während der schmerzhaften Prozedur. (Bild: Animal Welfare Foundation)

Es gibt sie in Argentinien, Uruguay und Island: Pferdeblutfarmen. Trächtige Stuten werden gequält und auf brutalste Weise literweit Blut abgezapft. Das Pferdeblut enthält ein Schwangerschaftshormon, das in der Schweinezucht verwendet wird – auch bei uns.

Die Tiere leiden unermessliche Qualen und wir freuen uns über günstige Schnitzel in der Pfanne. Den Stuten wird in Todesangst eine Injektionsnadel in den Hals gerammt. Mit dicken Plastikschläuchen werden den Tieren bis zu 7 Liter Blut abgezapft. Infolge der Panik während dieser Tortur verlieren einige Stuten ihre Fohlen. Die sind allerdings nur Nebenprodukte der Blutfarmen. Sie landen zum Beispiel in unserem Hunde- und Katzenfutter.

Aus dem Blut der trächtigen Stuten wird das Hormon PMSG (Pregnant Mare’s Serum Gonadotropin) gewonnen. Das Hormon kommt in der Tierhaltung zum Einsatz, vorwiegend – bei Zuchtsauen. Es wird zur Arbeitserleichterung eingesetzt, damit die Sauen zur gleichen Zeit ihre Ferkel bekommen. Der große Vorteil für die Züchter: Die industrielle Schweinefleischproduktion funktioniert wie am Fließband und der Schnitzel-Nachschub ist planbar.

Island soll seiner Verpflichtung nachkommen

Jetzt zeigt die Beschwerde von Tierschützern erste Erfolge. Wie es in einer Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes heißt, hat die Überwachungsbehörde ESA der Europäischen Freihandelsassoziation Island aufgefordert, seinen Verpflichtungen zum Schutz von Tieren nachzukommen.

„Es ist erfreulich zu sehen, dass die ESA ihre Verantwortung wahrnimmt, um sicherzustellen, dass Island sich zum Schutz der trächtigen Stuten verpflichten muss. Der Einsatz von PMSG ist in der landwirtschaftlichen Tierhaltung weit verbreitet und für die isländischen Blutfarmen entsprechend lukrativ, obwohl die Gewinnung des Hormons mit Schmerzen, Leiden und Schäden für die Stuten verbunden ist und es Alternativen gibt. Deshalb sollte Island spätestens jetzt dafür sorgen, dass diese tierschutzwidrige Praxis beendet wird“, kommentiert Andrea Mihali, Pferdeexpertin beim Deutschen Tierschutzbund. Island soll nun innerhalb von zwei Monaten auf die Beschwerde reagieren.

Missstände in Blutfarmen

Vergangenes Jahr hatte sich der Deutsche Tierschutzbund, gemeinsam mit der Animal Welfare Foundation (AWF), der Eurogroup for Animals und 14 weiteren Tierschutzorganisationen, mit einer Beschwerde an die ESA gewandt. Anlass hierfür waren erschreckende Missstände, die eine Recherche der AWF und des Tierschutzbundes Zürich 2021 aufdeckte: In den isländischen Blutfarmen sind die halbwilden Pferde Gewalt ausgesetzt, riskieren zahlreiche Verletzungen und werden traumatisiert. Die Menge des entnommenen Blutes – fünf Liter pro Woche, sprich bis zu 40 Liter pro Saison – übersteigt alle bestehenden internationalen Richtlinien.

Pferde sind Fluchttiere. Hunde treiben sie in Pferche und versetzen sie in nackte Panik.
Pferde sind Fluchttiere. Hunde treiben sie in Pferche und versetzen sie in nackte Panik. (Bild: Animal Welfare Foundation)

Blutentnahmen gelten als Tierversuche

Rechtlich gesehen werden Blutentnahmen zur Herstellung von Arzneimitteln als Tierversuche eingestuft. Islands Rechtsvorschriften zum Schutz von Tieren, die für wissenschaftliche Zwecke verwendet werden, unterliegen entsprechenden EU-Gesetzen, da Island Teil des europäischen Wirtschaftraums ist. Da es bereits tierversuchsfreie Alternativen zu PMSG gibt, die in der Landwirtschaft angewandt werden können, ist die Fortführung der Blutfarmen nicht mit der EU-Richtlinie vereinbar. Als Mitglied der ESA muss Island die Vorschriften des Europäischen Wirtschaftsraums befolgen.

(Quelle: Animal Welfare Foundation)