Die Pädagogische Hochschule Weingarten baut den Studiengang Logopädie mit einer zusätzlichen Professur für Logopädie aus. Nach dem erfolgreichen Berufungsverfahren erhielt Prof. Dr. Meike Brockmann-Bauser am 3. September ihre Ernennungsurkunde und wird im Februar 2025 ihre Professur an der PH Weingarten antreten.
„Mit Frau Brockmann-Bauser haben wir eine ausgewiesene Expertin für unseren Studiengang Logopädie gewonnen“, freut sich Professorin Dr. Cordula Löffler, die den Studiengang 2014 an der PH aufgebaut hat, und die neu geschaffene Professur Logopädie als große Bereicherung sieht. „Wir haben einen steigenden Bedarf an logopädischen Fachkräften und wollen deshalb unser Studienangebot ausbauen“, berichtet Löffler weiter.
Professorin Brockmann-Bauser hat nach ihrer Ausbildung zur Logopädin am Universitätsklinikum Heidelberg bis 2000 ein Diplom in Klinischer Logopädie am Universitätsspital Zürich abgeschlossen. Anschließend hat sie an der University of Newcastle upon Tyne, England, einen Master in Speech and Swallowing Research absolviert und 2012 im Fach Biomedical Sciences promoviert.
Parallel dazu war sie am Universitätsspital Zürich berufstätig, zunächst seit 2001 als Logopädin, ab 2007 als Fachleitung Klinische Logopädie, und seit 2017 als Leitung der Forschung der Abteilung Phoniatrie und Klinische Logopädie der Klinik für Ohren-, Nasen‑, Hals- und Gesichtschirurgie. 2021 hat Brockmann-Bauser sich an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich im Fach Biomedical Sciences habilitiert.
Ihr Forschungsfokus liegt primär auf der Diagnostik von Stimm- und Schluckerkrankungen und der Evaluation von Therapieverläufen mittels computergestützter objektiver Analysen sowie für Erkrankungen entwickelte standardisierte Fragebögen für betroffene PatientInnen. Zukünftig sollen anwendungsorientierte Fragestellungen im Fokus stehen, wie die Erhebung von an das Alter angepassten Normwerten und von für die Betroffenen im Alltag relevanten Unterschieden, der sogenannten Minimally Clinically Important Difference (MCID).
Ein weiterer Schwerpunkt wird im Bereich der Spracherwerbsstörungen liegen, u.a. wird derzeit der Spracherwerb bei Kindern und Jugendlichen mit Cochlear Implantat (CI) im Rahmen einer seit 15 Jahren laufenden Längsschnittstudie in Kooperation mit dem Universitätsspital Zürich untersucht. Des Weiteren sollen zukunftsweisende Grundlagenthemen wie die Entwicklung neuer diagnostischer Parameter und Analysetechniken u.a. mittels Künstlicher Intelligenz (KI) untersucht werden.
„Für mich ist es in vielen Berufsjahren ein zunehmend größeres Anliegen geworden, Kolleginnen für die wachsenden und komplexen Anforderungen in unserem Beruf als praktisch tätige Fachpersonen und Wissenschaftlerinnen fundiert auszubilden“, sagt Professorin Brockmann-Bauser und spricht sich für eine Akademisierung der Logopädie/Sprachtherapie in Deutschland aus. An der PH Weingarten sollen zukünftig akademische Logopädinnen/Sprachtherapeutinnen in einem grundständigen Studiengang auf Bachelor- und Masterstufe ausgebildet werden.
Darüber hinaus können dort zukünftig im Fach Logopädie Promotionen und Habilitationen abgeschlossen werden. In Baden-Württemberg ist dies die allererste Möglichkeit für LogopädInnen, sich im Fach bis hin zur Habilitation beruflich weiterzuentwickeln. Dies wurde durch jahrelange berufspolitische Arbeit von vielen KollegInnen und Fachgremien erst möglich.
„Ich freue mich sehr auf die Herausforderung, mich in den kommenden Jahren weiter für die Akademisierung der Logopädie/Sprachtherapie und deren Umsetzung einzusetzen. Der neue grundständige Studiengang bietet die Chance, die praktische und theoretische Ausbildung im Sinne der evidenzbasierten Praxis weiterzuentwickeln, grundständige Forschung zu verstetigen und die Logopädie/Sprachtherapie als eigenständiges Fach weiter zu etablieren“, so die neue Professorin.
„Aus meiner langjährigen Berufserfahrung und der Arbeit in der Kongress AG des Deutschen Bundes für Logopädie (dbl) ist mir präsent, wie wichtig es ist, Forschungserkenntnisse für die Praxis zugänglich zu machen. Forschung kann sehr viel zu einer besseren Versorgung von Menschen mit Stimm-, Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen beitragen, die Akademisierung ist somit eine große Chance.“
(Pressemitteilung: Pädagogische Hochschule Weingarten)