Sportliche Talenteschmiede in Marbach Oberschwäbische Kickboxer mischen die Weltelite auf

Oberschwäbische Kickboxer mischen die Weltelite auf
Das Sieger-Quartett v.l. Tim, Roman, Max und Nils sind die Aushängeschilder des Vereins. (Bild: Kickboxverein Marbach)

Mitten in Oberschwaben gibt es eine sportliche Talenteschmiede, die Weltcupsieger hervorbringt: Der Kickboxverein Marbach. Hier wird nicht nur die körperliche Fitness und der Geist auf Vordermann gebracht, hier trainieren auch deutsche Elitekämpfer.

Angefangen hat alles mit der Vorliebe für Kickboxen und der Vision, Sport bezahlbar zu machen. Roland Grootherder, Bürgermeister aus Attenweiler, gründete im Jahr 2010 in Marbach einen Kirchboxverein. Seine Leidenschaft gehörte seit der Bundeswehr schon immer der Selbstverteidigung, Kickboxen war seine besondere Passion. Da liegt es nahe, dass seine beiden Söhne Nils (21) und Tim (23) mit der Art des Kampfsports liebäugelten. Sie begleiteten den Vater in das Kickboxtraining und wurden immer mehr angefixt.

Zwei Brüder auf der Überholspur

Heute, viele Jahre nach der Vereinsgründung, haben die Jungs ihren Vater überholt und man könnte fast sagen, dass Pokale und Titel ihren bisherigen Weg pflasterten. Die beiden gehören zu den Machern des Vereins und können auf rund 150 Mitglieder blicken, über 100 davon trainieren aktiv. „Unser Vater war ein guter Lehrmeister und er zeigte uns, dass man mit hartem Training und Disziplin alles erreichen kann“, so Tim Grootherder.

Er hat den Brüdern neben Kampfgeist und Durchhaltevermögen auch das Gespür für die Jugend im Verein mitgegeben. „Der Nachwuchs liegt uns allen sehr am Herzen. Es ist immer wieder schön zu beobachten, wie aus schüchternen oder aufmüpfigen Jungs und Mädels oft nach kürzester Zeit selbstbewusste Menschen werden.

„Ein strenger Blick zur rechten Zeit und ein paar Liegestützen als Strafe reichen oft schon aus. Der Spaß in der Gemeinschaft sowie aufmunternden Worte dürfen natürlich nicht fehlen. Die Jugendlichen nehmen bei uns oft was fürs Leben mit“, weiß Tim aus Erfahrung. „Bei uns hat Aggressivität keinen Platz. Die Kunst beim Kickboxen gegenüber anderen Kampfsportarten ist, dass es an jedem selbst liegt, wie fest er zuschlägt. Man kann es komplett selbst kontrollieren“.

Wie einst Vitali Klitschko in seiner Hochphase

Besonders stolz ist der Kickboxverein Marbach auf Max Melnik (15) und Roman Schütz (18). Beide sind Kämpfer im Deutschen National Team und Bayern Kader. „Die Jungs tragen den Erfolg direkt zu uns. Beide sind in einer Hochphase und werden immer besser. Ihre sportliche Zukunft ist sicherlich noch lange nicht beendet“.

Max Melnik (15) und Roman Schütz (18): Ihre Leidenschaft fürs Kickboxen zeichnet sich aus.
Max Melnik (15) und Roman Schütz (18): Ihre Leidenschaft fürs Kickboxen zeichnet sich aus. (Bild: Kickboxverein Marbach)

Der 15-jährige Max hat seine Leidenschaft für das Kickboxen bereits mit sechs Jahren entdeckt. Er ist Deutscher- und Bayerischer Meister, 3-facher Weltcupsieger (Italien und Ungarn), Vizeeuropameister 2023, Europacup-Sieger 2024 (Kroatien), World Ranking Platz 1 und im Nationalteam WAKO, größter internationaler Fachverband für Kickboxen, nominiert. Er trainiert auf mehreren Olympiastützpunkten. Das Besondere: In seiner Gewichtsklasse ist der Oberschwabe Weltbester – und das schon dreimal in Folge.

