Zehn Jahre Fairtrade Stadt Wangen: kleine Feier im Comptoirgebäude

Zehn Jahre Fairtrade Stadt Wangen: kleine Feier im Comptoirgebäude
Von links: Robert Buhmann, Geschäftsführer Geta, Thomas Engler, Rowena Giesin vom Landkreis Ravensburg, Doris Schnorr, Harald Drescher, OB Michael Lang, Bernhard Baumann, Sonja Opfermann, Josef Fussenegger und Daniela Notz. (Bild: Stadt Wangen /sum)

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Sie ist eine der ältesten Fairtrade Städte im fairen Landkreis Ravensburg. Die Stadt Wangen im Allgäu wurde 2014 zertifiziert und vor Kurzem zum fünften Mal rezertifiziert. Dies ist ein Grund, Oberbürgermeister Michael Lang und Robert Buhmann, Geschäftsführer und Gründer der Firma Geta die Fairtrade-Steuerungsgruppe im Comptoirgebäude besuchte, wo die Gruppe während der fairen Woche präsent war.

OB Lang dankte der Gruppe für ihr jahrelanges Engagement und für ihr „Dranbleiben“ am Thema des fairen Handels. Inzwischen seien fair gehandelte Produkte nicht mehr exotische Ausnahmen, sondern in vielen Lebensbereichen verbreitet. Er lobte den Weltladen El Sol als schönes Geschäft mit einer ansprechenden Auswahl. Ein Experte in Handelsfragen habe dem Weltladen bescheinigt, dass er Potenzial und an einer anderen Stelle in der Stadt auch Chancen auf einen größeren Umsatz habe. „Wir brauchen die besonderen Läden“, sagte OB Lang. El Sol gibt es seit 23 Jahren und ist, wie der im fairen Handel beruflich tätige Thomas Engler sagte, ein Vorzeigeprojekt, das man deutschlandweit kenne.

Bisher existiere der Weltladen deshalb sehr gerne neben dem Frauentor in den städtischen Räumen, weil sich dort das Thema der Pacht anders stelle als auf dem freien Markt, sagte Bernhard Baumann, der gemeinsam mit Sonja Opfermann bis zum Ruhestand die El Sol-Klasse am Berufsschulzentrum Wangen betreute. Beide waren vor über zehn Jahren auch die betreuenden Lehrer jener Schülerinnen, die die Stadt dafür gewannen, sich für den Titel der Fairtrade Stadt zu engagieren.

Die Voraussetzungen für die Ernennung war ein Gemeinderatsbeschluss, der die Stadt verpflichtetet, keine Produkte zu kaufen, die mit Kinderarbeit entstanden sind. Parallel dazu wurde eine so genannte Steuerungsgruppe gegründet, die von der Stadtverwaltung aus koordiniert wird, derzeit von Susanne Müller im Amt für Wirtschaft, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.

Seither ist viel geschehen: Mitglieder der Steuerungsgruppe sind beim Neujahrsempfang im Einsatz und schenken fairen Kaffee aus und sie stellen immer wieder Aktionen auf die Beine. Eins der ersten Projekte war der Einsatz für einen Stadt Wangen Kaffee, der zu 100 Prozent aus Arabica-Bohnen besteht und mit dem typischen, zu Beginn von Ruben Maier-Gerber, heute Geschäftsführer von Noyland, angefertigten Design bei El Sol zu haben ist. Später kamen in Zusammenarbeit mit der VHS Wangen und Noyland Rezeptkarten dazu, die unterschiedliche Gerichte mit fairen Zutaten beschreiben. Sie liegen an verschiedenen Orten öffentlich aus und sind auch noch im Comptoirgebäude bis zum Ende der Landesgartenschau erhältlich.

Ein „Herzensprojekt“ ist die von Daniela Notz entworfene und hergestellte Wangen-Tasche mit dem ERBA-Motiv. Es wurde von dem Wangener Künstler Gregor Haslinger entworfen. Es sei ein Prototyp, mit dem der Kreis der Wangener Textilgeschichte geschlossen wurde.

Neuestes Projekt ist der Lkw, der von Andreas Fuchs und Herbert Bentele, beide Mitarbeiter der Firma Geta hergestellt wurde. Sie setzten damit die Idee von Bernhard Baumann um, die den Menschen zeigen soll, dass durch eigenes Umdenken und Tun der weltweite Handel im Idealfall und im Gegensatz zu heute ein fairer sein könnte. Derzeit wird im Welthandel nur ein Prozent faire Waren gehandelt. Der Lkw ist mit 100 Holzblöcken beladen, die auf der einen Seite weiß und auf der anderen Seite mit einem grünen Punkt versehen sind. Im Idealfall, so die Erläuterung von Bernhard Baumann, würde sich das Verhältnis fair/unfair genau umdrehen. Und wo Menschen gut leben können, gebe es Frieden. Und wo es Frieden gibt, müssten viele Menschen ihre Länder nicht verlassen. 

Robert Buhmann freute sich über das gelungene Projekt, bei dem er mit seinem Unternehmen unterstützen konnte. Das Konzept sei gut gewesen und man war sich von Anfang an einig, dass ein nachhaltiges Produkt entstehen sollte. So schufen seine beiden Mitarbeiter ein Objekt, das sich leicht auseinander- und zusammenbauen lässt und damit bestens geeignet ist für den Transport und Einsatz an verschiedenen Orten.

Josef Fussenegger, der unter anderem für die Kirchen in der Steuerungsgruppe mitarbeitet, betonte, jetzt sei die Zeit, den Generationswechsel zu gestalten. Denn das Wissen um die gerade auch bei den Kirchen häufig eingesetzten Produkte wie Kaffee und Schokolade müsse bei den jüngeren Verantwortlichen ankommen.

Zu dem Termin hatte sich auch Rowena Giesin eingefunden. Sie leitet die Steuerungsgruppe des fairen Landkreises.

(Pressemitteilung: Stadt Wangen)