Zum Protesttag der Zahnärzte wurde die Bevölkerung und auch die Abgeordneten aus Bund, Land und Kommunen eingeladen. 200 Bürger füllten den Saal im Best Western Hotel in Weingarten, nur die Politiker glänzten mit Abwesenheit.
Während der CDU-Bundestagsabgeordnete Rief wenigstens vormittags eine Zahnarztpraxis in Bad Buchau besuchte, erklärten seine Kollegen und Kolleginnen aus Bund und Land wortreich ihre Abwesenheit. Es mutet schon seltsam an, dass ausnahmslos alle Abgeordneten ihre Abwesenheit mit anderen Terminen begründeten. So nahmen sie billigend in Kauf, dass die 200 Besucher der Veranstaltung ein wenig schmeichelhaftes Bild von Ihren Abgeordneten gewannen.
Das scheint aber bei den Mandatsträgern eher beliebig zu sein. Es reicht ja, wenn in blumigen Erklärungen die Wichtigkeit der zahnärztlichen Versorgung beschrieben wird. Motto: Wir sprechen selbstverständlich darüber, aber auf keinen Fall mit den Betroffenen.
Dass eine flächendeckende zahnärztliche Versorgung immer mehr gefährdet ist, spüren die Bürger immer mehr und der Blick in die Zukunft verheißt nichts Gutes. In den nächsten 10 Jahren gehen rund 30 Prozent der Zahnärzte in den Ruhestand. Wer soll und will bei den derzeitigen Rahmenbedingungen die Nachfolge in den Praxen antreten? Darauf sollte die Politik eine Antwort geben, aber die Bereitschaft dazu ist bestenfalls rudimentär vorhanden. So lobte der SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Gerster (SPD) seinen Bundesgesundheitsminister. Doch Prof. Dr. Karl Lauterbach spricht nicht mit den Zahnärzten. Bei der Bundesversammlung in der Bundeszahnärztekammer im vergangenen November glänzte er mit Abwesenheit.
Wie will Lauterbach dringende Reformen für die zahnärztliche Versorgung anstoßen, wenn er sich den Gesprächen mit den Betroffenen verweigert? Auch von den Abgeordneten darf er sich keine großartigen Erkenntnisse erhoffen, es sei denn, diese sind jetzt bereit ihren Imageverlust durch ihre Abwesenheit auszubügeln und schnellstmöglich Gespräche mit der Zahnärzteschaft zu suchen.
Weitsicht wäre das Gebot der Stunde, um nicht auch noch die zahnärztliche Versorgung der Zukunft vollends gegen die Wand zu fahren. Dazu braucht es die Aufgeschlossenheit und Bereitschaft der Abgeordneten, sich ernsthaft mit dem Thema zu befassen, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, um verbesserte Rahmenbedingungen zu schaffen, damit eine zahnärztliche Versorgung in der Fläche auch in der Zukunft möglich ist. Dazu gehört auch eine Anpassung der Honorare. Die Abgeordneten sollten ruhig mal prüfen, wie oft und in welcher Größenordnung sie seit der letzten Honorarfestlegung bei den Zahnärzten, sich selbst ihre Diäten erhöht haben.
Die Abgeordneten wären gut beraten, mehr auf ihre Bürger und die Betroffenen bei der Gesundheitsversorgung zuzugehen. Im konkreten Fall haben die Abgeordneten einen jämmerlichen Eindruck hinterlassen.
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