Ohne Training und Disziplin kein Erfolg

Vor einem Kampf trainiert der Bad Schussenrieder zweimal am Tag. Morgens vor der Schule rund 45 Minuten mit seinem Vater, abends im Verein nochmals rund 90 Minuten – und das sechsmal die Woche. „Die Schule leidet darunter nicht“.

Der 18-jährige Roman Schütz (Deutscher- und Bayerischer Meister) wurde im Kickboxen 2024 Weltcupsieger in Ungarn, Platz 3 Italien World Cup (2024), Bristol Open Sieger 2023 (England), Platz 1 European Cup Zagreb Open 2024 und für das Nationalteam nominiert.

Gekämpft wird gegen alle möglichen Nationalitäten – Mexikaner, Griechen, Kanadier, US-Amerikaner, Italiener, Tschechen, Holländer… und bei jedem ist die Technik unterschiedlich.
Gekämpft wird gegen alle möglichen Nationalitäten – Mexikaner, Griechen, Kanadier, US-Amerikaner, Italiener, Tschechen, Holländer… und bei jedem ist die Technik unterschiedlich. (Bild: Kickboxverein Marbach)

Top-Trainer ziehen Top-Kämpfer her

Wer die beiden jungen Überflieger trainiert, versteht sich von selbst. Keine Geringeren als die bekannten Brüder Nils und Tim Grootherder. Sie mischen seit Jahren die Kickboxszene auf und sind in Fachkreisen in aller Munde. Tim ist Kämpfer im Bayern Kader und holte u.a. 2018 Bronze in der Weltmeisterschaft, 2019 wurde er Vize-Europameister, 2023 Bayerischer Vizemeister und 2024 Deutscher Meister. Die Aufzählungen könnten unendlich weitergehen.

Nils ist ebenfalls Kämpfer im Bayern Kader und war u.a. 2019 Weltcup-Sieger in Rimini (Italien), 2022 Grand Champion Heros of Hamburg und 2023 Weltcup-Sieger in Ungarn. In seiner Gewichtsklasse steht er im Weltranking auf Platz 3. Das alles muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Auch hier könnte man viele weitere Titel nennen.

Diese vier Jungs sind nahezu unschlagbar

Das Sieger-Quartett Nils, Tim, Max und Roman sind die Aushängeschilder des Vereins, obwohl das nicht ganz zur Philosophie des Kickboxvereins Marbach passt. „Wir sind Leistungssportler und natürlich steht der Sieg im Vordergrund. Wenn wir gewinnen, freuen sich alle Mitglieder – also gewinnt wiederum der Verein – und das sind alle. Was uns aber unglaublich stolz macht ist die Tatsache, dass unser „Pupsverein“ die ganz Großen besiegt. Wir räumen in der Weltklasse auf und mischen unter den Besten mit – das macht uns alle nur noch stärker“.

Gekämpft wird gegen alle möglichen Nationalitäten – Mexikaner, Griechen, Kanadier, US-Amerikaner, Italiener, Tschechen, Holländer… und bei jedem ist die Technik unterschiedlich. „Jeder hat seinen eigenen Stil und die Art zu kämpfen. Auf der Matte hat man keine Freunde, außerhalb ist das Verhältnis aber top“.

Unter den Grootherder-Brüdern gibt es eine Abmachung, die bisher noch nie gebrochen wurde: „Wir kämpfen nie gegeneinander und wenn einer gewinnt, gewinnt bei uns die ganze Familie“, so Tim im Gespräch mit dem WOCHENBLATT.

Kampfkatzenkurse für die Kleinen

Der Verein bietet auch „Kampfkatzenkurse“ für Kinder von 4-6 Jahren an. In 2 x 10 Kursstunden werden Berührungsängste abgebaut und Selbstbewusstsein gestärkt. Weiter erlernen die Kinder spielerisch Grundelemente aus verschiedenen Kampfsportarten.

Wer mehr über den Kickboxverein Marbach wissen oder vielleicht mal bei einem Training reinschnuppern möchte – weitere Infos gibt`s unter www.kickboxen-marbach.com