Das Gehaltsproblem lässt sich in der Gebäudereinigungs-Branche nicht mehr wegwischen: Im Landkreis Ravensburg gibt es 57 Betriebe mit vielen Angestellten. Jedoch: „Wer da arbeitet, hat ein massives Problem – und zwar im Portemonnaie“.
Andreas Harnack, Regionalleiter der Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU Baden-Württemberg übt heftige Kritik an den Arbeitgebern: „Wenn es darum geht, die Härte der Inflation abzufedern, zeigt die Reinigungsbranche den eigenen Leuten die kalte Schulter. Von Lebensmitteln bis zur Miete – die Preise schießen nach oben. Trotzdem gibt es für die, die den Kreis Ravensburg sauber halten, in den meisten Betrieben keinen Euro und keinen Cent extra. Inflationsausgleichsprämie für Reinigungskräfte – Fehlanzeige!“
Trotz Inflation nicht mehr Lohn
Der Vorwurf der IG BAU Baden-Württemberg: „Arbeitgeber in der Gebäudereinigung weigern sich seit Monaten, ihren Beschäftigten in der Inflation finanziell unter die Arme zu greifen“, so Andreas Harnack. Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks sei nicht einmal zu Gesprächen bereit.
Dabei sei die finanzielle Situation der meisten Reinigungskräfte dramatisch: „Bei ihnen herrscht ‚Inflations-Ebbe‘ im Portemonnaie. Hier geht es um Menschen, die die Inflation mit voller Wucht trifft. Wer in der Gebäudereinigung arbeitet, muss ohnehin jeden Euro zweimal umdrehen. Denn Reinigungskräfte arbeiten immer noch für einen Niedriglohn“, sagt der Leiter der IG BAU Baden-Württemberg.
Fast 2.000 Beschäftigte betroffen
Im Kreis Ravensburg arbeiten rund 1.910 Menschen in der Reinigungsbranche, so die IG BAU Baden-Württemberg. Die Gebäudereiniger-Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur. „Sie halten Schulen, Büros und Arztpraxen sauber, wischen Flure, saugen Teppichböden und putzen Fenster. Die Frage ist nur: wie lange noch?“, so Harnack.
In der Reinigungsbranche herrsche längst ein „eigenes Inflationsgesetz“: „Hohe Inflationsrate – hohe Kündigungsrate. Denn je größer das Loch, das die Inflation in die private Haushaltskasse reißt, desto größer sei der Druck, der Branche den Rücken zu kehren.“
„Gefährliches Spiel“ mit der Arbeitskraft
Vollzeitkräfte und vor allem aber auch Minijobber hätten überhaupt kein Problem, woanders unterzukommen: „Die Gastronomie sucht genauso wie der Einzelhandel händeringend Leute“, sagt Andreas Harnack. Er warnt, die Arbeitgeber der Gebäudereinigung spielten „ein gefährliches Spiel“: „Sie sind dabei, ihr wichtigstes Kapital zu verlieren: Die Menschen, die für sie eine saubere Arbeit machen.“
Warn-Notruf an Bundestagsabgeordneten
Monat für Monat wachse der finanzielle Druck auf die Beschäftigten der Gebäudereinigung. Bei Lebensmitteln seien die Preise „geradezu explodiert“. „Ein Preisschub von über 27 Prozent bei Nahrungsmitteln innerhalb von nur zwei Jahren – das schlägt eins zu eins durch. Denn wer in der Gebäudereinigung arbeitet, der hat kein Polster im Portemonnaie.“
Die IG BAU Baden-Württemberg appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten, den „Warn-Notruf der Gebäudereinigung“ mit nach Berlin zu nehmen. „Solange sich Arbeitgeber in der Krise so verantwortungslos wie Unternehmer der Gebäudereinigung aus der Affäre ziehen, bleibt nur der Ruf nach staatlicher Hilfe“, sagt Andreas Harnack.
(Quelle: IG BAU)